Nein, Sie sehen nicht doppelt. RTL hat seinen Liebesgrabbeltisch wieder freigegeben, aber diesmal gibt es eine kleine, aber entscheidende Änderung: Zwei Bachelors statt einer. Wobei, so entscheidend ist die Änderung eigentlich gar nicht.

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Christian Vock dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Hinweis: Die erste Folge "Die Bachelors" ist bereits jetzt beim Streamingdienst RTL+ und dann am Mittwoch, dem 17. Januar, um 20:15 Uhr bei RTL zu sehen.

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Es wird schwer sein, herauszufinden, wer als Erster vom bisherigen Format angeödet war: RTL, die Zuschauer, die Bachelors selbst, die zugeführten Frauen oder gar die Mitarbeiter der Produktionsfirma, weil sie keine Lust mehr auf all den Karacho-Kitsch hatten. Sicher ist hingegen, dass beim "Bachelor" nach 13 Staffeln etwas Neues her musste. Aber was nur?

Eigentlich ist doch schon alles da: Ein alleinstehender Mann stolziert durch eine Gruppe junger Single-Frauen, um sich unter Zuhilfenahme absurder Schnulz-und-Schnulli-Dates eine davon für eine gemeinsame Influencer-Karriere auszusuchen. Was könnte man da nur verbessern wollen?

Die Antwort: Zwei alleinstehende Männer stolzieren durch eine Gruppe junger Single-Frauen, um sich unter Zuhilfenahme absurder Schnulz-und-Schnulli-Dates je eine davon für eine gemeinsame Influencer-Karriere auszusuchen. Muss man auch erst mal darauf kommen, aber RTL begründet den Schachzug so: "Was ist besser als ein Bachelor? Richtig, zwei!" Man kann sich vorstellen, wie sehr man bei RTL selber über den Spruch gelacht hat.

"Die Bachelors": Kopf trifft Bauch

Da sind sie nun also. Zwei Männer, zwischen den Hantelbänken einer McFit-Filiale zum Bachelor gereift, der eine sportlich, dunkle Haare und Dreitagebart, der andere trainiert, dunkelhaarig und seit etwa drei Tagen nicht mehr rasiert. Um sie dennoch voneinander unterscheiden zu können, nennen wir sie einfach bei ihren Namen. Sebastian Klaus und Dennis Gries.

Auch den Bachelors selbst ist ihre optische Ähnlichkeit nicht entgangen. "Vom Aussehen ähneln wir uns schon, aber vom Charakter: Tag und Nacht", stellt Sebastian fest. "Er ist der bedachte Typ, ich bin mehr der extrovertierte Bauchmensch", meint Dennis. Es könnte allerdings auch andersherum gewesen sein, die beiden sehen sich wirklich verdammt ähnlich. Gut also, dass RTL vorab ein bisschen über die beiden recherchiert hat und sein Wissen teilt.

Daher wissen wir über Sebastian, dass er gerne sitzt, isst und läuft, denn RTL gibt als Hobbys des 35-Jährigen "Gesellschaftsspiele spielen mit der Familie, brunchen, spazieren gehen" an. Dennis ist da anders gestrickt, RTL schreibt über ihn: "Hat immer eine Packung Maiswaffeln dabei und überlässt Essen nie dem Zufall". Es ist nicht unwahrscheinlich, dass beides irgendwie zusammenhängt und hey, wir leben in unruhigen Zeiten – man weiß nie, wann man mal eine Maiswaffel gebrauchen kann. Also besser haben als brauchen.

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"Wenn sie ein bisschen intelligent ist, schadet’s, glaub ich, auch nicht"

Beim ersten Kennenlernen der Bachelor-Familien erfährt man aber noch mehr: "Vorgenommen hab ich mir das ab dem fünften Date", erzählt Hamburger Sebastian zum Beispiel übers Knutschen in der Show und Mama Bachelor setzt ihre Hoffnung vor allem in die Quantität der Damen: "Bei so viel Frauen auf einmal ist die Chance, glaube ich, relativ groß, dass er wirklich mal einen findet jetzt", erklärt Mutter Sandra über den passenden Deckel für ihren Sohn.

Bei Dennis im Allgäu stellt sich der Vater folgendes Schwiegertochter-Portfolio vor: "Sie muss auf jeden Fall sportlich sein", legt der Vater fest, warum, verrät er allerdings nicht. Außerdem auf Papas Wunschliste: "Natürlich und wenn sie ein bisschen intelligent ist, schadet’s, glaub ich, auch nicht." So weit also der familiäre Beschaffungsauftrag und nachdem sich der Kameramann am Motiv des in Lederhosen in der Allgäuer Landschaft posierenden Dennis' endlich sattgesehen hat, kann sie richtig losgehen, die 14. Staffel "Der Bachelor". Beziehungsweise die erste Staffel "Die Bachelors".

Die soll sich in diesem Jahr in Südafrika abspielen, was für Begeisterung bei Bachelor Dennis sorgt: "Alter Schwede, wie geil seid ihr denn?", fragt der 30-Jährige die Produktionsfirma. Ja, wie geil sind sie denn? Wissen wir auch nicht, aber wir sagen jetzt einfach mal: 14. Doch bevor es nach Kapstadt geht, will RTL noch die Reisekosten klein halten. 30 Bewerbungen wurden durchgewinkt, aber nur 22 Kandidatinnen bekommen ein Flugticket. Deshalb werden Dennis und Sebastian mit je 11 Rosen zu je 15 Dates geschickt, um eine Vorauswahl zu treffen.

Dennis: "Den haste im Sack"

Und so zerkloppt Dennis etwa mit Kandidatin Lisa ein Auto oder trifft sich mit Rebecca in einer Trampolin-Halle, um mehr über die junge Frau zu erfahren. "Ich mach hauptsächlich Fitness sonst", erzählt Rebecca und man fragt sich: Ja, aber wofür? Fitness zu machen, um beim Fitnessmachen fit zu sein – da beißt sich die Katze irgendwie in den trainierten Schwanz. Dennis ist trotzdem von ihr begeistert. Von Kandidatin Stephanie hingegen weniger. Als die ihm die Tarot-Karten legt, ist sie schneller weg vom Fenster, als man "Hokuspokus" sagen kann.

Auch Sebastian klappert die potenziellen Kandidatinnen ab. Zum Beispiel Brautstylistin Leonie, die sofort begeistert von ihrem Bachelor ist: "Der Mann hat auf jeden Fall Hochzeitspotenzial", findet Leonie, verschwendet aber keinen Gedanken daran, dass nicht zwangsläufig sie die Braut sein wird. Dafür käme rein theoretisch auch Kandidatin Mina in Frage. "In Südafrika warst du schon mal? Wo warst du da?", fragt Sebastian sie bei ihrem Treffen und Mina antwortet: "In Ägypten." Sebastian nimmt Mina trotz dieser Antwort mit nach Südafrika – oder vielleicht genau deshalb.

Dort lernen sich dann auch endlich die Bachelors kennen, beziehen sie doch gemeinsam die übliche Luxus-Villa. In der opulenten Herberge nutzen die beiden auch gleich die Gelegenheit für ein paar Seitenhiebe: "Ich hab so ein leichtes Fiepen im Ohr", berichtet Sebastian über den Erstkontakt mit seinem Kontrahenten und Dennis männert über Sebastian herum: "Den haste im Sack." Es sollte nicht das letzte Mal sein, dass Dennis hier ganz Mann ist.

Kandidatin Mina: "Ich kann meine große Liebe hier nicht finden"

"Die Frauen wissen ja gar nicht, dass wir zwei sind", dämmert es Dennis irgendwann und so öffnet man am Abend die Tore der Villa dann auch für ein kleines Kennenlernen. Und wo die Damen da bei Häppchen und Schaumwein so zusammenstehen, kommt man irgendwann drauf, dass die eine Hälfte von einem Dennis spricht, die andere von einem Sebastian. Nachdem die ersten Groschen gefallen sind, ist man sich schnell einig: "Es gibt zwei!"

Und da sind sie dann auch und so lernen zuerst Sebastians Damen Dennis, Dennis’ Damen Sebastian und dann die beiden Herren die bisher unbekannten Damen des anderen kennen und dieses Kennenlernen führt auch sofort zu ersten Erkenntnissen.

Zum Beispiel, dass Kandidatin Mina zwar jetzt weiß, wo Südafrika wirklich liegt, dafür aber auch, dass der Weg ansonsten umsonst war. "Ich kann meine große Liebe hier nicht finden, weil ich die halt schon gefunden habe", erklärt Mina Sebastian. Ihr Herz hänge noch an ihrer alten Beziehung. "Ich fand’s ein bisschen merkwürdig", findet Sebastian merkwürdig, dass Mina diese Info nicht schon in Hamburg mit ihm geteilt hat.

Klischee bleibt Klischee

Dennis hingegen braucht keine weiteren Informationen, er hat schon alles, was er sich wünscht. "Die Frau hat Kurven so, wie’s mir gefällt", machot Dennis über Katjas Körper und gockelt mit Blick auf Sebastian herum: "Vor seinen Frauen werd’ ich natürlich nicht Halt machen und da kann er sich warm anziehen!" Dennis' Fazit: "Was hab ich nur für ein geiles Leben!"

Warum er das denkt, wird klar, als die Bachelors mit den Damen auf die gemeinsame Zeit in Südafrika anstoßen. Da meint Dennis: "In dem Moment weißt du: Okay, das ist alles echt. Du bist in keinem Traum mehr. Das passiert hier gerade wirklich." Ja, das passiert wirklich, aber eben in einer TV-Show – und die ist genauso dusselig wie immer. Denn ob da nun ein oder zwei Bachelors ihr Unwesen treiben ist reichlich wurscht, solange das Konzept "Klischee-Männchen sucht Klischee-Weibchen in Klischee-Kitsch-Kulisse" das gleiche bleibt.

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