Belastungs-Zoff in der Handball-Bundesliga: Ex-Bundestrainer Christian Prokop kritisiert seinen Nachfolger nach dem Spiel gegen die Türkei deutlich. Der Stein des Anstoßes: Deutschlands Olympia-Held Renars Uscins.

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Für die deutschen Handball-Nationalspieler geht es Schlag auf Schlag: Nach dem 36:29-Sieg im EM-Qualifikationsspiel gegen die Türkei am vergangenen Sonntag steht für viele Vereine bereits am Mittwoch das nächste Spiel im DHB-Pokal auf dem Programm.

Vor dem Achtelfinale gegen die SG Flensburg-Handewitt hat sich Ex-Bundestrainer Christian Prokop, mittlerweile Coach beim Bundesligisten TSV Hannover-Burgdorf, zum eng getakteten Spielplan geäußert – und dabei seinen Nachfolger, Bundestrainer Alfred Gislason, kritisiert. Bei Prokop sorgte dabei vor allem die Spielzeit von Nationalspieler und Hannover-Star Renars Uscins für Unmut.

"Ich muss ehrlich sein und schauen, dass wir am Mittwoch fit sind", begann er seinen Monolog auf der Pressekonferenz vor der Partie: "Es hat mir persönlich nicht gefallen, wie lange Renars beispielsweise gestern spielen musste. Bei allem Respekt – gegen die Türkei glaube ich, dass die deutsche Handball-Nationalmannschaft das auch packt und gewinnt und auch gute Leute hat, mit Lichtlein und Beneke auf der Position."

"Wir können über Ansetzungen und Regenerationsphasen philosophieren, aber das wird nicht viel bringen."

Hannover-Trainer Christian Prokop

Uscins spielte gegen die Türkei, die nicht gerade als Handball-Großmacht bekannt ist, fast über die gesamte Spielzeit von 60 Minuten. Aus Sicht von Prokop deutlich zu viel: "Das ärgert mich schon ein bisschen, das hätte ich mir anders gewünscht, aber es ist jetzt so. Wir müssen schauen, dass wir zusammen fit werden, weil wir eine Energieleistung für Mittwoch brauchen."

Das Problem der vielen Spiele innerhalb kürzester Zeit sei laut Prokop nicht zu ändern und bereits seit Jahren vorhanden. Eine wirkliche Lösung gibt es seiner Meinung nach nicht: "Wir können über Ansetzungen und Regenerationsphasen philosophieren, aber das wird nicht viel bringen", erklärte er.

Uscins gehört auch in Hannover zu den Leistungsträgern

Dennoch könne man die Belastung der Spieler besser steuern, sagte Prokop, der in Bezug auf Uscins noch nachlegte: "Vor allem bei einem Spieler, der Deutschland zu Olympia geschossen und zur Silbermedaille verholfen hat und hier im Verein eine Riesen-Verantwortung hat. Wir haben alle nichts davon, wenn sich der Junge aufgrund von Überbelastung verletzt."

Auch bei den "Recken" der TSV Hannover-Burgdorf gehört Uscins zu den absoluten Leistungsträgern. Es ist also davon auszugehen, dass der 22-Jährige auch am Mittwoch im Pokal-Achtelfinale gegen Flensburg etliche Minuten auf der Platte stehen wird. So oder so: Die enorme Belastung im Profihandball ist und bleibt ein großes Problem – das zeigt die neueste Kritik von Prokop wieder einmal eindrücklich.

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