Sophia Thiel goes Podcast. Dafür holt sie sich Unterstützung von Moderatorin Paula Lambert. Im Gespräch mit unserer Redaktion verraten die beiden Frauen erste Details zu ihrem neuen Format mit dem Titel "4 Brüste für ein Halleluja" und sprechen über Tabu-Themen wie Essstörungen, mentale Gesundheit und Beziehungen. Auch geben sie Tipps zur Stärkung des Selbstbewusstseins.
Sophia Thiel ist eine deutsche Influencerin. Bekannt wurde die 27-Jährige mit ihren Fitness-Videos, die sie seit 2014 auf YouTube veröffentlicht. 2019 zieht sie schließlich die Reißleine und kehrt Social Media für knapp zwei Jahre den Rücken. Nach ihrer Auszeit kündigt
Im Gespräch mit unserer Redaktion geben Thiel und Lambert erste Einblicke in ihren Podcast. Dabei sprechen sie auch über (ihre) mentale Gesundheit und ihren Umgang mit Social Media. Zudem verraten sie, wie man sich Selbstbewusstsein antrainieren kann.
Sophia Thiel, Paula Lambert, Ihr Podcast heißt "4 Brüste für ein Halleluja". Sind Sie beide Fans von
Sophia Thiel: Die beiden sehen genauso aus wie unsere Väter. Mein Dad sah in der Jugend aus wie Terence Hill – genauso blond – und Paulas Papa wie Bud Spencer. Dann haben wir uns überlegt: Was macht unseren Podcast aus? Wir sind zwei starke Powerfrauen, wir nehmen kein Blatt vor den Mund und sprechen auch unangenehme Themen an. Was bei dem Filmklassiker "Vier Fäuste für ein Halleluja" eher körperlich ausgedrückt wird, geschieht bei uns verbal.
Wie wollen Sie in der Podcast-Welt herausstechen?
Paula Lambert: Unser Alleinstellungsmerkmal ist, dass wir sehr offen über private und tabuisierte Themen reden. Es gibt nicht viele Frauen in der Öffentlichkeit, die das so machen.
Sophia Thiel: Wir erzählen wirklich knallharte Erlebnisse: sei es über meine Essstörung oder Therapie. Wir sprechen aber nicht nur über schwere Themen, sondern auch über alltägliche Erlebnisse, aus denen Zuhörerinnen und Zuhörer einen Mehrwert mitnehmen können. Es geht darum, dass sie uns zuhören und Tipps bekommen, wie wir mit verschiedenen Themen umgegangen sind oder umgehen.
Darum soll es in dem Podcast gehen
Welche Themen wollen Sie konkret ansprechen?
Sophia Thiel: Wir bringen unsere persönlichen Themen mit, erzählen von unseren eigenen Erfahrungen. In meinem Fall ist das im sportlichen Sinn die Ernährung und mentale Gesundheit. Bei Paula dreht es sich um Liebe, Beziehungen – und auch mentale Gesundheit.
Glauben Sie, dass Sie persönlich den Podcast auch als Therapie nutzen können?
Paula Lambert: Wir reden uns ständig alles von der Seele. Was aber durchaus sein kann, ist eine gegenseitige Befruchtung und Bestärkung. Wir hoffen, dass wir das auch den Zuhörerinnen und Zuhörern bieten können. Sie sollen nicht nur denken, dass sie gut unterhalten werden, sondern sich auch in ihrem Weg bestärkt fühlen.
Sophia Thiel: Für mich ist der Podcast ein bisschen therapierend, weil ich hier Dinge besser formulieren und ausdrücken kann als auf meinen Social-Media-Kanälen. Ich habe so viele Themen in meinem Kopf. Aber die meisten sind für Instagram, Tik-Tok und YouTube nicht geeignet. In dem Podcast hingegen habe ich das Gefühl, dass ich alles seinen freien Lauf lassen kann. Ich kann Dinge teilen, die ich so noch nie kommuniziert habe.
Lambert: "Es geht immer irgendwie vorwärts"
Frau Lambert, Sie geben in Ihrem TV-Format "Paula kommt" und auch in Ihrem Podcast "Paula - Lieben lernen", Ratschläge zu Beziehung und Sexualität. Hatten Sie selbst jemanden, an den Sie sich damit wenden konnten?
Paula Lambert: Nein, ich hatte das nicht, weil solche Themen damals nicht diskutiert wurden. Ich hätte das aber gerne gehabt, da es vieles leichter gemacht hätte.
Und bei Ihnen, Sophia Thiel, mit den Themen Essstörung und Depression?
Sophia Thiel: Ich hatte hier auch niemanden. Viele verstehen nicht, was man selbst durchmacht. Es werden Ratschläge gegeben, die zwar von Herzen kommen und lieb gemeint sind, aber kontraproduktiv sein könnten.
Frau Lambert, konnten Sie von Anfang an so offen über Themen wie Sexualität und Liebe sprechen?
Paula Lambert: Nicht immer. Das musste ich mir mit Therapie und Lektüre antrainieren. Es ist Versuch und Irrtum. Aber das ist ja das Schöne am Leben, es geht immer irgendwie vorwärts.
Thiel und Lambert geben Tipps für Selbstbewusstsein
Klingt nach einer guten Portion Selbstbewusstsein. Wie kann man das stärken? Haben Sie konkrete Tipps?
Paula Lambert: Publikum finden. Und in kleinen Schritten, jeden Tag eine Challenge machen. Es kann was Kleines sein, wie zum Beispiel allein in ein Restaurant gehen. Wenn man es einmal getan hat und es für einen selbst wirksam war, dann fällt alles Weitere ziemlich einfach. Es wird von Mal zu Mal leichter. Irgendwann blickt man zurück und merkt, dass man ein großes Selbstbewusstsein aufgebaut hat.
Sophia Thiel, wie sah es bei Ihnen in Ihren Social-Media-Anfängen aus? Hatten Sie von Anbeginn an das Selbstbewusstsein, in eine Kamera reinzureden?
Sophia Thiel: Damals, im Jahr 2014, war das für mich ganz schlimm. Ich habe nicht gewusst: Soll ich jetzt atmen? Soll ich jetzt sprechen? Am Anfang hatte ich ein Gefühl von "friss oder stirb". Aber mit jedem Video wurde es besser. Ich habe mich immer mehr entspannt und mich an die Kamera gewöhnt. Mir hat es geholfen, öfter einfach vor Leuten zu reden. So bekommt man ein Gefühl, wie man artikuliert und persönliche Stolpersteine umgeht. Ich rede zum Beispiel ohne Punkt und Komma. Am Ende verhaspele ich mich dann immer und weiß gar nicht, wo ich zum Schluss kommen soll. Hier hilft es mir beispielsweise, einfach mit der Stimme etwas hinunterzugehen.
Wie ist es nun für Sie so komplett ohne Kamera?
Sophia Thiel: Es macht auf jeden Fall einen Unterschied. Wenn die Kamera an ist, dann merke ich bei mir selbst, dass ich anders sitze: Schultern zurück, Bauch rein, Brust raus und so weiter. Da bin ich auch mehr unter Spannung, als wenn ich frei reden würde.
Thiel: "Teile meine Schwächen ganz offen"
Macht Ihnen das Auftreten vor der Kamera nach Ihrer Auszeit mehr Spaß als zuvor?
Sophia Thiel: Auf jeden Fall. Gefühlt musste ich vor der Auszeit auf Eierschalen gehen, damit ich mein Gesicht wahre und nichts Falsches sage. Ich habe mich gefühlt, als dürfte ich nur glücklich sein und alles musste leicht aussehen. Im Hintergrund hatte ich aber immer mehr mit mir zu kämpfen. Es war auch nicht mehr möglich, dass ich vor der Kamera so rede wie mit einer Freundin. Vor der Auszeit war es fast wie moderiert. Manchmal habe ich eine Maske aufgesetzt und gesagt: "Hey meine Lieben, herzlich willkommen zu meinem allerneuesten Video. Heute geht es um XYZ". Das war aber nicht wie ich mich gefühlt habe. Heute teile ich meine Schwächen ganz offen und spreche die Normalität aus. Darauf bin ich stolz.
Was erhoffen Sie sich durch das Format Podcast?
Paula Lambert: Uns ist wichtig, dass Leute, die sich bisher nicht mit sich selbst beschäftigt haben, damit anfangen. Wir wollen eine Projektionsfläche bieten und zeigen, dass auch wir diese Gefühle und Gedanken haben. Zuhörerinnen und Zuhörer sollen sich ermutigt fühlen, sich zu öffnen und zu sagen: "Danke, ich bin damit nicht allein und nicht völlig irre, sondern das sind Gefühle, die es im Leben gibt."
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