• Als "blutige Anfängerin" startet CDU-Politikerin Caroline Bosbach am Freitag in das Abenteuer "Let's Dance".
  • Im Interview mit unserer Redaktion erklärt die Tochter von Wolfgang Bosbach, warum sie keine Angst vor den Urteilen von Juror Joachim Llambi hat.
  • Zudem ordnet die 32-Jährige den "katastrophalen Wahlkampf" der Union im vergangenen Jahr ein.
Ein Interview

Frau Bosbach, Sie wagen bei "Let's Dance" den Schritt aufs Tanzparkett. Heiße Tänze sind für Sie als Politikerin gewohnt. Haben Sie dennoch Lampenfieber?

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Caroline Bosbach: Ja, das habe ich ganz bestimmt – vielleicht sogar noch einen Tick mehr als meine Mitstreiter. Im Gegensatz zu den Allermeisten bringe ich nämlich keine Bühnenerfahrung mit. Für mich ist dieses Projekt wirklich herausfordernd. Ich gehe aber davon aus, dass mich meine Konzentration, die ich brauchen werde, gut ablenkt.

Showtalent ist das Eine, Tanztalent das Andere. Wie sieht es bei Ihnen auf letzterem Gebiet aus?

Ähnlich bescheiden (lacht). Ich bin blutige Anfängerin, da ich in meinem ganzen Leben noch nie etwas mit Tanzen zu tun hatte – nicht einmal ein Tanzkurs zu Schulzeiten. Darin sehe ich mit Blick auf die Show aber auch eine kleine Chance …

Inwiefern?

Vielleicht wird die Lernkurve bei mir etwas sichtbarer sein als bei den Kandidaten, die ohnehin schon tanzen können. Zudem wird mir helfen, dass ich durchaus musikalisch und sehr ehrgeizig bin. Ich bringe auch eine gewisse Grundfitness mit. Tanzunterricht habe ich im Vorfeld allerdings nicht genommen, weil ich glaube, dass sich die Zuschauer mit einer Anfängerin ganz gut identifizieren können. Dem Großteil des "Let's Dance"-Publikums geht es vermutlich so wie mir, denn nicht alle Menschen sind Profitänzer oder Entertainer.

Sie haben schließlich auch einen ganz anderen beruflichen Background …

Ganz genau. Warum sollte ich das auch können? Mein ganzes Leben lang habe ich vor allem mit dem Kopf gearbeitet. Ich habe einen vergleichsweise eher "spießigen" Job in der politischen Verwaltung (lacht).

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Keine Angst vor Joachim Llambi: "Ich empfinde ihn als sehr fair"

Welche musikalischen Vorlieben haben Sie und decken sich diese mit den Tanzstilen, die Sie sich für Ihre Performances bei "Let's Dance' wünschen?

Nicht unbedingt, ich lasse es aber auf mich zukommen. Privat höre ich sehr viel Rock, Electro und Metal. Beim Tanzen geht es jedoch um Ausdruck und Gefühle. Die Palette menschlicher Gefühle ist sehr breit. Das spiegelt sich auch in den verschiedenen Tänzen wider, die es zu bedienen gilt. Da ich die Sendung regelmäßig schaue, weiß ich ungefähr, was auf mich zukommen wird. Und ich habe einen riesigen Respekt davor – nicht etwa vor der Nähe, sondern vor der Herausforderung, auch meine Seele einzusetzen. Denn nur so kann man andere Menschen berühren, und darum geht es beim Tanzen.

Was empfinden Sie gegenüber Joachim Llambi: Respekt oder Angst?

Respekt. Angst habe ich vor Herrn Llambi nicht, weil seine Urteile zwar hart, aber nie ungerecht sind. Ich empfinde ihn als sehr fair. Natürlich könnte man die eine oder andere Kritik netter verpacken, doch von diesen Kommentaren lebt auch die Show. Als in der Politik tätiger Mensch bin ich es gewohnt, das Persönliche mal hinten anzustellen. Ich werde mich auf die sachliche Kritik einlassen.

Wem trauen Sie bei "Let's Dance" 2022 am meisten zu?

Persönlich kenne ich tatsächlich nur Cheyenne Ochsenknecht, sodass ich mir im Vorfeld kaum ein Urteil erlauben kann. Aus der Ferne betrachtet kann ich mir aber vorstellen, dass René Casselly weit kommen könnte – als Zirkusartist ist er prädestiniert. In der vorletzten Staffel war ebenfalls eine Zirkusartistin dabei, die letztlich gewinnen konnte (Lili Paul-Roncalli; Anm. d. Red.). Doch nicht nur aus diesem Grund setze ich auf René, sondern auch weil er mit Tieren arbeitet und daher ein Gespür für Schwingungen sowie Gefühle haben dürfte.

Nach Heide Simonis (2006) und Hillu Schwetje (2010) sind Sie die erst dritte Politikerin, die sich aufs Parkett traut – von ihren männlichen Kollegen einmal ganz zu schweigen. Warum fehlt den Politik-Promis der Mut?

Ich weiß nicht, ob ihnen wirklich der Mut fehlt. Vielleicht werden sie auch seltener gefragt. Das kann und möchte ich nicht beurteilen. Für mich hat das nicht so viel mit der Profession zu tun. Ich kann nur von mir sprechen: Wenn man mich vor eine Kamera stellt, rede ich auf jeden Fall erstmal rein (lacht). Insofern werde ich entweder mit meinem tänzerischen Talent oder meinem Unterhaltungswert überzeugen. Ich schätze, dass eher Letzteres der Fall sein wird.

Vereinbarkeit von Politik und Unterhaltungsshow

Anders gefragt: Wie unterhaltsam dürfen Politiker hierzulande sein? Läuft man Gefahr, sich mit Auftritten in Show-Formaten ins Abseits zu befördern?

Natürlich musste auch ich mir im Vorfeld die Frage gefallen lassen: "Bist du sicher, dass du dir damit nicht deine politische Karriere ruinierst?" Ich glaube das nach wie vor nicht. Im Gegenteil: "Let's Dance" kann sogar zielführend sein – gerade für die Union. Mein Ziel ist es, den Leuten zu zeigen, dass nicht unbedingt der Staub rauskommt, wenn man uns auf die Schultern klopft. Auch wir sind nur Menschen. Vielleicht kann ich zumindest einen kleinen Teil dazu beitragen, vor allem jungen Menschen einen etwas anderen Zugang zur Politik zu geben.

Würden Sie als frühere Marketing- und Strategieberaterin Ihren Kollegen aus der Politik sogar raten, mehr Offenheit an den Tag zu legen?

Auf jeden Fall. Wobei ich diesbezüglich verhalten bin. Machen wir uns doch nichts vor: Amerikanische Verhältnisse wird es in Deutschland wahrscheinlich nie geben. Geschichtlich und kulturell haben wir ein ganz anderes Wertekorsett. Aber: Nach den vergangenen beiden knüppelharten Jahren können wir alle mal wieder ein bisschen Freude vertragen – sowohl mit Blick auf die Politik als auch auf die Gesellschaft. Vielleicht haben wir verlernt, manche Dinge etwas lockerer und mit einem kleinen Augenzwinkern zu betrachten.

Vor dem Hintergrund: Wie beantworten Sie die Frage, ob Sie sich Ihre politische Karriere durch "Let's Dance" ruinieren könnten?

Sollte ich jemals in die Situation kommen, dass mich jemand nicht wählt, weil ich bei "Let's Dance" mitgemacht habe, dann verzichte ich gerne auf diese Stimme. Das Schöne an dieser TV-Show ist doch, dass es nicht darauf ankommt, welchen Hintergrund man hat. In dem Moment, wo wir auf der Bühne tanzen, sind wir alle gleich. Auf dem Tanzparkett kommt es nicht darauf an, für welche Politik ich stehe.

Ihr Vater Wolfgang Bosbach ist ein Politiker, der Unterhaltungsformaten gegenüber nicht abgeneigt ist. Wurde Ihnen diese Offenheit und TV-Affinität mit in die Wiege gelegt?

Gefühlt habe ich mit meinem Vater das halbe Privatfernsehen bereist. Natürlich ist jeder von seinem Elternhaus geprägt, ich ganz besonders. Von drei Mädchen zu Hause bin ich die Einzige, die unserem Vater damals hinterhergezogen ist, als die Regierung von Bonn nach Berlin wechselte. Ich habe die Nähe zu ihm gesucht und wollte von ihm lernen. Er war und ist mein politisches Vorbild.

Was macht Ihren Vater für Sie zu einem guten Politiker?

Zunächst einmal ist er nahbar und ehrlich. Hinzu kommt dieser rheinländische Humor, garniert mit einer gewissen Offenheit. Ich bin davon überzeugt, dass die Menschen genau das brauchen – in der aktuell schwierigen Zeit mehr denn je.

Wie hat er die Nachricht aufgenommen, dass Sie bei "Let's Dance" an den Start gehen?

Er hat sich gefreut – für mich und für sich, weil er dank mir nicht selbst mittanzen muss (lacht). Er wird sicherlich hin und wieder beim Training und in der Sendung vorbeischauen. Natürlich nicht, ohne den einen oder Spruch zu machen.

Sie sind auch Autorin und haben im vergangenen Sommer in Ihrem Buch "Schwarz auf Grün" für eine neue Politik der Mitte geworben. Warum hat Ihr Buch nach wie vor Relevanz, auch wenn die Union nicht in der Koalition ist?

Ich habe mit meinem Co-Autor Torsten Weber ein Buch verfasst in der Annahme, dass es vielleicht in die Richtung Schwarz-Grün gehen könnte. Auch wenn das nicht geklappt hat, sind die in dem Buch genannten Thesen weiterhin wichtig. Es geht unter anderem um die Vereinbarkeit von Ökonomie und Ökologie. Und eines dürfen wir nicht vergessen: Auch wenn die Union gerade nicht in der Regierung ist, hat immer noch ein großer Teil der Gesellschaft bürgerlich gewählt.

Caroline Bosbach würde gerne Philipp Amthor bei "Let's Dance" sehen

Ab wann war für Sie klar, dass die CDU kein Teil der neuen Regierung sein wird?

Ich bleibe dabei: Der Wahlkampf war katastrophal. Das kann man weder schönreden noch relativieren. Unabhängig von der Wahl des Kanzlerkandidaten fehlte es an einer klaren Kampagne und an Kernbotschaften. Das konnte nicht klappen. Am Wahlabend habe ich mich über nichts mehr gewundert. Wir mussten in nahezu allen Kompetenzbereichen krachende Einbußen verzeichnen.

Welche Kollegin oder welchen Kollegen würden Sie bei "Let's Dance" feiern? Wer wäre vom Unterhaltungswert her wie gemacht für diese Show?

Auch wenn er es vermutlich nicht machen würde: Philipp Amthor wäre für "Let's Dance" eine Bereicherung. Er ist ein echter Typ, und davon leben solche Shows.

Welche Schlagzeile ist realistischer: "Caroline Bosbach gewinnt Let's Dance" oder "Caroline Bosbach ist die neue CDU-Vorsitzende"?

Beide sind nicht ganz unrealistisch (lacht). Nein, Spaß beiseite: Ich vermute, dass eher Letztere wahrscheinlicher wäre.

Sie haben dahingehend also Ambitionen?

Moment mal. Ich habe nicht gesagt, dass der CDU-Vorsitz ein erklärtes Ziel von mir ist. Ich halte es lediglich für wahrscheinlicher als einen Sieg bei "Let's Dance".

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