Rockstars, was sind das nicht für verrückte Typen. Sie leben wild, sie leben gefährlich, manche sogar wild und gefährlich. Sie trinken Whisky aus Eimern und zerlegen Hotelzimmer, wo sie nur können. Zumindest war das mal so. Heute legen Rockstars wie Bill und Tom Kaulitz bei Hotels Wert auf ganz andere Dinge. Nur in einem Bereich ist Bill immer noch wild und gefährlich.

Christian Vock
Eine Satire
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Was war das denn bitte für eine Debatte! Ein ständiges Hin und Her. So eine Spannung hatte man sich vielleicht erhofft, aber keinesfalls erwartet. Schließlich sind beide Kontrahenten lange genug im Geschäft, wissen, worauf es in so einem Gespräch ankommt. Die besseren Argumente hervorgebracht zu haben – das beansprucht nach dieser Rede-Schlacht natürlich jede Seite für sich. Einig ist man sich nur, dass es wohl nicht das letzte Mal sein wird, dass man in dieser Weise aufeinandertrifft. Dabei ging das Duell gar nicht so spannend los.

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"Es ist noch ein bisschen dunkel draußen", klärt Tom die Zuhörer in der neuesten Folge "Kaulitz Hills" auf, dass es diesmal viel früher ist als sonst. Um 7:30 Uhr säßen er und sein Bruder Bill diesmal vor den Podcast-Mikrofonen, Tom in München, Bill in Berlin. Toms Wecker habe bereits um 6:30 Uhr geklingelt. "Morgens ist mir noch flau", berichtet Tom über den Zustand seines Körpers zu so früher Stunde, was ihn aber nicht daran hindert, die kaulitzsche Podcast-Tradition zu pflegen und einen "Kir Royal" zu trinken.

Bill Kaulitz: "Scheiß drauf, ich muss erst noch waschen!"

Innerlich ist Tom also gerüstet für das Gespräch mit seinem Bruder, und auch äußerlich zeigt er sich vorbereitet. Mit einem Outfit aus Bayern-München-Merchandise-Artikeln sitze er vor dem Mikrofon, und als Bill über seine Klamottenwahl spricht, wünscht man sich als Zuhörer, er hätte es seinem Bruder gleichgetan – selbst wenn man mit Bayern München nichts anfangen kann. "Ich sitze dir gegenüber gerade in einer Unterhose, die ich gestern schon mal anhatte", gesteht Bill seinem Bruder und den Zuhörern und eröffnet damit ein spannendes Thema, das im TV-Duell zwischen Donald Trump und Kamala Harris zum Beispiel völlig unterrepräsentiert war: Unterhosen.

Bill sei gerade so viel und lange unterwegs gewesen, dass er das Waschen seiner Unterbekleidung nicht hinbekommen habe. Daher sei er morgens einfach wieder in die alte Buchse geschlüpft und habe sich gedacht: "Scheiß drauf, ich muss erst noch waschen!" Er mache so etwas nie und man dürfe es eigentlich gar nicht erzählen, meint Bill. Tom stimmt ihm zu und ergänzt: Eine Unterhose ein zweites Mal anzuziehen, sei viel schlimmer, als dasselbe mit einem T-Shirt zu tun – so wie er es gerade mit seinem Schnuffel-T-Shirt praktiziere. Einig sind sich die beiden auch, dass es kaum einen größeren Fauxpas gebe, als die Socken vom Vortag anzuziehen.

Ja, Rockstars leben einfach ein ganz wildes Leben, aber Bills Aussage ist trotzdem in mehrerer Hinsicht interessant. Denn sein Unterhosenwiederverwendungsverbot wirft die grundsätzliche Frage auf, ob man eine Unterhose nur kein zweites Mal anziehen oder aber, ob man eine Unterhose nicht zu lange anhaben darf. Geht man einmal von einer achtstündigen, unterhosenfreien Schlafenszeit aus, wären das 16 Stunden. Bevor Sie nun vorschnell antworten, rate ich dazu, einmal über die beiden Möglichkeiten nachzudenken. Die Antwort auf diese Frage kann nämlich enorme Auswirkungen auf Ihren Tagesablauf haben.

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Denn je nachdem, wie Sie die Frage für sich beantworten, müssten Sie nach exakt 16 Stunden die Unterhose wechseln, egal, in welcher Situation Sie sich gerade befinden. Manchmal dauert der Tag ja auch ein bisschen länger. Man geht abends noch was mit den Kollegen trinken, doch sobald die 16 Stunden um sind, muss man sich kurz in die nicht vorhandene Umkleide verabschieden und den Schlüpper tauschen. Da kann es einen schon mal in Erklärungsnot bringen, wenn man an der Theke plötzlich eine Unterhose aus seinem Aktenkoffer friemelt und sich mit einem "Bis gleich" auf die Toilette verabschiedet.

Ist das Tagesgeschehen hingegen kürzer als sonst und man kommt nicht auf die 16 Stunden Tragedauer, hat man quasi noch eine Unterhosenrestlaufzeit. Man dürfte also den Schlüppi am nächsten Tag noch einmal anziehen, sofern man sich die getragene Zeit vom Vortag notiert hat, um rechtzeitig wechseln zu können, wenn die 16 Stunden voll sind. Es gibt also durchaus Argumente, die gegen die generelle Begrenzung einer 16-Stunden-Tragedauer sprechen. Doch bei der Alternative sieht es nicht besser aus.

Denn ist die Tragedauer egal, kommt es nur auf den Wechsel nach dem Aufstehen an. So wird es wahrscheinlich in den meisten Haushalten praktiziert, zumindest kenne ich niemanden, der über die Verwendungsdauer seiner Unterhose Buch führt. Aber wir leben ja alle in unserer Blase, daher muss ich die zweite Unterhosentragemöglichkeit hier ansprechen, auch wenn mir nicht recht wohl bei dem Thema ist. Ist also alleine das Aufstehen der entscheidende Indikator für den richtigen Wechsel-Zeitpunkt, muss man damit leben, dass potenzielle Tragestunden verloren gehen, wenn man gerne sehr lange schläft. Gleichzeitig ist, sollte man längere Zeit nicht schlafen, natürlich mit einem ordentlichen Zischen zu rechnen, wenn man dann doch endlich die Buxe lüftet.

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Ein richtiges Problem haben natürlich Menschen, die gar keine Unterwäsche tragen. Die können die Unterwäschewechselregel – egal, welche – ja nur falsch machen. Ja, auch wenn Sie dachten, Sie hätten grundlegend verstanden, wie man eine Unterhose trägt, wirft das Gespräch der Kaulitz-Brüder doch noch einmal ein ganz anderes Licht auf dieses unscheinbare Kleidungsstück. Aber zum Glück haben Bill und Tom noch leichtere Themen im Gepäck: Bill und Tom. Die beiden hatten nämlich Geburtstag und haben diesen in der Schweiz verbracht – und zwar standesgemäß in einem Luxushotel.

Dabei hätten sich die beiden zum einen in Land und Leute, zum anderen in die Aufmerksamkeit des Hotelpersonals verliebt. Tom, als ehrlicher Rockstar, habe es besonders die Sauberkeit der Zürcher Innenstadt angetan, Bill war ganz begeistert davon, dass man in seiner Suite seinen Namen in Kopfkissen und Handtücher gestickt habe. Außerdem hätten die beiden vom Hotel auch Geschenke bekommen. Bill ein "ganz, ganz tolles Tuch" von Hermès, Tom ein unterschriebenes Trikot von Bayern-München-Stürmerstar Harry Kane. "Die haben sich nicht lumpen lassen", stellen die Brüder voller Bewunderung fest.

Ja, kaum ist man berühmt und hat eine Menge Kohle, sind die Leute nett zu einem. Ein eigenartiges Phänomen. In den Hotels, in denen nicht so berühmte und reiche Menschen wie die Kaulitz-Twins übernachten, gibt es bei Handtüchern und Kopfkissen zwar auch farblich abgesetzte Bereiche, aber das sind in der Regel keine Stickereien. Daher kann ich die Begeisterung der beiden schon verstehen. Trotzdem finde ich immer die Menschen ein bisschen beeindruckender, die auch zu armen Leuten nett sind. Aber vielleicht bekommt Bill ja nach dieser Folge auch keine bestickten Handtücher mehr ins Zimmer gelegt, sondern einfach eine frische Unterhose.

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