Neues Konzept, nackt sind sie trotzdem noch: Statt in jeder Woche andere Kandidaten aufeinander treffen zu lassen, bandeln in der zweiten Staffel von "Adam sucht Eva – Gestrandet im Paradies" immer die gleichen Nacktschnecken miteinander an. Dummerweise sind die genauso langweilig wie ihre Vorgänger.

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Felix Reek dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

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Einer der ersten Sätze des Sprechers bei "Adam sucht Eva" klingt direkt wie eine Drohung: "Wer auf der 'Insel der Versuchung' seine Liebe findet, darf sie mitnehmen." Unweigerlich fragt man sich: Wer möchte schon jemanden, den er in einer RTL-Show kennenlernt, irgendwohin mitnehmen? Und dann auch noch diese Kandidaten? Denn offenbar hat der Kölner Sender die Bedingungen seiner Nacktdating-Show "Adam sucht Eva" verschärft. Zu brav und zu öde war die erste Staffel, in der die Paare händchenhaltend verklemmt über die Traumstrände einer Karibikinsel schlenderten. Die Moderatorin schenkte man sich diesmal komplett und spendierte dem Format stattdessen die Kandidaten, die es verdient.

Gaetano, Guidano, Guantanmo, oder wie immer er auch heißt, ist DJ. Und offensichtlich auch des Öfteren mal im Fitnessstudio. Wie viele Frauen er schon hatte, will er nicht sagen. "Ob 200 oder 300", sei schließlich egal. Auf der "Insel der Liebe" trifft er auf Ina. Die weiß, dass Adam ein Mann ist und "die schauen eh nur auf Brüste und Hintern". Da trifft es sich ja gut, dass sie beides besitzt. Fertig ist eine RTL-Show!

Egal, sie "ist aufgeregt" und wird "als erstes auf seinen Penis schauen". Beim ersten Treffen löst sie dieses Versprechen ein. "Der hat mir sehr gut gefallen", sagt sie danach. Und fügt hinzu: "Vielleicht wird der auch noch größer." Das hört sicher jeder Mann gern.

Smalltalk aus der Showhölle

Die weiteren Dialoge der beiden sind ähnlich prickelnd: "Dann sitzen wir da also am Ende der Welt", sagt er. Sie: "Du darfst mich gern etwas fragen." Er: "Was machst du so?" Hallelujah, hier sprühen die Funken! Smalltalk direkt aus der Showhölle. Trotzdem kann Gaetano sich bereits nach dem ersten Treffen vorstellen, "mit ihr alt zu werden". Wer braucht schon dieses wochenlange Kennenlernen, die Gespräche, das miteinander lachen, wenn man die Möpse bereits gesehen hat? Eben.

Aber in dieser Staffel ist alles anders. Trafen sich in der ersten Runde von "Adam sucht Eva" in jeder Woche neue Kleidungsallergiker auf der Karibikinsel, sind es diesmal immer die Gleichen. Das soll mehr Dramatik in die Show bringen. Ich verderbe Ihnen nur ungern die Spannung, aber: Das funktioniert natürlich nicht. Auch wenn sich der Sender bei den anderen Kandidatinnen alle Mühe gegeben hat.

Bahati will tanzen und hofft auf eine "Stange"

Auf einer zweiten Insel, der "Insel der Versuchung" warten zwei weitere Damen auf Gaetano. Die Silikon- und Extensionsdichte ist hoch, das Niveau der Gespräche nicht. Bahati stellt sich als Sängerin und Tänzerin vor, die sich gerne an Stangen um die eigene Achse dreht. Die würde es zwar nicht auf der Insel geben, aber "vielleicht ist die Stange von Adam ja groß genug", sagt sie. Gratulation! Endlich ist RTL wieder auf dem Niveau seiner Anfangstage angekommen.

Als Bahati der anderen Kandidatin Beatrix zu erklären versucht, dass ihr Ex 50 Jahre älter war als sie, scheint sogar die Zeit stillzustehen. Weniger Gehirnzellen haben sich nie auf einer Fernsehmattscheibe versammelt. Wer genau hinschaut, dem kommt Bahati sogar bekannt vor: Für einen Wimpernschlag war sie die Frau an der Seite des österreichischen Baumoguls Richard "Mörtel" Lugner, der eine Vorliebe für die Klatschpresse hat. Und die wiederum für seine blutjungen Frauen, denen er Spitznamen gibt. Bahati war sein "Kolibri".

Unterhaltsamer macht die C-Prominenz die Show nicht. Bahati ist offensichtlich nicht an ihrem Adam interessiert, der schmiegt sich im Schlaf lieber an Beatrix, oder "die Blonde mit den großen Titten", wie sie der Kolibri nennt. Der Sprecher sagt nach der ersten Nacht: "Man wurde von Vögeln geweckt." Ein kleiner subtiler Gag, denn natürlich haben Beatrix und Gaetano gleich die Minisalami gesucht. Der Zuschauer will schließlich etwas sehen fürs Geld. Warum das immer so dilettantisch und in diesem Fall nach einer freischwingenden "Berlin Tag & Nacht"-Variante aussehen muss, bleibt ein Rätsel.

Nicht einmal unfreiwillige Lacher

Dass das Format durchaus, wenn auch unfreiwilligen, Unterhaltungswert haben kann, zeigt der US-Ableger "Dating Naked". Natürlich sind auch dort alle nackt, aber nur zwischen den Zensurbalken oberhalb und unterhalb des Bauchnabels. Also eigentlich gar nicht. Dafür sorgt die Größe der zensierten Flächen vor allem bei den männlichen Kandidaten für unfreiwillige Lacher. Heißt im Klartext: Umso besser bestückt der Teilnehmer, umso mehr muss man eben zensieren. Und freut sich ein Adam besonders über seine Eva, wandert der Balken gen Himmel.

So viel unfreiwillige Komik darf man bei der deutschen Variante nicht erwarten. Sie ist vollkommen spaßbefreit. Stattdessen verwirrt das neue Konzept mit mehreren Inseln und zu vielen Kandidaten. Denn im Trailer für die nächsten Folgen kündigen sich mindestens noch zwei weitere Männer an. Und glaubt man der Klatschpresse, auch noch eine transsexuelle Eva. Viel hilft eben viel, mag sich RTL denken. Im Falle von "Adam sucht Eva" heißt das wohl eher: Viele Nackte verderben den Brei.

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