Der deutsche ESC-Vertreter Isaak erklärt im Interview, warum er mit dem Auto zum Finale nach Malmö reist und warum er sich keine Sorgen über einen möglichen letzten oder vorletzten Platz macht.

Ein Interview

Am 11. Mai findet in Malmö das Finale des Eurovision Song Contests 2024 statt. Für Deutschland wird Issak mit seinem Song "Always on the Run" an den Start gehen.

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Unsere Redaktion hat mit dem Sänger über seine Vorbereitungen auf die ESC-Reise, seine persönlichen Favoriten auf den Sieg und seine Auftritts-Pläne gesprochen. Zudem verrät der 29-Jährige, warum er keinen Gedanken daran verschwendet, auf dem letzten oder vorletzten Platz zu landen.

Isaak, der ESC 2024 steht kurz bevor. Sie werden Deutschland am 11. Mai in Malmö vertreten. Wie laufen die Reisevorbereitungen?

Isaak: In den nächsten Tagen stehen bei mir einige langweilige Orga-Themen an, die eigentlich jeder kennt, der mal zwei Wochen am Stück verreisen möchte. Koffer packen, nochmal den Rasen mähen und sich mit der Frage auseinandersetzen, was wir eigentlich mit dem Hund machen: Solche Sachen, die halt gemacht werden müssen (lacht). Außerdem muss ich noch das Auto zur Werkstatt bringen, um es für die Reise durchzuchecken. Wir werden nämlich mit dem Auto nach Malmö fahren. Wenn das alles erledigt ist, setzen wir uns in die Karre und machen uns auf in Richtung Schweden.

Warum fliegen Sie nicht nach Schweden?

Nach Malmö sind es nur rund sieben Stunden Fahrt. Ich brauche alleine schon eine Stunde, um zum Flughafen zu fahren. Und dann sollte man schließlich ungefähr zwei Stunden vor dem Abflug da sein, ehe man einchecken und dann noch fliegen muss. Irgendwie kommt das aufs Gleiche raus. Für mich ist eine Autofahrt viel stressfreier, zumal ich viel mehr Sachen mitnehmen kann. Ich habe einen Kombi – da passt eine Menge hinten rein. Da ich jetzt schon weiß, dass wir von Malmö so gut wie nichts zu sehen bekommen werden, kann ich wenigstens während der Fahrt ab und zu aus dem Fenster schauen …

Seine isländischen Wurzeln könnten Isaak beim ESC zugutekommen

Schweden und der Grand Prix: Das ist eine lange Erfolgsgeschichte. Vor genau 50 Jahren gewann Abba mit "Waterloo", im vergangenen Jahr holte Loreen den ESC nach Schweden. Spüren Sie schon diese besondere Magie?

Ich spüre generell viel Energy. Natürlich freue ich mich darauf, nach Schweden zu fahren. Aber ich hätte mich genauso gefreut, wenn der Eurovision Song Contest irgendwo anders stattgefunden hätte. Ich reise grundsätzlich gerne. Zudem hat die Musik nur bedingt etwas mit dem Land zu tun. In erster Linie sind es die Menschen, die die Musik gemacht haben und zu denen ich ehrfürchtig aufschaue.

Wobei Ihr Vorname Isaak in Schweden durchaus geläufig ist – und Ihre Mutter stammt aus Island. Gehen Sie insofern zumindest von einem kleinen Heimspiel aus?

Sollten sich die nordischen Länder gegenseitig Punkte geben, könnte es vielleicht helfen, dass diesmal ein Halb-Nordländer für Deutschland antritt. Aber das ist natürlich nur reine Spekulation.

Wichtiger ist das Feedback, das direkt vom Publikum kommt. Wie kamen Sie und Ihr ESC-Song "Always on the Run" bei den Prepartys in Madrid, London und Amsterdam an?

Diese Auftritte vor den ESC-Ultra-Fans waren komplett irre. Die Eurovision-Song-Contest-Bubble ist wirklich wahnsinnig – und zwar im positiven Sinn. Vor den eigentlichen Auftritten gab es eine DJ-Party, bei der ESC-Songs aus den vergangenen 50 Jahren gespielt wurden. Die Fans konnten bei jedem Song in jeder Sprache alles mitsingen. Und ich meine wirklich alles – also nicht nur den Chorus. Besonders beeindruckend fand ich, dass sie jeden, der mitgemacht hat, mit absolut offenen Armen empfangen haben.

In Ihrem Titel geht es um Selbstakzeptanz. Haben Sie bewusst ein Thema gewählt, dass viele Menschen über Grenzen hinweg in Europa beschäftigt?

Grundsätzlich schreibe ich meine Songs nicht mit dem Hintergedanken, dass sich jemand damit identifizieren kann. Ich schreibe Songs, die in mir drin sind und mit denen ich mich identifizieren kann. Ich setze mich hin und warte einfach, was passieren wird. Für mich ist genau das die Definition von Kreativität. Wenn jemand etwas für sich aus dem Song mitnehmen kann, dann ist das schön. Die Intention des Schreibens war das allerdings nicht.

Für Deutschland gibt es viel Luft nach oben

Deutschland scheint beim ESC die hinteren Plätze mittlerweile abonniert zu haben. Verspüren Sie einen gewissen Druck, eine bessere Platzierung hinlegen zu müssen?

Ich lasse alles auf mich zukommen und konzentriere mich auf meine eigene Performance. Solange ich Vollgas gebe und in zehn Jahren rückblickend sagen kann, dass ich einen tollen Auftritt hingelegt habe, muss ich mir keine Sorgen machen.

Bei den acht vergangenen ESC-Wettbewerben ist es aus deutscher Sicht nur Michael Schulte 2018 gelungen, nicht Letzter oder Vorletzter zu werden. Insofern wäre schon der drittletzte Platz ein Erfolg …

Deutschland beim Eurovision Song Contest: Alle deutschen Platzierungen beim ESC seit 2010. © AFP/STF

Das stimmt. Aber Michael Schulte hat dafür als Vierter gleich richtig abgeräumt. Auch er wurde damals noch ein, zwei Tage vor dem ESC bei den Buchmachern relativ weit unten gehandelt. Von daher darf man sich davon nicht verunsichern lassen.

Wen sehen Sie persönlich denn ganz weit vorne?

Auf jeden Fall werde ich keine Wetten abschließen (lacht). In den vergangenen Jahren lag ich mit meinen Tipps meistens falsch. Meine persönlichen Favoriten sind zum Beispiel Frankreich (Slimane mit "Mon amour"; Anm.d.Red.), Lettland (Dons mit "Hollow") und die Schweiz (Nemo mit "The Code"). Den israelischen Song von Eden Golan ("Hurricane") finde ich auch ziemlich stark. Und Italien (Angelina Mango mit "La noia") hat meiner Meinung nach eine ganz große Nummer am Start.

Welche Kollegen und Kolleginnen haben Sie im Rahmen der Prepartys besonders ins Herz geschlossen?

Die beiden finnischen Kollegen von Windows95man finde ich sehr sympathisch. Ihr Song ("No Rules!") ist übrigens auch extrem geil. Am meisten hatte ich bisher mit Dons aus Lettland und der moldawischen Sängerin Natalia Barbu ("In the Middle") zu tun. Diese Musiker und Musikerinnen habe ich definitiv schon in mein Herz geschlossen.

Inwiefern wird sich Ihr Finalauftritt von Ihrer Performance beim deutschen Vorentscheid unterscheiden?

Es wird auf jeden Fall eine starke Änderung geben. Von Tänzern und Tänzerinnen habe ich allerdings komplett abgesehen. Und ich werde jetzt auch nicht damit anfangen, mir Kleiderbügel in meine Schultern zu stopfen. Ich werde also wieder in einem schönen und typischen Isaak-Outfit auf der Bühne stehen. Dennoch wird es visuell eine ganz andere Geschichte.

2023 sind Lord of the Lost ohne deutsche Flagge eingelaufen. Werden Sie das anders handhaben?

Dazu sage ich ganz bewusst nichts, weil ich die ganze Diskussion einfach viel zu lustig finde.

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