Emotionen im Zeitraffer beim Deutschen Filmpreis am Freitagabend: Der Favorit "Sterben" war mit vier Preisen der große Gewinner. Mehrfach ausgezeichnet wurden auch "Der Fuchs", "Im Toten Winkel" und "Die Theorie von Allem".

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Emotionaler Abend für die deutsche Filmbranche am Freitag (3. Mai) beim Deutschen Filmpreis in Berlin - und das im Zeitraffer. Jürgen Vogel (56), der selbsternannte Zeitmanager des Abends, kündigte gleich zu Anfang an, man wolle heute "ein bisschen schneller sein". Die Verleihung solle exakt genauso lange dauern wie "Toni Erdmann", so Vogel und startete auf einem kleinen Fernseher auf der Bühne den Film aus dem Jahr 2016.

Tatsächlich ging es dann Schlag auf Schlag: Nicht mal fünf Minuten nach dem Eröffnungsapplaus ging der Preis für die Beste männliche Hauptrolle an Simon Morzé (28) für seine Darstellung in "Der Fuchs". Der ebenfalls nominierte Lars Eidinger (48), nicht im Saal anwesend, freute sich per Videoschalte und mit George Clooney (62) im Hintergrund für seinen Kollegen. Die "pazifistische Fabel", wie sie auch genannt wurde, erhielt auch die silberne Lola für den besten Spielfilm.

Favorit "Sterben" erhält den Hauptpreis

Der Hauptpreis für den besten Spielfilm ging an das dreistündige Familiendrama "Sterben" von Matthias Glasner (59), der mit insgesamt neun Nominierungen als Favorit des Abends galt. "Ich muss zugeben, es war ein echt aufregender Abend. Ich bin ganz schön durch den Wind. Ich freue mich wahnsinnig hierüber. Ich freu mich überhaupt über so vieles in diesem Film", sagte der offensichtlich sehr gerührte Direktor des Films. Und bedankte sich unter anderem bei seiner Frau und seinen Kindern: "Seit ich die drei hab, weiß ich: Liebe ist möglich."

"Sterben" wurde zudem mit dem Preis für die beste Filmmusik ausgezeichnet. Hauptdarstellerin Corinna Harfouch (69) durfte sich über eine Auszeichnung als beste Schauspielerin freuen, während Hans-Uwe Bauer (68) eine Lola als bester männlicher Nebendarsteller bekam. Von einem Ohr zum anderen strahlte auch Adele Neuhauser (65), als sie für ihre Rolle in "15 Jahre" als beste Nebendarstellerin ausgezeichnet wurde.

Ehrenpreis für Hannah Schygulla

Bester Dokumentarfilm wurde "Sieben Winter in Teheran" über eine zum Tode verurteilte Iranerin, die im Gefängnis zur Kämpferin für Frauenrechte wurde. Auch die Lola für den besten Schnitt erhielt die packende Doku. Die Preise für die beste Regie und das beste Drehbuch gingen an "Im Toten Winkel" von Ayşe Polat (53). Der Mystery-Thriller wurde zudem mit der Bronze-Lola für den besten Spielfilm ausgezeichnet.

Auf der Bühne bedankte sich Polat in ihrer dritten Dankesrede an diesem Abend: "Ich finde, dass dieser Preis bestätigt, dass Diversität das deutsche Kino bereichert. Wir brauchen mehr Filme von Menschen, die andere Geschichten und andere Perspektiven haben." Der quantenmechanische Schwarz-Weiß-Thriller "Die Theorie von Allem" wurde mit drei Lolas geehrt: Für die beste Kamera, das beste Szenenbild und die besten visuellen Effekte.

Der Ehrenpreis ging dieses Jahr an Hannah Schygulla (80), die zuletzt in "Poor Things" zu sehen war, und die das Publikum mit der längsten Rede des Abends gut unterhielt: "Ehre - früher konnte ich das Wort überhaupt nicht leiden. Jetzt fühle ich doch, dass es mir auch gut tut."

Standing Ovations für Margot Friedländer

Für einen besonders bewegenden Moment sorgte die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer (102). "Es gibt kein christliches, kein arabisches, kein jüdisches Blut. Es gibt nur menschliches Blut." Schon zu diesem Zeitpunkt waren die meisten Augen im Saal mit Tränen gefüllt. "Was war, das können wir nun nicht mehr ändern, aber es darf nie, nie wieder geschehen. Ich bitte euch: Seid Menschen, seid Menschen." Für ihren Auftritt erhielt sie minutenlangen Applaus und Standing Ovations.

Bisweilen wurde es auch in der Moderatoren- und Moderatorinnen-Runde philosophisch: So stellten sich Aurel Mertz (34), Jasna Fritzi Bauer (35), Margarita Broich (64), Gizem Emre (28), Ivy Quainoo (31) und Tobias Krell (38) die Frage, wieso sich die meisten Filme um Morde und Katastrophen drehen würden - und ob sich das vielleicht ändern sollte. Krell, auch als Checker Tobi bekannt, gab zu bedenken: "Wer Probleme sucht, findet Probleme. Wer Lösungen sucht, findet Lösungen." (mia/spot)  © 1&1 Mail & Media/spot on news

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