In Folge acht von "Germany's next Topmodel" wechselt die Produktionsfirma die Strategie. Unter dem Motto "weniger ist mehr" überlässt man die Mädchen einfach sich selbst. Die machen aus einer einfachen Miss-Wahl einen "Bitch-Fight". Zumindest versuchen sie es.

Eine Glosse

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Als Produktionsfirma, so ehrlich müssen wir einmal sein, hast du es nicht leicht. Wenn du dann auch noch ein solch exklusives Premium-Produkt wie "Germany's next Topmodel" stemmen musst – Hut ab! Und das Woche für Woche aufs Neue.

Wenigstens die Produktionsfirma ist kreativ

Einerseits muss es dir gelingen, den künstlerischen Wert der Show ebenso abzubilden wie deren intellektuelle Tiefe. Andererseits musst du dich feinfühlig in die Lebenswirklichkeit deiner noch jungen Zielgruppe hineindenken. Du musst eins werden mit ihr und sie behutsam in die sorgenden Arme deiner finanziellen Unterstützer führen, die diesen steinigen Weg mit dir gemeinsam gehen.

Gleichzeitig muss es dir als Produktionsfirma gelingen, all die Höhen und Tiefen eines Schönheitswettbewerbs mit Esprit und Raffinesse zu erzählen und zu einer authentischen Einheit verschmelzen zu lassen.

Eigentlich eine Mammut-Aufgabe, doch die Produktionsfirma hat bisher mit enormen Mitteln und kreativer Exzellenz ein regelrechtes Gesamtkunstwerk geschaffen: der Guantanamo-Gedächtnis-Walk, das unnötige Nacktshooting oder auch das Einhorn-Rodeo – man kann nicht gerade sagen, dass es sich die GNTM-Produktionsfirma in der Vergangenheit leicht gemacht hat.

Schon wieder nackte Männer

Dabei wäre gar nicht so viel Aufwand nötig gewesen, um die Schönheit und die Poesie dieser Show miteinander zu verbinden. Das ist der Produktionsfirma aber offenbar erst im Laufe der gestrigen Folge aufgefallen, denn gerade zu Beginn verfiel man noch in alte Verhaltensmuster.

Die Mädchen hatten nämlich wieder einmal einen Video-Dreh. Man kann es nicht mit Gewissheit sagen, aber vielleicht war den Produzenten der Laufsteg im Gefängnis oder das Rodeo-Reiten auf einem Einhorn ein bisschen zu drüber. Für das Video ging man es jedenfalls wirklichkeitsnaher an. Quasi aus dem Leben gegriffen.

Dazu mussten die Mädchen als Achtziger-Jahre-Bräute verkleidet in eine Bar stolzieren und dem einzigen Mann am Tresen vorgaukeln, dass sie gerade auf dem Weg zu ihrer Hochzeit seien, aber von einer Autopanne gestoppt wurden und nun in dieser Bar Hilfe suchten.

Man muss den nun folgenden Handlungsstrang aufgrund seiner zwingenden Folgerichtigkeit eigentlich nicht erklären, aber der Mann am Tresen fängt daraufhin an, sich auszuziehen, während aus dem Hintergrund weitere Männer auftauchen und sich ebenfalls sofort entkleiden.

Stephanie ist überfordert

Nun lag es an Heidi Klum, die Darbietung der Mädchen nicht nur zu beobachten, sondern auch gleich zu bewerten, was sie mit gewohnter Geistesschärfe auch tat. Als beispielsweise Stephanie ihr ihre Überforderung während des Drehs mit den Worten erklärte "Ich war echt ein bisschen überfordert", analysierte Klum sofort das Problem: "Du warst ein bisschen überfordert."

Nun kann man natürlich die Stephanische Überforderung angesichts der verschlungenen Story nachvollziehen, aber vielleicht war es genau diese Komplexität, die die Produktionsfirma zum Umdenken bewegte. Ein bisschen weniger Hollywood, ein bisschen mehr Schlichtheit in der Herangehensweise.

Also ruft die Jury ein absolutes Novum in der GNTM-Historie aus: die Wahl zur Miss Topmodel. "Das gab es bei 'Germany's next Topmodel' noch nie", erklärt Juror Michael Michalsky völlig zurecht mit Stolz. Selbstverständlich gab es das noch nie bei GNTM. Die würden ja niemals irgendwelche Fantasie-Titel verleihen.

Aber damit nicht genug, die Mädchen müssen noch dazu paarweise auftreten und eine kurze Rede über ihre Konkurrentin halten. Ein kühner Kniff, dessen mögliche Folgen der Klum natürlich bewusst sind: "Nach dem heutigen Tag wird zwischen den Mädchen nichts mehr sein wie es war." Okay, das kann man eigentlich über jeden Tag sagen, aber Klum will schlicht die Dramatik der folgenden Szenen angemessen einleiten.

Die Mädchen im "Bitch"-Modus

"Jetzt wird ein Bitch-Fight losgehen", ahnt auch Sally und schon ledert Trixi gegen Kontrahentin Toni los, dass es sich gewaschen hat: "Toni und ich sind zwei verschiedene Menschen, aber wir haben uns sehr lieb" Bam! Das hat gesessen. Damit musst du erstmal klarkommen.

Aber Toni ist nur angezählt und kontert umgehend: "Liebe Trixi, wir sind zwar beide 18 Jahre jung und ich finde, du bist auch wirklich toll. Aber innerlich bin ich einfach reifer als du und das merkt man auch voll."

Uiuiui. Dabei hatte Thomas Hayo zuvor noch gehofft, dass das Ganze ohne Blutvergießen ausgeht: "Ich hoffe, dass die Mädchen damit sehr, sehr intelligent und auch elegant umgehen." Aber sogar sein Jury-Kollege Michalsky wird gegenüber Toni nachgerade ausfallend: "Inhaltlich fand ich's interessanter."

Christina lässt sich hingegen gar nicht erst auf ein verbales Handgemenge ein, sondern versucht es mit Poesie. Mit "Du kannst deinen Körper im Fitnessstudio trainieren. Aber du kannst nicht dein Gesicht im Fitnessstudio trainieren", gibt sie einen der wohl wertvollsten Tipps der GNTM-Geschichte.

Stephanie muss gehen, Trixi wird gerettet

Und so tobt der vorausgesagte "Bitch-Fight" der Mädchen gegen sich, die Konkurrenz und die Grammatik. Den eigentlichen Bitch-Move, das wissen wir natürlich, hat die Produktionsfirma hingelegt: Sag 15 Teenagerinnen, die an einem Schönheitswettbewerb teilnehmen, dass sie jetzt mal was Gemeines über die anderen sagen dürfen. Dann brauchst du eigentlich nur noch die Kamera anmachen. Der Rest läuft von alleine.

Und am Ende setzten die Produzenten sogar noch einen drauf, denn "Miss Topmodel" darf im ersten Akt ihrer Regenschaft ein Mädchen, das eigentlich ausscheidet, zurück in die Show holen. Während Trixi auf diese Weise von Miss Topmodel Klaudia wiederbelebt wird, wird Stephanie das erste Opfer der neuen Schlichtheit.

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