Er war Gründungsmitglied der Grünen und machte sich früh einen Namen als "Aufdecker": Peter Pilz ist ein Urgestein der österreichischen Politik. Ein Porträt.

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Über 30 Jahre saß Peter Pilz für die Grünen im Parlament. Bei der Nationalratswahl tritt er jetzt mit einer eigenen Liste an.

Der Politiker und Autor wurde am 22. Jänner 1954 im steirischen Kapfenberg geboren. Von 1964 bis 1972 besuchte er das Bundesrealgymnasium in Bruck an der Mur, wo er 1972 maturierte. Von 1973 bis 1979 studierte er Volkswirtschaft und Politikwissenschaften an der Universität Wien.

Während seiner Studienzeit war er Mitglied der trotzkistischen Gruppe Revolutionäre Marxisten. Pilz war einige Zeit als freier Autor und Sozialwissenschaftler tätig, bevor er sich für eine politische Laufbahn entschied.

Karriere als Aufdecker

Er ist Gründungsmitglied der Grünen und zog nach der Nationalratswahl 1986 für die Partei ins österreichische Parlament ein.

Große öffentliche Aufmerksamkeit erlangt er 1988 als Aufdecker im parlamentarischen Untersuchungsausschuss zur "Lucona-Affäre" und zum "Noricum-Skandal". Pilz betont, dass er durch seine Erziehung zum Aufdecker wurde: Er sei im Geist aufgewachsen, dass es Ungerechtigkeit nicht geben dürfe.

Wiener Landtag, Bundesvorstand, Nationalrat

1991 legte Pilz sein Nationalratsmandat zurück und zog als Spitzenkandidat der Grünen in den Wiener Landtag ein, wo er bis 1999 Abgeordneter und Mitglied des Wiener Gemeinderates war. Bis 1997 war er auch Klubobmann der Grünen Fraktion.

Von 1992 bis 1994 war er erster Bundessprecher der Grünen. Seit 1999 ist Peter Pilz für die Grünen wieder Abgeordneter zum Nationalrat. Von 2010 bis 2012 war er auch Mitglied des Bundesvorstandes der Grünen Österreich.

Ab April 1998 war Pilz an der Aufdeckung und Aufarbeitung des österreichischen "Baukartells" beteiligt. Im Zusammenhang mit dieser Affäre wurde er von der Baufirma Teerag Asdag auf 100 Millionen Schilling verklagt.

Pilz gewann das Verfahren und die Manager der Firmen wurden rechtskräftig verurteilt.

Von 2006 bis 2007 war Pilz Vorsitzender des parlamentarischen Eurofighter-Untersuchungsausschusses.

Peter Pilz gründet eigene Liste

Nach seinem Scheitern bei der Listenwahl um Platz vier Ende Juni 2017 kündigte Pilz erst seinen Rückzug aus dem Nationalrat an, überlegte es sich dann aber anders.

Am 25. Juli 2017 gab er bekannt, dass er mit seiner eigenen Liste zur Nationalratswahl 2017 antreten wird, als "Liste Pilz", mit der Farbe: Transparent.

Die Liste Pilz hat kein eigentliches Parteiprogramm, die Kandidatinnen und Kandidaten seien das Programm. "Die Zusammenarbeit mit ihm ist sehr gut, sonst würde ich das nicht machen. Natürlich ist er an vorderster Front, aber wir ziehen alle an einem Strang, jeder auf der Liste ist eine Art Co-Founder", erläutert Stephanie Cox, Spitzenkandidatin der Liste Pilz in Wien.

Pilz und sie verbinde ein "sehr starker Gerechtigkeitssinn", betont die Quereinsteigerin im Gespräch mit unserer Redaktion. "Was seine Beziehung zu Menschen und seiner Vergangenheit angeht, das ist etwas, das ich nicht beurteilen kann und will."

Einzelgänger im Gemeindebau

Privat ist der sonst so konfliktfreudige Peter Pilz eher zahm, was er seinem Leben mit seiner Ehefrau zuschreibt, die in der Öffentlichkeit nahezu unbekannt ist.

Seit den 1970er-Jahren wohnt er in einer kleinen Gemeindewohnung im Goethe Hof in Wien.

Er ist in der Spaß-Band "Prinz Pezi und die Staatssekretäre" aktiv und gründete mit Titus Vadon eine Band namens "Die Lasso Brüder".

Als er vor 20 Jahren die Diagnose Prostatakrebs bekam, war der Schock groß. Pilz wurde erfolgreich operiert, der Tumor kam nicht wieder und gilt als ausgeheilt.

Das Image des Einzelgängers in der Politik spiegelt sich auch in seinen Hobbys wider. Fliegenfischen, Bergsteigen, Tauchen, Kochen und das Sammeln von Pilzen und Uhren gibt er als Freizeitbeschäftigungen an. Sein Rückzugsort ist eine Hube bei Kapfenberg, die er von seinen Eltern geerbt hat.

Im Rahmen der Nationalratswahl stellen wir Ihnen die Spitzenkandidaten der aussichtsreichsten Parteien genauer vor. Hier finden Sie die Porträts zu Christian Kern (SPÖ), Sebastian Kurz (ÖVP), HC Strache (FPÖ), Ulrike Lunacek (Grüne) und Matthias Strolz (NEOS).

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