Wie weit die Ansichten von Donald Trump und dem US-Virologen Anthony Fauci in Sachen Corona-Pandemie auseinander liegen, konnte man über Monate hinweg anschaulich beobachten. Während der US-Präsident wenige Tage vor der Wahl nicht aufhört, das Virus zu verharmlosen, stimmt der Wissenschaftler die Bürger auf düstere Monate ein: Die USA könnten vor dem Winter "unmöglich schlechter positioniert sein."
Kurz vor der Wahl in den USA hat der führende US-Gesundheitsexperte Anthony Fauci die Amerikaner auf eine Verschlechterung der Pandemie-Lage eingestimmt.
"Uns steht eine ganze Menge Leid bevor. Es ist keine gute Situation", sagte Fauci der "Washington Post" in einem am Samstagabend veröffentlichten Interview. Die USA könnten vor dem Herbst und Winter "unmöglich schlechter positioniert sein".
Über 99.000 registrierten Neuinfektionen in den USA
Nach Daten der Johns-Hopkins-Universität (JHU) überschritten die USA am Freitag erstmals die Marke von 99.000 registrierten Neuinfektionen.
Fauci gehört zur Coronavirus-Arbeitsgruppe des Weißen Hauses. Während Präsident
Trump hat den renommierten Experten in der Vergangenheit mehrfach kritisiert, ihm Fehler vorgeworfen und ihn zuletzt als "Katastrophe" bezeichnet.
Nach den JHU-Statistiken hat die Pandemie in den USA bisher mehr als 230.000 Menschen das Leben gekostet. Trump hatte vor wenigen Tagen Ärzte beschuldigt, auch mit dem Coronavirus infizierte Herz- und Krebskranke nach deren Tod fälschlich als COVID-19-Tote zu registrieren, um mehr Geld zu machen.
Fauci rechnet mit Trumps neuem Corona-Berater ab
Eine Mehrheit der Amerikaner bescheinigt Trump in Umfragen ein schlechtes Krisenmanagement. Fauci genießt in Befragungen deutlich mehr Vertrauen als Trump.
Fauci sagte der "Washington Post", er habe zuletzt Anfang Oktober mit Trump gesprochen, als dieser wegen seiner COVID-19-Erkrankung im Militärkrankenhaus behandelt wurde.
Fauci kritisierte den Radiologen Scott Atlas, der Trump inzwischen zum Coronavirus berät. "Ich habe echte Probleme mit dem Typen", sagte Fauci. Atlas rede über Dinge, "von denen ich glaube, dass er keine wirklichen Einsichten oder Kenntnisse oder Erfahrungen hat. Er redet ständig über Dinge, die, wenn man sie seziert und analysiert, keinen Sinn ergeben."
Die Kommunikationsdirektorin des Weißen Hauses, Alyssa Farah, wies Faucis Kritik am Sonntag im Sender Fox News zurück. Sie räumte aber auch ein, dass es "einige Meinungsverschiedenheiten" zwischen den Experten der Coronavirus-Arbeitsgruppe des Weißen Hauses gebe.
Endspurt im US-Wahlkampf
Trump hält im Endspurt des Wahlkampfs zahlreiche Massenkundgebungen. Alleine für Sonntag waren fünf Auftritte des Republikaners geplant. Seine Anhänger tragen bei den Veranstaltungen meist keine Maske, das gilt auch für Trump selber.
Sein demokratischer Herausforderer Joe Biden ist ebenfalls auf Wahlkampftour, beachtet bei seinen Kundgebungen aber die von Experten empfohlenen Schutzmaßnahmen. Biden wirft Trump vor, beim Schutz der Amerikaner in der Pandemie versagt zu haben. In den USA wird an diesem Dienstag gewählt. (jwo/dpa)
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