- Jüngst verabschiedete der Bundestag eine Reform des Jugendschutzgesetzes.
- Die Altersfreigaben von Spielen und Filmen sollen strenger reglementiert werden.
- Bei Games nahmen die Jugendschützer vor allem Lootboxen, Kaufanreize und Glücksspielelemente ins Visier.
Ist die Fußballsimulation "FIFA" bald erst ab 18 freigegeben? Eine merkwürdige Vorstellung, wenn man bedenkt, dass "FIFA 21" derzeit mit keiner Altersbeschränkung auf dem USK-Siegel gekennzeichnet ist.
Seit vergangenen Freitag herrscht ein anderer Wind; Gamern, Entwicklern und Publishern weht eine steifere Brise entgegen. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) twitterte: "Wir schaffen mehr Orientierung für Kinder, Eltern und für Menschen, die als ErzieherInnen arbeiten." Familienministerin Franziska Giffey wird darin zitiert: "Wir wollen eindeutige Symbole, die auf Risiken wie Gewaltdarstellungen und Kostenfallen hinweisen."
Den Schutz vor exzessiver Gewaltdarstellung hatten die Jugendschützer schon immer auf dem Schirm. Seitdem der Bundestag am Freitag die Novelle des Jugendschutzgesetzes verabschiedet hat, kommt der Blick auf "Interaktionsrisiken" vor allem im Online-Bereich hinzu: versteckte Kostenfallen, Glücksspielelemente und Kaufanreize wie Ingame-Käufe oder Lootboxen sind dem BMFSFJ ein Dorn im Auge. Auch die Weitergabe von Userdaten ohne Einverständnis soll die Gesetzesnovelle verhindern. Altersgerechte Voreinstellungen sollen es ermöglichen, dass Games auch für ein jüngeres Publikum zugänglich sind. Elemente wie Lootboxen wären dann nur für die erwachsenen Spieler verfügbar.
FIFA: "Interaktionsrisiken" im Online-Bereich im Visier
Doch was bedeutet all das konkret für die Branche? Für Aufsehen sorgt unter anderem ein "Spiegel"-Interview mit der Anwältin Julia Maris. Sie erwähnt eine drastische Folge der Gesetzesänderung, die unter anderem für die populärste Sportsimulation gelten würde: "Die Reform würde also auch Spiele betreffen, die bisher als harmlos eingestuft wurden, wie 'FIFA 21'." Die "FIFA"-Reihe ab 18? Die Argumentation der Juristin: Die Fußballsimulation ist von der Prüfstelle Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle zwar derzeit ohne Altersbeschränkung freigegeben, "doch da der Sammelmodus 'Ultimate Team' standardmäßig Kartensets zum Kauf anbietet, könnte sich das ändern".
Wenn EA daran liegt, eine USK18-Kennzeichnung zu umgehen - und das ist mehr als wahrscheinlich - müssten Lootboxen also standardmäßig deaktiviert werden. Eine Freischaltung von Erwachsenenelementen müsste in "FIFA" und anderen Games streng genommen über einen Alterscheck erfolgen.
Verhalten bis kritisch reagiert der Verband der deutschen Games-Branche auf die Neuerungen. Eine Reform an sich begrüßt man zwar, doch würde die Politik mit dem aktuellen Jugendschutzgesetz "ihre Chance, den Jugendmedienschutz in Deutschland endlich in das Digitalzeitalter zu überführen" verpassen, heißt es in einer offiziellen Stellungnahme. Statt das "Dickicht aus Regelungen und Zuständigkeiten" zu lichten, würde durch die neuen Vorgaben die "Unsicherheit sogar noch zunehmen". Die strengen Regularien bezeichnet der Verband als "deutschen Sonderweg".
(tsch) © 1&1 Mail & Media/teleschau
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