In dieser Stunde als grüne Spitzenkandidatin in die Nationalratswahl zu starten, ist wagemutig. Ulrike Lunacek tut es trotzdem. Die Frau, die stets ihre Stimme für Europa erhebt, für Frauen und für Homosexuelle, kämpft auch diesmal. Ein Porträt.

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Sie will retten, was zu retten ist. Nach der Übernahme der ÖVP durch Sebastian Kurz, dem Rücktritt der langjährigen Grünen-Chefin Eva Glawischnig und den schlechten Umfragewerten für die Grünen kann es für die Kämfperin Ulrike Lunacek, Spitzenkandidatin der Grünen für die Nationalratswahl, nur darum gehen, ein weiteres Sinken des grünen Schiffes zu verhindern.

Geboren wurde Ulrike Lunacek am 26.Mai 1957 in Krems an der Donau. Nach dem Besuch der Volksschule in Amstetten wechselte sie ins Gymnasium in der Kleinen Sperlgasse im 2. Wiener Gemeindebezirk.

Sie verbrachte mit 16 Jahren ein Jahr im Ausland an einer Highschool in Boone (Iowa, USA). 1975. Nach Beendigung der Schule absolvierte sie ein Dolmetscherstudium an der Universität in Innsbruck für Englisch und Spanisch, das sie 1983 abschloss.

Frühes soziales Engagement

Schon früh zeigte sich ihr soziales Engagement. In den 80er-Jahren beteiligte sie sich aktiv am Aufbau des Frauenhauses Innsbruck und leistete dort auch Sozialarbeit. Nach ihrem Dolmetscher-Studium gab sie ab 1985 Flüchtlingen Deutschunterricht.

Lunacek war Redakteurin des Südwind-Magazins, ihre Themen dort waren die internationale Entwicklungspolitik, Kultur und Gesellschaft. Eine weitere Station war der Job als Pressereferentin des österreichischen Informationsdienstes für Entwicklungspolitik.

Erste offen lesbische Abgeordnete

Lunaceks politisches Interesse begann 1995 mit der Moderation des "Appells an die Vernunft", veranstaltet von österreichischen Lesben- und Schwulenforum im Palais Auersperg.

Darauf folgte ihre Kandidatur für die Grünen. Sie war die erste offen lesbische Politikerin im Nationalrat und Mitglied der Grünen Andersrum. 1995 kam sie zum Grünen Parlamentsklub

Nach zwei Jahren als Bundesgeschäftsführerin zog sie als entwicklungspolitische Sprecherin und Sprecherin für die Gleichstellung von Lesben, Schwulen und Transgenders in den Nationalrat ein.​

Schwieriges Coming-out

Ihr Coming-out hatte Lunacek 1980. Da sie aus einem sehr konservativen Elternhaus stammt, fiel ihr die Entscheidung, es ihren Eltern zu erzählen, ziemlich schwer. Ihr Vater war Generaldirektor der Raiffeisenwarenzentrale.

Mit Ihrer Lebensgefährtin, Rebecca Sevilla, einer gebürtigen Peruanerin, ist Lunacek bereits seit 24 Jahren liiert. Kennengelernt hat sich das Paar vor 28 Jahren in Wien, als dort gerade die Weltkonferenz der internationalen Lesben- und Schwulenorganisation stattfand. Heute führen die beiden eine Fernbeziehung, da ihre Partnerin in Brüssel für die Organisation "Education International" arbeitet.

Breitgefächertes Engagement

Lunacek ließ sich allerdings nie auf ihr Engagement für die Akzeptanz von Homosexuellen Menschen einengen.

Derzeit fungiert Ulrike Lunacek als Delegationsleiterin der österreichischen Grünen im Europaparlament, seit 2014 zählt sie zu den 14 Vizepräsidenten des Europäischen Parlaments.

Nach Eva Glawischnigs Rücktritt wurde Lunacek am 19. Mai 2017 vom Parteivorstand zur Spitzenkandidatin der Partei für den Nationalrat 2017 gewählt. Die Kämpferin übernahm die Position als Spitze der Grünen in turbulenten Zeiten.

Nach ihrer Zukunft befragt, gibt sie an, dass sie in zehn Jahren in Peru leben und Bücher vom Spanischen ins Deutsche übersetzen möchte.

Im Rahmen der Nationalratswahl stellen wir Ihnen die Spitzenkandidaten der aussichtsreichsten Parteien genauer vor. Hier finden Sie die Porträts zu Christian Kern (SPÖ), Sebastian Kurz (ÖVP), HC Strache, (FPÖ), Ulrike Lunacek (Grüne), Peter Pilz und Matthias Strolz (NEOS).
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