• Präsidium des Hamburger SV tritt mit sofortiger Wirkung zurück.
  • In der Führung des Vereins herrschte seit Monaten Streit.
  • Jetzt warten die Mitglieder auf die Versammlung im Sommer.

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Mit dem Rücktritt des kompletten Präsidiums erlebt der Machtkampf im Hamburger SV e.V. eine neue Wendung. In einem gemeinsamen Brief an die über 87 000 Mitglieder erklärten Präsident Marcell Jansen und seine mit ihm zerstrittenen Stellvertreter Thomas Schulz und Moritz Schaefer am Dienstagabend ihren zu diesem Zeitpunkt überraschenden Schritt.

"Liebe Mitglieder, liebe HSVer, nach sehr intensiven und zielführenden Gesprächen in den vergangenen Tagen haben wir uns als Präsidium gemeinsam dazu entschlossen, mit sofortiger Wirkung von unseren Präsidiumsämtern zurückzutreten und so die zuletzt vorhandenen Meinungsverschiedenheiten im Präsidium nicht mehr zu einem Themenfeld innerhalb unseres Vereins zu machen", hieß es in dem Schreiben.

Auf der nächsten ordentlichen Mitgliederversammlung im Sommer solle dann ein neues Führungsgremium gewählt werden. Bis dahin werden der Geschäftsführer Kumar Tschana und Michael Papenfuß interimsmäßig den Club führen.

Schon seit Monaten schwelt zwischen Präsident Jansen auf der einen und seinen Vizepräsidenten Schulz und Schaefer auf der anderen Seite ein Streit. Dabei ging es unter anderen um die Kandidaten für den Aufsichtsrat der Fußball-AG des Tabellenführers der 2. Bundesliga und um den möglichen Verkauf weiterer Anteile. Zuletzt konnte sich das Trio bis zum Dienstag vergangener Woche nicht einmal auf einen Termin für eine außerordentliche Mitgliederversammlung verständigen.

Immer wieder Unruhe in der Vereinsspitze

Auf der Versammlung sollte es um den Abwahlantrag gegen Vize Schulz gehen. Diesen hatte der HSV-Ehrenrat, unterstützt von allen anderen Gremien des Vereins, eingebracht. Der Ehrenrat hatte den in der HSV-Geschichte einmaligen Abwahlantrag vom 19. Januar damit begründet, dass Schulz' Handeln nicht mehr tragbar und das Vertrauen aller Gremien in ihn verloren gegangen sei.

Konkreter war es im Antrag nicht geworden. Schulz hatte die Vorwürfe in einem Facebook-Eintrag einen Tag später zurückgewiesen. Mit dem nun erfolgten Rückzug des Präsidiums ist die außerordentliche Mitgliederversammlung hinfällig.

Der seit dem Januar 2019 amtierende Jansen genießt die Rückendeckung aller HSV-Gremien und auch von Investor Klaus-Michael Kühne. Schulz und Schaefer waren noch als Mitglieder des Teams von Bernd Hoffmann in das Präsidium eingezogen.

Der 58-jährige Hoffmann war Anfang 2018 zunächst als Präsident gewählt worden, dann im Mai 2018 zunächst interimsweise und im September 2018 endgültig vom Aufsichtsrat zum Vorstandschef der Fußball-AG bestellt worden. Sein Amt als Präsident legte er nieder.

Im März 2020 beschloss der Aufsichtsrat mit 5:2 Stimmen, Hoffmann zu beurlauben. Auch Jansen hatte als Aufsichtsratmitglied für die Abbestellung Hoffmanns gestimmt. Dessen Freunde Schulz und Max-Arnold Köttgen votierten dagegen und traten aus dem Gremium zurück. Bis zum 30. Juni muss der Aufsichtsrat wieder von fünf auf sieben Personen aufgestockt werden. Jansen wird trotz des Rücktritts als Präsident vorerst weiter im Aufsichtsrat bleiben.

Schulz und Schaefer war unterstellt worden, die Verhältnisse in dem Kontrollgremium kippen zu wollen, was dann auch für Sportvorstand Jonas Boldt und Finanzvorstand Frank Wettstein Konsequenzen haben würde.

(br/dpa)

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