Oliver Pocher hat mal wieder einen Shitstorm kreiert. In seinem Podcast erklärt er, wie es dazu kam. Kleiner Spoiler: Schuld sind immer die anderen.

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Felix Reek dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Oliver Pocher gibt sich gar nicht erst große Mühe, zu dem Thema überzuleiten, auf das in dieser Woche des Podcasts alle warten. Er sitzt auf einer Bühne des Parookaville-Festivals, die neueste Folge von "Die Pochers Frisch recycelt" wird mit Kameras aufgezeichnet, und trägt ein Taylor-Swift-T-Shirt. Ein gewohnt subtiler Verweis auf seine letzte Aktion, die ihn in den vergangenen Tagen in die Trendliste von X, vormals Twitter, brachte. Das kann etwas Gutes sein, im Fall von Oliver Pocher heißt es eigentlich immer: Shitstorm. Also, was war passiert?

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Lassen wir es Oliver Pocher einfach selbst erklären. "Ich hatte auffem Taylor-Swift-Konzert ein Rammstein-T-Shirt an." Ah ja, und weiter? "Weil ich dachte, ist einfach lustig, kann man mal machen." Vereinzelter, spärlicher Jubel, es ist zu merken, dass das hier in Weeze auf dem Elektronik-Festival nicht sein Standard-Fan-Publikum ist. Seine Ex-Frau Sandy Meyer-Wölden kommentiert nichtsdestotrotz: "Finden die Leute gut."

Kurz zur Erklärung: Auf Taylor Swifts Konzerten treffen sich vor allem Frauen, sie sind freundlich zueinander, fühlen sich sicher, passen aufeinander auf und schenken sich selbstgeknüpfte Freundschaftsbändchen. Eine positive, weltweite Bewegung, die sich "Swifties" nennt. Rammstein-Konzerte sind das eher nicht. In den vergangenen Monaten wurde Sänger Till Lindemann von einer Vielzahl Frauen beschuldigt. Der Vorwurf: Backstage habe es sexuelle Übergriffe gegeben, es seien Betäubungsmittel verabreicht worden. Lindemann bestritt dies.

Die Staatsanwaltschaft Berlin stellte die Ermittlungen ein, weil es keinen hinreichenden Tatverdacht gab. Das alles weiß natürlich Oliver Pocher, er zog das T-Shirt der Band trotzdem an, machte ein Selfie und postete es auf seinen Social-Media-Kanälen: "So, ich bin jetzt auch ein Swiffer", in Anspielung an die "Swifties".

Ein kalkulierter Shitstorm

Mit dem Gefühlsleben und den Befindlichkeiten anderer nimmt es Oliver Pocher bekanntermaßen nicht so genau, er sieht sich als Streiter unbequemer Meinungen und wenn die ihm Aufmerksamkeit einbringen, umso besser. Ein kalkulierter Skandal also, der nicht lange auf sich warten ließ. Auf X baute sich die Gegenwelle auf, Nutzer nannten ihn "einen traurigen Versager", er tue alles, um zu polarisieren.

"Spiegel"-Kolumnistin Anja Rützel schrieb in der "Berliner Zeitung", Pocher habe "potenziellen oder tatsächlichen Opfer sexistischer Übergriffe oder sexualisierter Gewalt gezeigt", "wie egal ihm ihre Gefühle sind". "Ich habe dafür nur Verachtung übrig", so die Journalistin.

Pocher reagiert in seinem Podcast so, wie er immer reagiert: Er banalisiert und macht sich über die Kritik lustig. "Taylor Swift ist ein Safe Place für Frauen", sagt er mit verstellter Stimme in Anlehnung an den Artikel.

Das wäre alles nur ein Witz gewesen und da bekanntlich jene Gags die besten sind, die man erklären muss, macht er genau das im Podcast auf der Bühne: Auf seinem Rammstein-T-Shirt stand Gelsenkirchen, das Konzert war in Gelsenkirchen, da wird demnächst auch wieder Rammstein spielen und dann steht er dort im Taylor-Swift-Shirt. Ende des Witzes. Im Publikum ist es ziemlich still.

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Schuld sind immer die anderen

Oliver Pocher bleibt damit seiner Linie treu, sich möglichst wenig mit dem, was er tut, auseinanderzusetzen. Schuld sind immer wieder die anderen: "Mittlerweile sorgt schon ein T-Shirt dafür, aus einer gewissen Bubble beschimpft zu werden", erklärt er im Podcast.

Was stimmt, aber ist es nicht mindestens genauso schlimm, im Wissen darum genau diese Mechanismen zu bedienen? Immer auf der Suche nach dem nächsten Shitstorm, getreu dem Motto: Jede Aufmerksamkeit ist gute Aufmerksamkeit?

Dabei hätte Oliver Pocher das in dieser Woche gar nicht nötig gehabt. Er und seine Ehefrau Amira sind zurück in der Dauerrotation der Boulevard-Presse. Sie reden wieder miteinander, vor allem über ihre Podcasts und Social-Media-Kanäle.

Wer behält welchen Namen, wer verdankt wem seine Karriere. Erwachsenenthemen eben, so wie bei jeder guten Scheidung. Aber davon hören wir sicher bald mehr, keine Sorge. Das Familien-Motto bleibt: Stattfinden um jeden Preis.

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