Die Zeitumstellung ist unbeliebt, vor allem in Deutschland. Eine Initiative der Europäischen Union, diese abzuschaffen, versandete dennoch. Der ehemalige Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker übt deshalb deutliche Kritik an den Regierungschefs der Mitgliedsstaaten.

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Jean-Claude Juncker bedauert, dass die EU es bis heute nicht geschafft hat, die Zeitumstellung abzuschaffen, obwohl sich viele Menschen dafür ausgesprochen haben. "Ich hatte mich dieses Themas bemächtigt, weil viele Europäer das wünschten. Es wird immer kritisiert, die Kommission sei meilenweit entfernt vom Lebensgefühl der Menschen. Damals waren wir mitten im Lebensgefühl, die Regierungen nicht", sagte der ehemalige Präsident der Europäischen Kommission im Gespräch mit unserer Redaktion.

Juncker: Verhalten des Rats "nicht nachvollziehbar"

In einer Umfrage der EU hatten sich 2018 über 80 Prozent der Teilnehmer für die Abschaffung der Zeitumstellung ausgesprochen. Rund 4,6 Millionen Europäer hatten sich damals an der Umfrage beteiligt – so viele wie nie zuvor bei einer von der EU aufgelegten Online-Befragung. Die Kommission unter Junckers Vorsitz legte daraufhin einen entsprechenden Gesetzentwurf vor. Das Europäische Parlament stimmte zu, verschob das Aus aber auf 2021. Dann passierte: nichts mehr.

Denn der Europäische Rat, das Gremium der Staats- und Regierungschefs, zog nicht mit. Hier wäre jedoch eine Mehrheit erforderlich gewesen. Seitdem liegen die Pläne auf Eis – zu Junckers Unverständnis. "Die Regierungen sind abgetaucht, aus Gründen, die mir nicht nachvollziehbar erklärt wurden", kritisiert er und fügt hinzu: "Ich bedauere das."

Juncker wirft dem Gremium vor, den Vorschlag der Kommission "nur oberflächlich begutachtet" zu haben. "Es ging ja nicht darum, dass wir überall in Europa dieselbe Zeitrechnung haben – Portugal und Finnland sind zwei verschiedene Dinge. Es ging darum, nicht mehr umstellen zu müssen."

Zeitumstellung bewegt Deutsche mehr als andere Europäer

Derzeit gibt es in der EU drei Zeitzonen. Die Mitgliedsstaaten können frei entscheiden, welcher Zeitzone sie angehören wollen. Unabhängig davon müssen sie am letzten Sonntag im März auf Sommerzeit umstellen und am letzten Sonntag im Oktober zu ihrer Standardzeit, auch Winterzeit genannt, zurückkehren. Der Vorschlag der Kommission sah vor, dass die Mitgliedsstaaten ihre Normalzeit weiterhin wählen können, diese jedoch ganzjährig gilt.

Vor allem in Deutschland erhitzt das Thema die Gemüter: Rund zwei Drittel der Umfrage-Teilnehmer von 2018 kamen aus Deutschland. Gesprächsstoff also für Ostern – denn in der Nacht von Karsamstag auf Ostersonntag ist es wieder so weit.

Verwendete Quellen:

Zeitumstellung

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