Pünktlich zum Start der Nebensaison wirft man im Ersten eine Mischung aus Kuppelshow und Reisequiz in den Freitagvorabend. Bei "Flieg mit mir!" beantworten zwei Singles, die sich vorher nicht kannten, zusammen Fragen von Guido Cantz und können dann eine gemeinsame Reise gewinnen. Schön für die Singles, für den Zuschauer eher weniger.

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Christian Vock dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Dass es kein Bier auf Hawaii gibt, gilt in der Zwischenzeit als ausreichend widerlegt. Die Gründe, warum Hawaii überhaupt bierlos sein sollte, hatte außer Paul Kuhn ohnehin nie jemand verstanden.

Mehr News über TV-Shows

Was es sonst noch so auf Hawaii gibt oder nicht, das allerdings dürfte den meisten tatsächlich nicht so geläufig sein.

Gut also, dass gerade das TV-Sommerloch geflickt wird und das Erste gestern Abend deshalb eine neue Quizshow ausprobiert hat.

"Flieg mit mir!" lautet der etwas uninspirierte Titel und spielt damit nicht etwa zynisch doppeldeutig auf die aktuelle Air-Berlin-Pleite an, sondern ist ganz ernst gemeint.

Die Gewinner können nämlich am Ende eine Reise gewinnen und die geht eben in der Auftaktfolge nach Hawaii. So weit, so langweilig.

Da sich aber das Erste spätestens seit "Herzblatt" auch einen Namen als Partnervermittlung gemacht hat, fliegt der Gewinner oder die Gewinnerin nicht alleine, sondern sucht sich aus zwei zuvor unbekannten Begleitern einen aus.

"Flieg mit mir!": Reise zu zweit oder 3.000 Euro

Bis zum ersten Tomatensaft im Flieger ist es aber ein langer Weg. Okay, so lang ist er auch nicht. Eher so eine kurze Mittelstrecke.

Jedenfalls spielen zwei Kandidaten gegeneinander. Jeder Kandidat sucht sich aus jeweils zwei Singles einen potenziellen Reisebegleiter aus.

Warum diese aber zunächst hinter einer Schattenwand stehen, die sie aber schon nach wenigen Sekunden verlassen, bleibt wohl ein Fall für die Kollegen von "Galileo Mystery".

Vielleicht wusste man sich einfach nicht anders zu helfen, um zu unterstreichen, dass sich die Kandidaten vorher nicht kannten.

Das Paar, das am meisten weiß, steht dann am Ende vor der entscheidenden Frage: Ist man sich bereits so nahe gekommen, dass man zusammen auf die Insel fliegt oder nimmt man stattdessen lieber 3.000 Euro?

Nur wenn beide verreisen wollen, geht es in den Flieger, "zwangsverreist" wird also niemand.

Die Fragen, die man sich für "Flieg mit mir!" ausgedacht hat, waren natürlich entsprechend Hawaii spezifisch. So wollte Moderator Guido Cantz zum Beispiel wissen, ab wann ein Hawaiihemd als echt gilt oder welche Berühmtheit einmal in einer Eisdiele auf Hawaii gejobbt hat.

Alles also eher aus der Kategorie "kann man wissen, muss man aber nicht". Dümmer wurde man gestern Abend jedenfalls nicht.

Als Quizshow eher Holzklasse

Gab man sich bei den Fragen noch Mühe, war bei der Kulisse schon eher Schmalhans Küchenmeister. Die Aufsteller, die ein bisschen Reise-Feeling verbreiten sollten, schafften lediglich Reisebüro-Atmosphäre.

Wenigstens passte die ganz gut zu den nicht enden wollenden Werbesprech-Anpreisungen, wie toll doch das Urlaubsziel Hawaii ist: "Hawaii, eine Inselwelt zum Verlieben."

Bei so viel Low-Budget-Konzept wäre es eigentlich die Gelegenheit für einen Moderator, diese Bräsigkeit ein wenig aufzupeppen.

Doch Guido Cantz präsentierte sich und den ganzen Abend ungewohnt ungelenkt, vielleicht auch, weil er zwischendrin noch auf eine App zur Show hinweisen und bereits nach vier Minuten die erste Werbeunterbrechung anmoderieren musste. Richtige Quizlaune kommt so jedenfalls nicht auf.

Und selbst wenn, wäre die bei den Cantz'schen Kalauern ohnehin schnell verflogen. Ein Beispiel? "Manchmal ist der Job von Robben Tore schießen. Aber wir reden nicht von Arjen Robben, sondern von Mönchsrobben", witzelt Cantz, als er eine Frage über Robben auf Hawaii anmoderiert.

Das ist für den diplomierten Büttenredner Cantz nicht nur eine sehr traurige Vorstellung, sondern auch leider der humoristische Höhepunkt. Was noch trauriger ist.

Gute Laune hatte wenigstens das Gewinner-Pärchen, das sich relativ sicher durch die Hawaii-Fragen antwortete und das Gelernte jetzt direkt vor Ort nachprüfen kann.

Alles in allem ist "Flieg mit mir!" aber selbst für ein belangloses Vorabend-Reisequiz doch reichlich bieder und unausgegoren.

In den weiteren Folgen, die bis Mitte September ausgestrahlt werden, geht es dann noch nach Brasilien, Thailand und Namibia. Das nächste Reiseziel am kommenden Freitag ist Australien.

"Flieg mit mir" läuft bis einschließlich 15. September immer freitags um 18.50 Uhr im Ersten.
JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.