"Wir machen uns doch nicht zum Affen fürs Fernsehen", behauptete Hubert Kah einst in der ersten Folge vom "Sommerhaus der Stars". Nun, nach inzwischen fünf Staffeln, wissen wir: Doch, genau das machen die Stars. Denn die Geschichte der Show ist eine Ansammlung von Eskalationen. Ein kurzer Rückblick zum Start von Staffel sechs.

Eine Kritik
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"Wenn es ausgestrahlt wird, kriegt sie einen Brief vom Anwalt und damit ist das Thema jetzt durch." Es dauert genau eine Folge, bis es beim "Sommerhaus der Stars" zur ersten Eskalation kommt. Angelina Heger (heute Pannek) zieht sich gleich in Runde eins der ersten Staffel bei ihrem Rauswurf aus dem Sommerhaus den Unmut von Alexander Posth zu, was diesen wiederum zur Androhung eines anwaltlichen Schriftverkehrs bewegt.

Die Szene gehört wahrlich nicht in den Vitrinenschrank der Fernsehgeschichte, sagt aber gleich mehrere Dinge über "Das Sommerhaus der Stars" aus. Zum Beispiel über die Bewohner. Wer sich nämlich fragt, wer genau noch mal Angelina Heger und Alexander Posth sind, dem sei gesagt, dass beide noch nicht einmal damals zu den bekannteren TV-Gesichtern der Republik zählten. Das "Sommerhaus" lebt also von Beginn an von Menschen, die mit ihrer Teilnahme keine Weltkarriere riskieren. Um es mal höflich auszudrücken.

Dementsprechend risikolos kann man sich dann auch in der Show benehmen, denn im besten Fall sorgt die eigene Hemmungslosigkeit für Folgebuchungen bei ähnlichen Shows. Bei Heger ging dem Streit deren gemeinsames Benehmen mit Rocco Stark voraus, was die anderen Bewohner zum Rauswurf der beiden bewog. "Mittelpunktsüchtigkeit", Lärm, Unruhe und Anderes wurde dem Paar vorgeworfen, was im Alltag sicher gerechtfertigt wäre – im "Sommerhaus der Stars" sind solche Vorwürfe allerdings das berühmte zweischneidige Schwert.

"Das Sommerhaus der Stars": Die Jacken-Affäre

Denn Streit, Unruhe, Eskalation sind die tragenden Wände beim "Sommerhaus der Stars". Die C-Promis werden nämlich nicht geladen, um sich gegenseitig die Nägel zu machen, sondern um sich gegenseitig auf die Nerven zu gehen.

Allerdings, und da sind dann auch Produktion und Schnitt gefragt, nicht um jeden Preis. Denn dass Trash-TV eine Frage der Dosierung ist, hat "Das Sommerhaus der Stars" in seinen bisher fünf Staffeln zur Genüge bewiesen. Im besten Fall kamen dabei amüsant-skurrile Szenen heraus, im schlechtesten Fall reine Geschmacklosigkeiten.

Zu den harmloseren Anekdötchen gehört da die Wellersche Jeansjacken-Affäre. Thorsten Legat und Alexander Posth machten einen merkwürdigen Duft aus, der mutmaßlich von René Wellers Jeansjacke kam.

"Irgendjemand riecht von euch nach ungetrockneter Wäsche", machte Magdalèna "Magey" Kalley die "Sommerhaus“-Runde auf diesen Umstand aufmerksam, doch Wellers Frau Maria wehrte sich mit Händen und Füßen gegen die Vorwürfe, sah die Familienehre in den Dreck gezogen: "Was erlauben die Menschen sich überhaupt, mit dem Namen Weller sich erlauben zu dürfen?" Für Frau Weller war die Jacken-Affäre offenbar etwas Persönliches, für die anderen Bewohner hingegen lediglich eine Bagatelle.

Das Grapschangebot vom Wendler

Wesentlich unangenehmer war da das Grapschangebot von Michael Wendler. Der inzwischen hauptberufliche Verschwörungstheoretiker lag in Staffel vier mit seiner Laura auf dem Bett und nestelte an deren Gesäß herum. Als Willi und Jasmin Herren zu der Situation stießen, gab der Wendler seiner Freundin einen Klaps auf den knapp bedeckten Hintern und machte Willi Herren das Angebot: "Willst du auch mal?"

RTL sendete die Szene ungeniert und es sollte nicht das letzte Mal sein, dass der Sender und seine Hauptdarsteller ein eher zweifelhaftes Verständnis von Fernsehunterhaltung hatten.

Guck mal, wer da spuckt

Ein zweifelhaftes Verständnis, aber eben auch ein Gespür dafür, wie man mit den gängigen Trash-TV-Mitteln Eskalationen fördert: eine heruntergekommene Unterkunft, ein Überangebot an menschlichem Dasein, Beziehungsstress, Dauerbeobachtung, Geld- und Geltungsbedürfnis, übergroße Egos, persönliche Animositäten, provokante Spiele und natürlich der Klassiker: Alkohol. Und so kommt es nicht von ungefähr, dass der wohl größte Skandal im Sommerhaus aus der Mischung fast all dieser Zutaten resultierte.

Bei Kubilay Özdemir war in der vergangenen Staffel Nummer fünf vom Start weg der Wurm drin. Andreas Robens und er konnten sich von Beginn an nicht leiden, mit seiner Freundin Georgina Fleur lief es ebenfalls wenig erfreulich und auch mit den anderen Bewohnern kam es schnell zum Streit.

Und so dauerte es nicht lange, bis Andreas Robens den Auftakt zur Eskalation mit einer Drohung an Özdemir einleitete: "Dich schützen nur die Kameras." Angesichts der Bodybuilder-Statur von Robens hätten die meisten hier wohl den Rückzug angetreten, doch der körperlich ohnehin schon deutlich unterlegene Özdemir antwortete mit unerklärlichem Selbstbewusstsein: "Dich nur meine kaputte Wirbelsäule."

Es köchelte weiter, sodass der Schlussakkord nicht lange auf sich warten ließ. Robens testete tagsüber seine Alkoholtoleranzgrenze und Özdemir arbeitete an einer Provokationsüberdosierung der Gruppe. Als dann abends Aggressions- und Blutalkoholwerte schon reichlich in die Höhe getrieben worden waren, spuckte Özdemir dem Bachelor a. D., Andrej Mangold, während eines Wortgefechts absichtlich ins Gesicht. Mangold war zwar erschüttert, aber auch "wirklich, wirklich froh, dass ich ein guter Typ bin, mich zusammenreißen kann und kontrolliert war" – und der Zuschauer war es auch.

"Das Sommerhaus der Stars": Schlimmer geht immer

Wer dachte, dass es nicht mehr schlimmer geht, sollte Recht behalten, allerdings nur ein bisschen. Denn RTL hatte nach dem darauffolgenden Auszug von Özdemir und Fleur noch einen Trumpf in der Hinterhand, um die Stimmung dauerhaft tief zu halten.

In Folge drei setzte die Produktionsfirma Mangold und seiner Jennifer, die dieser seinerzeit beim "Bachelor" gewonnen hatte, die dortige Zweitplatzierte Eva Benetatou ins Sommerhaus. Auf diese Weise kam das Thema natürlich nicht zur Ruhe und so folgten Vorwürfe, Streits, Beleidigungen und Provokationen, in die auch die Mitbewohner hineingezogen wurden. Am Ende bekleckerte sich niemand mit Ruhm, erst beim obligatorischen Wiedersehen dämmerte den Beteiligten, was sie da für ihren eigenen Ruf und den der Fernsehunterhaltung angerichtet hatten.

Auch bei RTL war man über die Eskalation in Staffel fünf nicht erfreut. RTL-Unterhaltungschef Kai Sturm hatte sich "mehr positive Aspekte" gewünscht, die Art, wie sich die Konflikte hochgeschaukelt hatten, sei "Quotengift für den Sonntagabend" gewesen, sagte er "Übermedien". Gezeigt hatte man die Eskalation aber trotzdem.

Wenn am 5. Oktober also zur nun sechsten Staffel geblasen wird, müssen Mola Adebisi, Almklausi und Co. gut aufpassen, dass sie im Dienste der Fernsehunterhaltung die Verhältnismäßigkeit wahren, denn nur Gezeter will niemand sehen, sogar RTL nicht.

Ob das gelingt? In Folge eins der neuen Staffel scheint das Aggressionsniveau bei einem Bewohner jedenfalls bereits recht hoch zu sein. Und wie der Zufall so will und wenn die Vorschaubilder nicht lügen, wird auch in Staffel sechs wieder mit dem Anwalt gedroht. Denn auch wenn RTL beschlossen hatte, die Teilnehmer der neuen Staffel im Vorfeld intensiver auf die Show vorzubereiten, weiß auch Kai Sturm: "Am Ende kann keiner die Garantie übernehmen, was passieren wird."

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Verwendete Quellen:

  • "Das Sommerhaus der Stars" Staffeln 1 bis 6
  • uebermedien.de: "Die Eskalation der Aggressivität hat uns persönlich auch betroffen gemacht"
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