Sie machen "Musketier-Rock", singen über Heldenmut, schöne Frauen und die ganz große Sehnsucht. Gerade ist das neue Album der Nürnberger Band dArtagnan erschienen. Ein guter Zeitpunkt, mal bei Sänger Ben Metzner nachzuhaken, ob nicht doch eine eiskalte Marketing-Strategie dahintersteckt und warum die wildesten Partys nicht in der Großraumdisko stattfinden.
Auf den ersten Blick erscheinen die Jungs von dArtagnan schon ein wenig ... durchgeknallt. Wer bitte läuft denn außerhalb des Faschings wie ein Musketier herum?
Taucht man ein wenig in die musikalische Welt der Band ein, versteht man durchaus, was Leuten an den hymnenartigen Liedern gefällt.
Dazu kommt, dass die Nürnberger nicht nur nett, sondern auch richtig gute Musiker sind. Aber warum die Maskerade? Sänger Ben Metzner erklärt es uns im exklusiven Interview.
Ihr bezeichnet euren Stil als "Musketier-Rock" … wie kommt man denn bitte darauf? Verwirklicht ihr euch einen Jugendtraum oder spielt da der Gedanke "Hey, das macht noch keiner – das ist so crazy, diese Lücke müssen wir besetzen" eine Rolle?
Ben Metzner: Ich stand schon immer auf Ritter, Burgen, Fantasy und Mittelalter – auch schon als Kind. Dazu kamen dann Folkrock und Mittelalter in der Teenagerzeit und viele Jahre auf der Bühne mit der Mittelalter-Rock-Band Feuerschwanz.
Die Idee mit den Musketieren kam tatsächlich erst später dazu und ist eine Weiterentwicklung, eine neue Mischung vieler vorhandener Stilrichtungen wie Irish Folk, Rock, Pop, Mittelalter, Renaissance.
Stammen denn alle eure musikalischen Wurzeln und Vorbilder alle aus dieser Ecke oder gibt es Einflüsse aus anderen musikalischen Genres?
Da kann ich nur für mich sprechen – wir kommen aus den verschiedensten musikalischen Ecken und das ist auch das Spannende daran. Ich war schon immer großer Fan von Bands wie In Extremo oder Schandmaul, die haben mich letztendlich zu diesem Genre gebracht.
Ben: "Klischees sind ok, aber nur mit Augenzwinkern"
"Große Taten, Heldenmut und schöne Frauen" – die Themen, die ihr besingt, stehen ja doch für klassische Männerphantasien und eine vordergründig einfachere Welt. Würdet ihr euch selbst als konservativ beschreiben - oder seht ihr das Ganze eher mit einem Augenzwinkern?
Wir sehen das Ganze eindeutig mit einem Augenzwinkern. Man sollte das eher wie einen Kinofilm betrachten. Ich bin beispielsweise riesengroßer "Herr der Ringe"–Fan und trotzdem absoluter Kriegsgegner.
Das ist für mich kein Widerspruch. Man kann sich Fantasien von epischen Schlachten und Heldentaten hingeben – es bleiben trotzdem Fantasien. Und die gehören in Bücher, Filme, Musik, Videospiele, etc., aber nicht ins wahre Leben.
Ebenso das Männer– und Frauenbild: Es ist schön und macht Spaß, mit Klischees vom starken Mann und der holden Weiblichkeit zu spielen und diese mit ein wenig Augenzwinkern zu übertreiben. Im Hier und Jetzt und in unserer Gesellschaft hat diese Rollenverteilung nichts mehr verloren.
Wer geht auf eure Konzerte? Eint die Leute ein wenig diese Sehnsucht nach der "guten alten Zeit" - oder sind die ganz querbeet?
Zweiteres – querbeet, von jung bis alt, egal welches Genre. Wir nehmen das nicht so genau. Es geht darum, sich auf einem Konzert einen Abend lang aus dem Alltag wegzuträumen in eine andere Welt.
So ein Bedürfnis hat jeder mal. Es geht uns nicht darum, eine "gute alte Zeit" wiederaufleben zu lassen – wir wollen in eine andere Welt entführen. Und zwar in der Sprache, die wir am besten können: Musik!
Mittelaltermärkte als neuer Hot Spot?
Man braucht nicht viel Fantasie, um sich vorstellen zu können, dass euer Musketier-Look bei den Ladys gut ankommt. Lasst ihr es auch abseits der Bühne krachen oder seid ihr ganz brav?
Ich kann so viel verraten: Die besten und wildesten Partys meines Lebens fanden nicht in irgendeiner Großraumdisko statt, sondern auf dem Mittelaltermarkt. Laue Sommernächte, heißer Badezuber, kühle Getränke und strikte Kleiderordnung: Nichts!
Musik mit deutschen Texten erlebt ja seit einigen Jahren genreübergreifend einen gewaltigen Aufschwung. Habt ihr trotzdem mal überlegt, auf Englisch zu singen?
Nicht nur überlegt: Wir haben einen schottischen Folksong vertont, der halb deutsch, halb englisch gesungen wird! "Sing mir ein Lied – Skye Boat Song" Ich dachte immer, meine Aussprache wäre furchtbar, es ging aber dann doch ganz gut – zumindest mit der Unterstützung unseres Freundes "The Dark Tenor"!
Zum Schluss noch ein Wort an die Fans und die Leser, die es noch werden sollen?
Schaut mal auf einem Konzert vorbei und lasst euch anstecken! Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es dich nicht mehr loslässt.
Vielen Dank für das Gespräch!
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