Dass der FC Bayern München mit 1:5 gegen Eintracht Frankfurt verlor, lag nicht nur an den vielen individuellen Patzern. Auch Trainer Thomas Tuchel beging Fehler, weil er seine Mannschaft direkt vor dem Spiel verwirrte und zudem eine fragwürdige Aufstellung wählte.

Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Oliver Jensen sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfließen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Der Frust ist groß! Das 1:5 des FC Bayern München bei Eintracht Frankfurt war das wohl schlechteste Spiel in der Amtszeit von Thomas Tuchel. Zum ersten Mal kassierte der FC Bayern unter seiner Leitung fünf Gegentore. Dementsprechend hart beurteilte er die Leistung seiner Mannschaft.

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"Wir sind für das, was wir zugelassen haben, sehr hart bestraft worden", sagte er. "Wir haben viele Halbchancen unterschätzt und haben deswegen durch viele Halbchancen Gegentore kassiert. Wir sind früh in Rückstand geraten und haben eigentlich nichts von dem, was wir uns vorgenommen haben, auf den Platz gebracht. Daher geht der Sieg für Frankfurt in Ordnung."

Die individuellen Fehler: zu viele und eklatant

Dem FC Bayern unterliefen ungewohnt viele Patzer. Vor dem 0:1 bekam Außenverteidiger Noussair Mazraoui den Ball nicht geklärt. Bei dem 0:2 wurde Innenverteidiger Min-Jae Kim schülerhaft ausgespielt. Der Konter zum 0:3 resultierte aus einem fatalen Fehlpass von Joshua Kimmich, der Gegenangriff zum 1:4 aus einem Ballverlust von Innenverteidiger Dayot Upamecano.

"Die individuellen Fehler waren zu viel und im heutigen Spiel auch eklatant. Ich habe keine Erklärung für die individuellen Fehler", gab Tuchel zu. "Aber es waren keine Fehler, die automatisch dazu führen müssen, dass jemand dann alleine auf unser Tor zuläuft. Wir waren nach den individuellen Fehlern meist in Überzahl. Aber wir haben es nicht hinbekommen, uns in Überzahl so zu verhalten, dass kein Gegentor passiert."

Tatsächlich wären einige Gegentore noch in letzter Konsequenz zu verhindern gewesen. Ein Beispiel: Der Gegentreffer zum 0:2 resultierte zwar aus einem schwachen Abwehrverhalten von Kim. Jedoch hätten Alphonso Davies und Upamecano noch die Gelegenheit gehabt, den Torschützen Eric Ebimbe am Abschluss zu hindern – taten sie aber nicht.

Tuchel verwirrte die eigene Mannschaft

Doch Tuchel wälzte die Verantwortung nicht nur auf seine Spieler ab. Stattdessen gab er zu, selber Fehler gemacht zu haben. Der Trainer ließ sich nämlich von der gegnerischen Aufstellung irritieren. "Wir hatten eine Viererkette erwartet. Es war auch eine Viererkette. Auf dem Spielberichtsbogen sah es aber aus wie eine Fünferkette", erklärte Tuchel.

"Wir haben dann kurz vor dem Spiel noch einmal eine Variante durchgesprochen, falls Frankfurt mit einer Fünferkette spielt. Vielleicht war das ein Puzzleteil, das wir kurz vor dem Spiel noch einmal zu viele Informationen weitergegeben haben."

Das würde bedeuten: Tuchel hat seine eigenen Spieler verwirrt, weil er die Aufstellung von Eintracht Frankfurt falsch interpretierte.

Wählte Tuchel die falsche Aufstellung?

Auch mit der Aufstellung lag Tuchel offenbar daneben, weil er den Stürmer Eric Maxim Choupo-Moting als offensiven Mittelfeldspieler auflaufen ließ. "Wir hatten erwartet, dass Frankfurt uns hoch anläuft und hoch presst. Deshalb wollten wir uns mit langen Bällen über Choupo befreien", sagte Tuchel.

Der Plan ging schief! Insbesondere im Zentrum ereigneten sich ungewohnt viele Ballverluste. "Wir haben heute wenig Argumente für das, was wir gemacht haben, weil es einfach nicht gut ausgesehen hat. Die Verantwortung dafür liegt bei mir, denn wir haben uns für diese Aufstellung entschieden. Wir nehmen die Kritik an und sind die ersten, die sich hinterfragen", so der Trainer.

Thomas Müller fordert Reaktion

Thomas Müller, der erst in der 66. Minute eingewechselt wurde, ordnete die Niederlage bei "sky" trotz der Höhe sachlich ein. "Ich hatte nicht das Gefühl, dass wir nicht wollten. Aber Frankfurt hat das einfach noch mehr durchgezogen und die Dinger erzwungen", sagte der Offensivspieler.

"Es kamen viele individuelle Fehler zusammen. Aber grundsätzlich ist es mir lieber, dass das alles in einem Spiel passiert. Und dann können wir weitermachen. Das wird auch passieren. Wir verlieren nicht den Kopf. Wir werden zurückschlagen, wir werden zurückkommen - aber wir haben nicht viel Zeit."

Dienstagabend steht das Champions-League-Auswärtsspiel bei Manchester United an. Dieses hat für den FC Bayern zwar sportlich keine Bedeutung mehr, weil sie ohnehin als Gruppensieger feststehen. Doch Müller stellte klar: "Da muss eine Reaktion folgen, da muss der Wut-Motor angehen."

Der FC Bayern darf nicht "auf diesem Niveau weiterspielen"

Selbiges erwartet Tuchel von seiner Mannschaft: "Der Spielplan dominiert ohnehin unsere Reaktion. Wir spielen jetzt gegen Manchester, dann gegen Stuttgart. Wir können unter keinen Umständen auf diesem Niveau weiterspielen, weil wir dann einfach zu viele Chancen zulassen."

In den letzten beiden Bundesligaspielen des Jahres gegen den VfB Stuttgart (17. Dezember) und beim VfL Wolfsburg (20. Dezember) darf sich der FC Bayern keine Ausrutscher erlauben, weil ansonsten der Rückstand auf den Tabellenführer Bayer Leverkusen zu groß werden könnte.

Verwendete Quellen:

  • Pressekonferenz nach dem Spiel Eintracht Frankfurt – Bayern München


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