Zwei gedopte Schwestern und ein ambitionierter Vater: Die Leichtathletik-Kontroverse um die Familie Benfares spitzt sich zu. Nun hat sich Samir Benfares auch zu den Vorwürfen gegen seine jüngere Tochter Sofia geäußert.

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Der Skandal begann Ende Januar, als die für Deutschland startende Läuferin Sara Benfares von der Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA) vorläufig suspendiert wurde. Bei der 22-Jährigen wurde das verbotene Blut-Dopingmittel Epo und ein zu hoher Testosteronspiegel nachgewiesen. Doch die Kontroverse eskalierte, als auch Saras jüngere Schwester Sofia positiv auf Epo getestet wurde.

Krebsdiagnose als Grund

Ihr Vater und Trainer, Samir Benfares, selbst ehemaliger Mittelstreckenläufer, versucht verzweifelt, die Vorwürfe zu entkräften. Er behauptet, Saras positive Tests seien auf eine Knochenkrebserkrankung und die entsprechende Behandlung zurückzuführen. Er gab an, dass ein Antrag auf rückwirkende therapeutische Verwendungsgenehmigung gestellt wurde, um die Verwendung der Substanzen zu therapeutischen Zwecken zu rechtfertigen. Doch die Zeitpunkte der Diagnose und der medizinischen Maßnahmen werfen ernste Fragen auf.

Anfänglich wurde behauptet, dass die Diagnose im August 2023 erfolgte und eine dringende Behandlung erforderte, was wiederum zu positiven Tests im September 2023 führte. Doch nach erneuten Nachfragen gab Samir Benfares an, dass die Diagnose tatsächlich am 18. September gestellt wurde. Inzwischen werden jedoch Stimmen laut, die behaupten, dass der Krankheitsbefund erst Mitte Januar 2024 bestimmt wurde.

Es gibt auch ernsthafte Bedenken hinsichtlich der angewandten Behandlungsmethoden, insbesondere im Hinblick auf den Einsatz von Testosteron. Carolin Knebel, Oberärztin für Tumororthopädie am Klinikum Rechts der Isar in München, äußert sich skeptisch: "Ich wüsste nicht, bei welcher Tumor-Entität man das überhaupt aus onkologischen Gründen geben würde", betont sie im Gespräch mit der "Süddeutschen Zeitung".

Verwirrung um Leistungen im Behandlungszeitraum

Bei einem Straßenlauf in der Schweiz, etwa einen Monat nach der angeblichen Diagnose, lag Sara dann nur eine Minute hinter der Marathon-Weltmeisterin von 2022. Außerdem postete sie nur sechs Tage später einen langen 20-Kilometer-Lauf mit einem Durchschnittstempo von 3,33 Minuten pro Kilometer. Leistungen, die nach einer angeblichen Chemotherapie eigentlich unmöglich sind.

Auf Nachfrage des französischen Portals "Spe15" behauptete Vater Samir, dass es sich bei den Fotos um Fakes handle, um ihre Sponsoren nicht zu verunsichern. Den sechsten Platz im Rennen in Genf erklärte Samir Benfares mit ihrem "natürlichen Talent".

Erklärungsnot bei Tochter Nummer zwei

Nun wurde auch Saras Schwester Sofia positiv auf Epo getestet. Ihr Vater behauptete zunächst, sie sei nicht über ihre vorläufige Suspendierung informiert worden und er plane rechtliche Schritte gegen die deutschen Medien wegen Diffamierung einzuleiten. Doch der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) veröffentlichte am Donnerstagmorgen eine offizielle Pressemitteilung, in der er erklärt, von der NADA über die vorläufige Suspendierung von Sofia Benfares wegen Dopingverdachts informiert worden zu sein.

Auf erneute Nachfrage wollte sich der 55-Jährige nicht zu den Vorwürfen äußern. Auch seine Kontakte zum umstrittenen rumänischen Trainer Carol Santa, in dessen Umfeld bereits ein Athlet des Epo-Dopings überführt wurde, werfen Fragen auf.

Trotz der wachsenden Kontroverse bleibt Samir Benfares gelassen und behauptet gegenüber Spe15, dass "der Sturm vorüberziehen werde". Er betont, dass Sara bereits ihre Karriere beendet habe und gegen ihre Krankheit kämpfe.

Verwendete Quellen

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