Bei den Australian Open sorgt die eigentlich nur nachgerückte Eva Lys mit ihrem Einzug in die dritte Runde für ein kleines Tennis-Märchen. Was viele nicht wissen: Die 23-Jährige spielt mit einer Autoimmunerkrankung.
Eva Lys ist bei den Australian Open die Überraschungsspielerin des deutschen Tennis. Und das, obwohl sie beim ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres eigentlich schon in der Qualifikation gescheitert war. Doch weil eine andere Spielerin kurz vor dem Start des Turniers doch noch absagte, rückte Lys nach - und gewann prompt ihre ersten beiden Spiele gegen die Australierin Kimberly Birrell und Varvara Gracheva und steht nun erstmals in der 3. Runde. Die gebürtige Ukrainerin scheint aktuell nicht aufzuhalten zu sein.
Doch es gibt auch Momente, in denen Eva Lys eine Pause braucht - auch wenn es aktuell überhaupt nicht danach aussieht. Die 23 Jahre muss im Vergleich zu anderen Sportlerinnen besonders behutsam mit ihrem Körper umgehen. Sie leidet an Spondyloarthritis - einer entzündlichen rheumatischen Erkrankung.
Lys ging erst im Frühjahr 2024 mit ihrer persönlichen Situation kürzlich an die Öffentlichkeit. Die Reaktionen fielen ausnahmslos positiv aus und hätten ihr "sehr viel Mut gemacht", sagte Lys auf SID-Anfrage: "Ich habe mir lange überlegt, ob ich meine Krankheit bekannt mache, denn sie soll keine Entschuldigung für verlorene Matches sein."
Lys weiß seit 2020 von Erkrankung
Sie habe vor allem erklären wollen, weshalb sie ab und an kurzfristig bei Turnieren absagen müsse, sagte Lys damals. "Jetzt ist es raus, und das hat mich auch ein bisschen erleichtert." Der Umgang mit der Krankheit war aber auch da schon nichts mehr Neues für sie. Schon im Jahr 2020 hatten Untersuchungen die Diagnose ergeben. Es folgte eine medikamentöse Einstellung.
Lys ist nicht der einzige prominente Fall einer Spielerin mit einer Autoimmunkrankheit im Tennis. Bei der früheren Weltranglistenersten Caroline Wozniacki wurde 2018 rheumatoide Arthritis festgestellt. "Ich konnte meine Arme nicht anheben, meine Schultern schmerzten, meine Ellenbogen, meine Hände und meine Füße", berichtete die Dänin, die Anfang 2020 ihre Karriere für beendet erklärt hatte - und 2023 auf die Tour zurückkehrte.
Lys will sich bei Grand Slams etablieren
Auch Lys lässt sich von ihren sportlichen Träumen deshalb nicht abbringen. Während Wozniacki auf ihren Start in Australien verzichtete, erlebt Lys dort ein kleines Tennis-Wunder. Die Rolle der Außenseiterin, die eigentlich gar nicht mehr auf dem Platz stehen sollte, scheint ihr besonders zu liegen. "Ich bin immer noch Lucky Loser und werde mit demselben Mindset aufspielen", hatte Lys vor ihrem Zweitrundenspiel angekündigt. Ein Versprechen, das sie direkt in die Tat umsetzte.
Lys' Selbstvertrauen ist mit den Jahren gewachsen. Ihr sei in ihrer sportlichen Karriere oft gesagt worden, sie sei "zu schwach dafür", schrieb Lys in ihrem Post, in dem sie die Erkrankung öffentlich machte: "Desto stärker hat es mich gemacht. Ich bin überzeugt, dass meine Leidenschaft für den Sport mich weiterhin antreiben wird." In Australien hat sich diese Einstellung für sie nun endlich ausgezahlt. (sid/bearbeitet von jum)
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