Die Anzeichen verdichten sich: Tim Wiese steht vor einer Wrestling-Karriere. Das lässt zumindest sein Auftritt am vergangenen Samstag bei einem Event der World Wrestling Entertainment (WWE) in Frankfurt vermuten, bei dem der ehemalige Bundesliga-Torwart für eine kleine Showeinlage in den Ring stieg. Nicht nur die Wrestling-Fans wollen jetzt wissen: Wann bestreitet das Muskelpaket seinen ersten Kampf? Wrestling-Promoter Christian Jakobi beantwortet die wichtigsten Fragen zur Causa Tim Wiese.

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Herr Jakobi, war Tim Wieses Auftritt in Frankfurt am Samstag das Vorgeplänkel für dessen ersten richtigen Wrestling-Kampf?

Christian Jakobi: Das wird die Zeit zeigen. Die WWE hat ihm die Bühne gegeben und das Publikum hat nach ihm verlangt. Während der gesamten Veranstaltung gab es Wiese-Rufe von den Zuschauerrängen. Das hat mich selber überrascht, denn ich dachte, dass die Wrestling-Fans ein wenig skeptisch sind, weil jeder von ihnen weiß, dass man nicht einfach so wrestlen kann, sondern intensives Training benötigt. Die deutschen Wrestling-Fans haben gezeigt, dass sie Lust auf ein deutsches Aushängeschild haben. Diese Rolle könnte Tim bestimmt gut einnehmen.

Den Zuspruch der deutschen Fans hat Wiese also sicher - das müsste seine Entscheidung für eine Wrestling-Karriere doch erleichtern ...

Die Sache ist: Wenn er wirklich richtig bei der WWE einsteigen und etwas in diesem Sport werden will, muss er in die USA ziehen und dort bei der WWE trainieren. Und man darf nicht vergessen: Natürlich ist Wiese hier in Deutschland ein Phänomen und die Leute wissen genau, wer er ist. Doch wenn man mal den weltweiten Kontext betrachtet, dann kennt kaum jemand Tim Wiese. Dass Wiese in Deutschland ein Promi ist, interessiert einen Amerikaner am Ende nicht.

Und wie wäre dieses Problem zu lösen?

In den USA könnte man dem Publikum das natürlich dennoch verkaufen, indem man diesen ehemaligen Top-Torwart beispielsweise mit einem Star-Quarterback beim Football vergleicht und ihn so promotet.

Angenommen, Wiese entscheidet sich für eine Wrestling-Karriere: Wann wäre mit seinem ersten WWE-Kampf zu rechnen?

Die nächsten WWE-Events in Deutschland sind im April kommenden Jahres, erst in Hamburg, dann in Dortmund und abschließend in Nürnberg. Wenn, dann muss er dann in den Ring. Einen ersten großen Auftritt in den USA zu haben, würde keinen Sinn ergeben.

Bis April sind es fast noch fünf Monate hin. Wäre Wiese bis dahin fit und trainiert genug, um einen Kampf zu bestreiten?

Da muss man differenzieren: Wiese wird mit Sicherheit nicht innerhalb von fünf Monaten erlernen, wie man einen Hauptkampf bei einer Veranstaltung wrestlet. Aber ich kann mir sehr gut vorstellen, dass Wiese dann ein bisschen mehr macht als am Samstagabend in Frankfurt. Die WWE hat ganz genau gemerkt, was in der Halle los war und die haben auch ein Gespür dafür, dass es da jemanden gibt, der für sie interessant sein könnte. Letztlich hängt es alles von Wiese selbst ab. Er muss beweisen, dass er es wirklich will und nicht nur auf ein bisschen Jubel der Fans aus ist. Ich hatte aber schon den Eindruck, dass er Spaß hatte - wieso auch nicht?

Aus Ihrer Expertensicht: Wie hat sich Wiese - vor allem auch unter dem Show-Aspekt betrachtet - in Frankfurt geschlagen?

Man darf das nicht unterschätzen: Wiese ist zwar ein Sportler, der gewohnt ist, vor zigtausend Menschen im Stadion anzutreten, doch er ist kein Entertainer. Das macht man nicht eben so. Doch wenn man Wrestler ist, dann trainiert man auch das: nicht nur den Kampf, sondern auch die Darstellung und so weiter. Ich hatte schon den Eindruck, dass Wiese ein gewisses Gespür für diese Show hat, beispielsweise als er die Jacke ausgezogen hat und das bei den Leuten sehr gut ankam. Ich glaube, Wiese kann die Leute durchaus unterhalten und in seinen Bann ziehen.

Christian Jakobi ist Geschäftsführer der wXw Europe GmbH. Westside Xtreme Wrestling ist eine Wrestling-Promotion in Oberhausen.
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