- Am 17. Dezember startet die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) mit einem neuen Modus in die Corona-Saison.
- Fehlende Fans in den Stadien könnten sich auf das Spiel auswirken.
- Die Vereine befinden sich in finanziellen Schwierigkeiten und verlieren durch die Geisterspiele einen Großteil ihrer Einnahmen.
Die Kufen flitzen wieder über das Eis, dem Puck hinterher, die Schläger klopfen und brettern, bei jeder Kurve kratzt das Metall in das Eis, Schnee spritzt – und die Spieler jubeln, wenn der Puck ins Tor geht. Nur die Fans, sie sind nicht zu hören in den Eishallen der Eishockey-Teams.
Am 17. Dezember startet die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) in die neue Saison. Nach monatelangen Gesprächen haben sich die Liga und alle Klubs auf einen Zeitrahmen und einen neuen Modus einigen können. Doch das eisige Kartenhaus ist fragil.
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hat am vergangenen Montag ein generelles Verbot von Hallensport, also auch Eishockey, in Betracht gezogen. Ihm zufolge sei der Hallensport bei "den momentan hohen Fallzahlen nicht sicher zu begleiten und auch mit Corona-Tests der Sportler nicht sicher zu machen", sagte
Eishockey unter Pandemie-Bedingungen
Die Liga hat die Teams für die bevorstehende Spielzeit in zwei Gruppen eingeteilt: Gruppe Nord und Gruppe Süd, beide jeweils mit sieben Teams. An 28 Regionalspieltagen (24 für jedes Team) spielen die Mannschaften gegen Teams derselben Gruppe, nur an 14 Spieltagen geht es gegen Teams der anderen Gruppe. Das soll lange Reisen und Hotelübernachtungen verhindern.
Die besten vier Teams jeder Gruppe spielen im K.o.-Modus um den Titel. Der neue Modus bietet zwei Vorteile: weniger gesundheitliches Risiko und geringere Kosten. "Es ist für die Klubs eine Erleichterung, da die Reisen nicht so anfallen wie sonst", schreibt die DEL auf Anfrage unserer Redaktion. "Die Gruppeneinteilung ist wirtschaftlich sinnvoll", lautet auch die Einschätzung des früheren Eishockey-Spielers und heutigen Sport1-Kommentators Rick Goldmann im Gespräch. Viel mehr würde aktuell nicht zählen.
Für die Spieler sei der neue Modus ohnehin nicht so wichtig. "Der Spieler möchte zu aller erst seine Sportart ausüben. Ob sich der Spieler mit dem Modus beschäftigt, wage ich zu bezweifeln", sagte er. "Viel wichtiger für den Spieler ist die Frage: Wie gehe ich mit der Situation um, dass es in dieser Saison viele Unwägbarkeiten gibt? Wie schaffe ich es, mental stark zu sein?"
Faktor X fehlt - Eishockey ohne Fans in der Halle
Risikominimierung hat oberste Priorität - wie aktuell in jeder anderen Profiliga. Dazu gehören die Hygienekonzepte der Teams und leere Hallen. Befremdlich bei einer Sportart, die von Emotionen lebt. "Die Sportart Eishockey ist näher an den Fans, als es der Fußball bisher war. Die Stimmung ist schon etwas sehr spezielles", sagt Goldmann. In Eishockey-Städten wie Berlin und Mannheim befeuern sich die tosenden Fans und die Mannschaften gegenseitig. Nun Stille. Ändert sich alles?
Für Goldmann könnten die fehlenden Fans durchaus Auswirkungen auf das Spiel haben. "Ich könnte mir vorstellen, dass gewisse aufgeheizte Situationen im Spiel nicht eskalieren", sagt der frühere Profi der Adler Mannheim, des ERC Ingolstadt und des EHC München. Genauer müsse man das während der Saison beobachten.
Saisonstart "bitter nötig"
Auch, wenn sie nicht in die Halle dürfen, die Zuschauer bekommen wieder Eishockey zu sehen. Endlich – denn die Fans vieler anderer Sportarten mussten sich nicht so lange gedulden. Seit Mitte März sind die Eishallen leer.
Aus Goldmanns Sicht war der Start nun bitter nötig: "Als DEL musst du dich zeigen, musst du dich auf den Präsentierteller schieben", sagt er und fügt an: "Und zwar nicht so, dass das zum Nachteil der Gesellschaft ausgelegt werden kann." Dazu gebe es Hygienekonzepte. "Für die DEL ist es unglaublich wichtig, mit Mut und Risikobereitschaft die Saison an den Start zu bringen."
In der heutigen Zeit könne es sich kein Profisport erlauben, eine komplette Saison gar nicht zu spielen. Auch nicht in Coronazeiten. "Da schauen die Kinder drauf, die Fans, das ist eine Fahne, die wehen muss", beschreibt Goldmann. Ähnlich wie dem Eishockey geht es beispielsweise dem Handball, Volleyball oder Hockey. Sportarten, die in Sachen Popularität und finanziellen Möglichkeiten weit weg sind vom Fußball.
Die Saison 2020, schon jetzt ein finanzielles Fiasko
Mit den Fans bricht den DEL-Teams die Haupterlösquelle weg. Die DEL möchte unserer Redaktion keinen genauen Anteil sagen, spricht von "mindestens der Hälfte". Das ZDF berichtete, dass die Umsätze an Spieltagen rund 75 Prozent des Gesamtetas der Teams ausmachen.
13 von 14 Teams haben eine Corona-Hilfe vom Staat beantragt, bei vielen ist der Antrag aber noch nicht bewilligt. Bei einigen Klubs sind die Spieler in Kurzarbeit. Die Gehälter wurden um etwa 60 Prozent gekürzt. Die finanzielle Not ist groß, die Teams und die gesamte Liga sind auf ihre TV-Verträge und die Sponsoren angewiesen. Die Auswirkungen werden erst in einigen Monaten sichtbar werden. Bis dahin soll nun wieder gespielt werden.
Verwendete Quellen:
- Interview mit Rick Goldman
- Gespräch und schriftliches Statement von der DEL
- DEL.de: Penny DEL-Saison 2020/21 startet mit 14 Klubs
- Sportschau.de: DEL-Saisonstart: Wahnsinn oder Wagnis?
- Sportschau.de: DEL beschließt Saisonstart – mit Nord- und Südgruppe
- Volksfreund/dpa: Karl Lauterbach vor Corona-Gipfel: Hallensport derzeit nicht sicher
- ZDF: DEL vor Start in Corona-Saison – hart am Limit, Sportreportage vom 15.11.2020
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