• Seit dem Sieg in Stefan Raabs Castingshow vor knapp 14 Jahren ging Stefanie Heinzmanns Karriere steil bergauf: Sie veröffentlichte fünf Alben, legte zahlreiche TV-Auftritte hin und bekam diverse Auszeichnungen
  • Doch nicht immer lief es bei der 32-jährigen Schweizerin rund: Sie hatte mehrere Jahre lang mit Selbstzweifeln zu kämpfen.
  • Im Interview spricht sie mit uns über ihren Weg zu sich selbst, ihre Einstellung zur Pandemie und ihr neues Album "Labyrinth".
Ein Interview

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Bekannt wurde Stefanie Heinzmann 2007 als Gewinnerin der Casting-Show SSDSDSSWEMUGABRTLAD ("Stefan sucht den Superstar, der singen soll, was er möchte und gerne auch bei RTL auftreten darf"), die Stefan Raab im Rahmen seiner Fernsehshow "TV total" entwickelt hatte.

Seitdem brachte die Schweizer Soulsängerin fünf Alben heraus und erhielt Auszeichnungen wie den Echo und den Swiss Music Award. Nebenher war sie Jury-Mitglied bei "Popstars", Synchronsprecherin für "Pets" und Teilnehmerin bei "The Masked Singer". Aktuell musiziert sie bei "Sing meinen Song" mit Stars wie DJ Bobo, Joris und Johannes Oerding.

Am 14. Mai wird die 32-Jährige ihr neues Album "Labyrinth" herausbringen, das ein Mix aus flirrendem 80er-Jahre-Pop und eingängigem Electro ist. Im Interview mit unserer Redaktion erzählt sie, wie für sie der Weg durch das Pandemie-Labyrinth aussah, was ihre Zukunftspläne sind und wie sie zu sich selbst gefunden hat - trotz diverser negativer Kommentare auf Social Media.

Stefanie, am 14. Mai ist dein neues Album "Labyrinth" herausgekommen. Was steckt hinter diesem Titel?

Stefanie Heinzmann: Ich finde, dass Labyrinth ein tolles Bild für das Leben ist. Es ist wie ein Labyrinth: Manchmal enden wir irgendwo in einer Sackgasse. Wir laufen zwei Schritte zurück und müssen uns ständig entscheiden, ob wir jetzt links oder rechts gehen wollen. Aber ich glaube, es ist auch sehr entscheidend, wie wir durch dieses Labyrinth wandern. Wir können ständig Angst haben und nervös sein, was hinter der nächsten Ecke lauern könnte. Oder wir können es eher als ein Abenteuer sehen und versuchen, neugierig durch dieses Labyrinth zu gehen. Das ist eine Entscheidung, die jeder selbst trifft.

Wie sah dein Weg durch das Labyrinth der Pandemie aus?

Ich bin letztes Jahr durch sehr viele verschiedene Gefühlslagen gegangen. Am Anfang war das fast auch ein bisschen spannend: Man sitzt zu Hause und weiß nicht, wie es weitergeht. Aber als dann im Sommer die Festivals ausgefallen sind, dachte ich schon: "Das wird jetzt echt ernst." Das war der Punkt, an dem ich mich entschieden habe: Bevor ich zu Hause herumsitze, gehe ich ins Studio und schreibe ein paar Songs. Ich mache jetzt einfach weiter, damit man irgendetwas macht. Das Leben hat mir hier wieder gezeigt: Wenn du irgendwie versuchst, die Zeit zu nutzen, dann wird es schon gut. Ich hätte jetzt sonst zum Beispiel kein neues Album. Wir dürfen uns nicht nur auf das Schlechte konzentrieren.

Viele Leute würden dir da wohl gerade widersprechen ...

Ich sage nicht, dass die Pandemie an sich etwas Gutes ist. Natürlich ist das für viele Leute schwer und ich respektiere die Situation. Aber das heißt nicht, dass es auf dieser Welt nur die Pandemie gibt. Ich bin nicht bereit, mich dieser blind zu stellen und zu sagen: "Jetzt ist alles schlecht."

Vielen in der Kulturbranche fehlt aufgrund der aktuellen Situation vermutlich diese Form von Optimismus, oder?

Ja, ich gehöre auf jeden Fall zu der privilegierten Sorte, weil ich auch letztes Jahr arbeiten durfte. Aber ich habe allein in meinen WhatsApp-Chats 40 Leute, die mit mir zusammenarbeiten. Davon hat die Hälfte gerade keinen Job. Das darf man doch nicht einfach so vergessen. Die Kulturbranche ist systemrelevant. Kultur ist ein menschliches Gut. Wir brauchen auch schöne Dinge, nicht nur arbeiten und essen.

Du hast eine Tour für das Frühjahr 2022 geplant. Wie zuversichtlich bist du, dass die stattfinden kann?

Gute Frage (lacht). Wir dürfen nicht aufhören zu planen, nur weil wir nicht wissen, was passiert. Erst einmal freue ich mich, dass es eine geplante Tour gibt. Auf alles andere reagiere ich dann, wenn es so weit ist.

Zurück zum Album: "Cut your hair, but never too short" sind die ersten Zeilen des Liedes "Colors". Sprichst du aus eigener Erfahrung?

Diese Textzeile ist wirklich aus dem Leben. Ich wollte mir schon immer mal eine Glatze schneiden.

Warum?

In den letzten Jahren ist mir aufgefallen, wie wichtig teilweise Haare für TV-Shows und Fotos sind. Es ist schrecklich nervig - gerade, wenn ich daran denke, wie viel ich in diese Haare mit Lockenstab und anderem Gedöns investiert habe. Eines Abends saß ich dann nach der Tour zu Hause und dachte: "In den Liedern predige ich die ganze Zeit, dass die Leute das machen sollen, was ihnen gefällt und es egal ist, was andere denken. Ich selbst mache es währenddessen aber überhaupt nicht." Am nächsten Tag habe ich dann den Rasierer genommen und meine beste Freundin hat mir den Schädel kahlrasiert. Das hat sich so toll angefühlt.

Wie hat dein Umfeld darauf reagiert?

Ich hatte viel schönes Feedback. Aber es gibt auch Kommentare wie: "Jetzt siehst du gar nicht mehr aus wie eine Frau." Es ist dieses Schubladen-Denken. Ich definiere mich doch nicht über meine Haare als Frau.

Es geht weiter mit den Worten "Use your make-up to cover your flaws. Can I just be me?" Der Gedanke, einfach man selbst zu sein und sich so zu zeigen, wie man ist. Welche Rolle spielt dieser Drang in deinem Leben?

Das war schon immer ein riesengroßer Wunsch von mir. Aber man braucht Zeit, um herauszufinden, wer man überhaupt ist. Als ich 18 war, mochte ich mich selbst überhaupt nicht und fand mich nicht hübsch. Dann habe ich angefangen, viele Dinge auszuprobieren. Nur so habe ich für mich rausgefunden, was ich mag und was ich auf keinen Fall wieder mache. Manchmal finde ich es aber auch schön, ein Fähnchen im Wind zu sein.

Wie meinst du das?

Es ist ok, wenn man seine Meinung ändert – ob einen Tag oder fünf Jahre später. Man sollte sich nicht so abhängig von der Außenwelt machen. Es ist doch egal, ob meiner besten Freundin die Haare gefallen oder nicht. Die muss mich mögen, weil ich ich bin - und nicht, weil ich kurze oder lange Haare habe. Dieser Weg hat bei mir lange gedauert. Jetzt, mit 32 Jahren, kann ich sagen: Ich fühl mich ganz schön wohl in meiner Haut.

Aber hast du nicht trotzdem manchmal Momente, in denen dir nicht egal ist, was andere von dir denken?

Na klar. Gerade wir Frauen kennen einmal im Monat die Tage, an denen wir einfach schlechte Laune haben. Zumindest geht es mir so. Ich bin mir dann super unsicher, fühle mich überhaupt nicht wohl in meinem Körper und frage mich: "Warum habe ich so zugenommen? Es hat jemand wieder auf Instagram geschrieben, wie hässlich ich bin. Warum?" Dann gucke ich aber auf meinen Kalender und denke mir: "Ich kriege meine Tage. Das ist super fies, ich bin schon wieder darauf reingefallen." (lacht.)

Was ist dein Geheim-Tipp, wie man mit solchen Kommentaren umgeht?

Das mit Humor zu nehmen und zu sich selbst zu sagen: "Das ist nur der Frust von den anderen Menschen und da kann ich nichts zu." Zum Beispiel hat mir vor kurzem jemand auf Facebook geschrieben, ob ich nicht endlich meine Haare wieder wachsen lassen kann. Da kann ich dann nur lachen, weil ich mich frage: "Geht es dir wirklich so viel besser, wenn ich meine Haare wachsen lasse? Findest du dann wirklich deinen Seelenfrieden?"

Bei "Sing meinen Song" hast du das Lied "Signal" von Joris gesungen. Warum hast du diesen Song gewählt?

Es hat so schöne Melodien und immer wieder stolpere ich bei diesem Text über Stellen, die mich einfach glücklich machen. Joris kann Bilder erschaffen, da erblasse ich vor Neid.

Wie hat dir das Singen auf Deutsch gefallen?

Am Anfang war das eine ziemliche Herausforderung. Es ist technisch etwas anderes, als auf Englisch zu singen. Aber ich habe mich jetzt ein bisschen dran gewöhnt und finde das ganz schön. (lacht)

Kannst du dir das zukünftig auch für eigene Lieder vorstellen?

Ich bin ja ein Fähnchen im Wind. Deswegen sage ich jetzt grundsätzlich nicht Nein. Aber im Moment fühle ich es noch nicht so. Außerdem glaube ich, dass auf Deutsch texten echt schwierig ist, damit es nicht zu kitschig oder zu flach klingt. Da muss schon ein bisschen Essenz dahinter sein.

Würde dich denn ein Ausflug in ein anderes Genre reizen?

Mein Herz ist eigentlich beim Soul, aber jetzt gerade bin ich voll im Pop gelandet. Allgemein versuche ich, ein bisschen mit dem Flow zu gehen und zu gucken, was mich gerade anspricht. Grundsätzlich stehe ich auf Musik - egal ob das Rap, Elektro, Rock oder Reggae ist.

Wenn du freie Wahl hättest: Mit welchem Künstler würdest du gerne mal gemeinsam Musik machen?

Mein absoluter Traum wäre es, wenn ich jemals mit Jill Scott singen dürfte. Dann würde ich danach in Ruhe und Frieden sterben können.

Warum?

Es ist einfach die tollste Sängerin auf diesem Planeten. Ich folge ihr auch auf Instagram. Schon bei ihrem Sprechen schmelze ich dahin. Wie kann man so eine schöne Stimme haben?

Gibt es irgendwas, was du noch in Zukunft ausprobieren möchtest?

Mit "Sing meinen Song" und meiner Glatze habe ich meine To-dos für die letzten Jahre eigentlich erledigt. Ich versuche, offenzubleiben: Wenn eine Anfrage kommt, gucke ich, wie es sich anfühlt und mache mit. Aber im Moment habe ich keinen besonderen Wunsch – außer, dass ich unbedingt wieder mit meiner Band spielen möchte.



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