Poptitan Dieter Bohlen spricht im Interview über die nächste DSDS-Staffel, seine Zusammenarbeit mit Twenty4tim, 40 Jahre Modern Talking und sein neues, altes Leben als 70-Jähriger.

Ein Interview

Auch mit 70 Jahren wird es für Dieter Bohlen nicht ruhiger. Nach einem ereignisreichen Jahresauftakt mit einem rauschenden Geburtstagskonzert sowie einer weiteren Staffel von "Das Supertalent" inklusive eines skurrilen Flöten-Auftritts stehen für den TV-Star weitere Höhepunkte auf dem Programm. Im Juni beginnt seine Open-Air-Tour anlässlich von 40 Jahren Modern Talking, im Herbst startet die 21. Staffel von DSDS.

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Im Gespräch mit unserer Redaktion spricht der Poptitan über die neue Jury der Kult-Show, die erfolgreiche Zusammenarbeit mit Influencer Twenty4tim und die "völlig verschiedenen Welten", die Thomas Anders und ihn voneinander trennen.

Herr Bohlen, Sie haben im Februar einen runden Geburtstag gefeiert. Konnten Sie sich an die "7" vorne mittlerweile schon ein wenig gewöhnen?

Dieter Bohlen: Ehrlich gesagt, verschwende ich nicht meine Zeit damit, über irgendwelche Dinge zu sinnieren, die man ja eh nicht ändern kann. Für mich persönlich ist wichtig, dass ich mich selber fit fühle, gesund bin und alles machen kann, was ich gerne möchte. Alles das kann ich. Deshalb spielt das Alter für mich im Moment keine Rolle.

Wie werden Sie denn Ihr großes Geburtstagskonzert am Potsdamer Platz in Erinnerung behalten? War es ein "Geburtstagsgeschenk", wie Sie es sich gewünscht haben?

Das Konzert am Potsdamer Platz hat meine Erwartungen total übertroffen. Es war einfach ein gigantischer Abend mit vielen, tollen Gästen. Alles hat genauso geklappt, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich denke wirklich sehr gerne daran zurück und würde so etwas auch jederzeit wiederholen.

Neue "Cheri Cheri Lady"-Version mit Twenty4tim

Ich nehme an, Ihr neuer "Kumpel" und Kollege Twenty4tim war bei Ihrer Geburtstagsparty noch nicht dabei. Hat er Ihnen mit seinen Avancen im Dschungelcamp so sehr geschmeichelt, dass Sie jetzt mit ihm zusammenarbeiten oder halten Sie ihn tatsächlich für so talentiert?

In meinem Leben geht es immer um Challenges, um neue Sachen, die ich ausprobieren möchte. Twenty4tim und ich: Für mich ist das eine spannende Kombination. Er singt ja meinen Titel (eine Neuinterpretation von "Cheri Cheri Lady", die bereits erschienen ist; Anm. d. Red.), während ich die hohen Stimmen, die man von Modern Talking kennt, beisteuere. Der Song ist auf Platz zwei der offiziellen deutschen Charts gegangen. Ein Wahnsinnserfolg, für einen Titel, der 40 Jahre alt ist!

Sie werden auch 2024 weiterhin auf der Bühne stehen und im Sommer auf eine große Open-Air-Tour gehen, um 40 Jahre Modern Talking zu feiern. Die Hallen-Tour im vergangenen Jahr wurde ja als "Ihre letzte große Tournee mit Band" angekündigt. Heißt das, dass diesmal keine Band dabei sein wird oder dass Sie es sich nochmal anders überlegt haben?

Die vergangene Tour hat in mir ein unheimliches Bedürfnis geweckt, mehr Konzerte mit meiner wahnsinnigen Band zu spielen. Wir verstehen uns so großartig, dass es einfach Spaß macht, gemeinsam Musik zu machen. Diesmal wollten wir gerne Open Air spielen. Und dann kam uns die Idee, auf Burgen und in Schlössern aufzutreten. Viele denken, dass es für eine Band schön ist, in diesen riesigen Stadien zu spielen. Doch sowohl für die Zuschauer als auch für uns als Musiker ist das gar nicht so schön.

40 Jahre Modern Talking: Warum Dieter Bohlen das Jubiläum in kleineren Locations und ohne Thomas Anders feiert

Warum gefallen Ihnen diese kleineren Locations besser als die großen Arenen?

Es ist wahnsinnig schwer, den perfekten Sound in diesen riesigen Arenen hinzukriegen. Zudem hat man kaum einen Kontakt zum Publikum. Das ist bei kleineren Open-Air-Konzerten natürlich ganz anders. Ich möchte meinen Zuschauern nahe sein und nicht in Streichholz-Größe irgendwo ganz hinten stehen. Wir werden aber 2025 eine weitere Tournee machen, wo wir wieder größere Venues spielen und auch ins Ausland gehen werden. Übrigens werden wir schon Ende dieses Jahres in Warschau, Tallinn und in Riga spielen.

Wäre es nicht schön gewesen, sich für 40 Jahre Modern Talking noch einmal mit Thomas Anders zusammenzuraufen? Hatten Sie diese Überlegungen und falls ja, warum war es nicht umsetzbar?

Ich glaube, dass diese Frage für uns beide überhaupt nicht zur Debatte steht. Thomas, der ja eigentlich schon immer ein Schlagersänger gewesen ist, hat seine Berufung darin gefunden, jetzt mit Florian Silbereisen im Schlagerbereich Musik zu machen. Diese Art von Musik ist überhaupt nicht mein Ding. Wir turnen in völlig verschiedenen Welten herum. Ich stehe einfach für meine Musik – und Thomas hat damals eben meine Musik gesungen. Mittlerweile ist dieses Thema eben ad acta gelegt. Da gibt es auch keine Gemeinsamkeiten für die Zukunft, weil wir beide Musik völlig unterschiedlich sehen.

Der DSDS-Juror über die nächste Staffel: "Erfolgreiche Dinge sollte man immer fortsetzen"

Nach der Tour steht im Herbst die 21. DSDS-Staffel an. Sind Sie selbst erstaunt, dass es weitergeht oder hatten Sie mit der Fortsetzung insgeheim schon vor der Jubiläumsstaffel gerechnet?

Erfolgreiche Dinge sollte man auf jeden Fall immer fortsetzen. Die letzte Staffel war ja wieder viel erfolgreicher als die vorherige. Wir haben so viele neue Ideen, die wir in die neue DSDS-Staffel bringen wollen, dass es töricht wäre, mit solch einem erfolgreichen Format aufzuhören. Ich freue mich total, dabei zu sein und diese neuen Sachen ausprobieren zu können. Es war immer ein großer Wunsch von mir, keine Begrenzungen im Alter zu haben. Früher konnten sich über 30-Jährige nicht bewerben – jetzt kann jeder kommen! Für mich, der jahrelang für diese Änderung gekämpft hat, ist es natürlich interessant zu sehen, ob nun das aufgeht, was ich mir damals dabei gedacht habe.

In der Jury werden unter anderem Pietro Lombardi und Beatrice Egli sitzen. Das klingt nach einer großen DSDS-Familie. Wie gefällt Ihnen das Team?

Die Zusammensetzung der Jury gefällt mir eigentlich sehr gut. Pietro kenne ich mittlerweile seit zehn Jahren. Wir arbeiten toll zusammen, und er hat inzwischen auch schon drei Staffeln mitgemacht. Beatrice Egli ist als ehemalige DSDS-Gewinnerin natürlich ebenso prädestiniert. Ich habe ja damals für sie den Nummer-1-Titel "Mein Herz" geschrieben und zwei Nummer-1-Alben mit ihr gemacht. Ich gehe davon aus, dass es in dieser Jury untereinander sehr harmonisch zugehen wird.

Wie passt die Rapperin Loredana da ins Bild? Befürchten Sie ein Krasavice-Gate 2.0 oder werden Sie mit Loredana voraussichtlich besser harmonieren?

Natürlich wollen wir verschiedene Segmente abdecken. Beatrice steht für Schlager, Pietro für Popmusik und Loredana eben für Hip-Hop. Sie ist eine sachverständige Vertreterin dieses Genres. Ich finde, dass sie tolle Musik macht. Wir beide haben im Vorfeld miteinander telefoniert. Ich mag sie gerne und freue mich total, dass sie dabei ist.

Das "Supertalent"-Prinzip: "Wir suchen immer den Kitzel"

Egal, was passieren wird: Schon jetzt steht fest, dass wohl nichts mehr Aufsehen erregen kann als der viel diskutierte "Flöten-Auftritt" in der abgelaufenen "Supertalent"-Staffel. War das der verrückteste TV-Moment Ihrer Karriere?

Nein, das war auf keinen Fall die verrückteste Sache. Wir hatten schonmal eine Frau, die so etwas Ähnliches gemacht hat – und das sogar auf Rollschuhen (lacht). "Das Supertalent" lebt natürlich von diesen verschiedenen Darbietungen – von gefühlvollen Sängern über wahnsinnige Artisten bis hin zu Auftritten, die vielleicht aufregen. Wir suchen immer den Kitzel und wollen die Leute unterhalten. Natürlich gibt es hin und wieder Sachen, die manche Menschen nicht mögen. Aber dieses Risiko müssen wir eingehen, schließlich wollen wir ja spannend bleiben.

Muss es im TV heute immer extremer und trashiger zugehen, um Menschen vor den Fernseher zu bewegen? Wo ziehen Sie die Grenzen?

Natürlich muss es das nicht. Aber wir müssen schon Sachen präsentieren, die im Moment funktionieren. Letztlich sind wir ein Spiegelbild dessen, was im Entertainment-Bereich angeboten wird. Und das zeigen wir auch. Ich weiß auch nicht, wie es in Zukunft weitergehen wird. Aber: Auch wir stehen in Konkurrenz zu TikTok, Instagram und Co. – all das muss man berücksichtigen.

Knossi und Lorenz Büffel haben Ihren Hit "Midnight Lady" durch den Party-Fleischwolf gedreht und als Ballermann-Version veröffentlicht. Bereuen Sie es eventuell schon, dass Sie Ihr Einverständnis gegeben haben?

Nein, überhaupt nicht. Mit Knossi verstehe ich mich super gut. Er hat mich gefragt, ob er das machen darf. Die beiden haben das meiner Meinung nach sehr gut gemacht und haben eine gute Chance, für den Sommerhit am Ballermann zu sorgen. Ich habe erst kürzlich einen Auftritt von Knossi und Lorenz Büffel gesehen: Die zwei haben am Ballermann richtig abgeliefert. Nichts ist erfolgreicher als Erfolg.

Wir haben kürzlich ein Interview mit Chris Norman geführt, der bekanntlich der Interpret Ihrer Originalversion von "Midnight Lady" ist. Er ist aktuell auf Deutschland-Tour. Werden Sie ihn treffen oder sogar bei einem Konzert besuchen?

Zunächst einmal hat Chris Norman eine wahnsinnig gute Stimme. Das hat mir damals sehr gut gefallen. Ich würde mit Chris, wenn Lust haben sollte, jederzeit wieder zusammenarbeiten. Ob ich es zu einem seiner Konzerte schaffen werde, kann ich momentan nicht sagen, da mein Terminkalender rappelvoll ist. Ich weiß wirklich nicht, wann ich das alles machen soll. Aber wenn ich eine Möglichkeit sehe, kann ich mir gut vorstellen, eines seiner Konzerte zu besuchen. Ich wünsche Chris auf jeden Fall viel Erfolg. Von seinen aktuellen Top-5-Hits bei Spotify sind zwei von mir. Ich freue mich darüber, dass er meine Songs singt.

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