Vermutlich war es für RTL gar nicht so einfach, für sein Quizformat "Blamieren oder Kassieren" jemanden aufzuspüren, der es gegen die stets durchaus erfrischende, aber nicht unbedingt hochgradig gebildete Evelyn Burdecki spannend machen könnte. Ex-Kicker Kevin Großkreutz machte es spannend.

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Robert Penz dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Mario Basler und Felix von Jascheroff lagen in der letzten Ausgabe von "Blamieren oder Kassieren" ja doch hin und wieder richtig. Vermutlich rollte so ziemlich jeder die Augen, der in den vergangenen Tagen aufschnappte, dass sich in der zweiten Ausgabe von Eltons Rate-Klassiker, der neuerdings bei RTL (auch auf RTL+) auf Sendung geht, Reality-TV-Professionistin Evelyn Burdecki und Ex-Kicker Kevin Großkreutz im Rahmen einer Qualifikationsrunde matchen würden.

"Man denkt ja immer, ihr seid vielleicht nicht die hellsten Kerzen auf der Torte", knallte Elton den beiden, die an diesem Abend so etwas Ähnliches wie Wissensfragen beantworten mussten, gleich zu Beginn vor den Latz. "Das ist nur ein Gerücht", gab ihm Burdecki zur Antwort. Zwinkerzwinker!

Toll, dieses "kanarische Meer"

Aber auch die eine oder andere Person aus dem Studiopublikum, die vielleicht sogar gekommen war, um Burdecki und Großkreutz beim Verunfallen zu sehen, wirkte, nachdem Elton durch die Reihen gegangen war und dort ein bisschen den vorherrschenden Status der Allgemeinbildung abgeklopft hatte, ein wenig kleiner als zuvor. "In welchem Ozean liegen die Kanaren?", wollte Stefan Raabs Ex-Adlatus wissen. "Im kanarischen Ozean?", spekulierte ein junger Mann, der sogleich auf 150 Zentimeter schrumpfte. Dass sich Ornithologen mit Kühen befassen würden, schien wiederum einer jungen Dame durchaus plausibel. 135 Zentimeter! Aber zurück zu Evelin Burdecki und Kevin Großkreutz.

Letzterer wusste zu Beginn, dass im Duden "Abk." für "Abkürzung" steht, was vielleicht auch darauf zurückzuführen war, dass Elton zuvor durchaus lange über Abkürzungen gesprochen hatte. "Oh, mein Gott! Du bist so schlau", bewunderte Burdecki den Ex-Kicker, der für die Blondine danach aber kein Kompliment bei der Hand hatte, als diese die Frage "Wie heißt das Gelbe vom Ei?" absolut souverän mit "Eigelb" beantwortete und ob der eigenen Cleverness zu einem Freudentänzchen ansetzte.

Großkreutz blieb stumm und verzichtete auf anerkennende Worte. Vielleicht auch, weil er die Frage jetzt nicht extrem schwer fand. Das Gelbe vom Ei, also dieses Eigelb, war der Startschuss für Burdeckis Lauf. Als ein junger Jo-Jo-Künstler aus Schnur und Kreisel gekonnt den Eiffelturm entstehen ließ, erkannte sie das Bauwerk aus dem fremden Land aber sowas von im Nu. Vermutlich auf einen Bonuspunkt hoffend verknüpfte sie den Turm sogar mit dem fernen Frankreich. Jetzt applaudierte auch Großkreutz.

Das Wunder von "Blamieren oder Kassieren"

Der Ex-Kicker war wieder gefordert, als Elton nach der einst von Frank Sinatra so wundervoll besungenen Stadt suchte, die niemals schlafen würde. Als Wolfgang, der Keyboarder der "Heavytones", den Song dann auch noch im Studio anspielte, lag Großkreutz der Name der Stadt schon ganz vorne auf der Zunge. Und wirklich: Er buzzerte, ging noch ein letztes Mal kurz in sich und sonderte dann ein traumhaftes "Las Vegas" hervor. Man musste jetzt mehr lachen, als man eigentlich sollte.

Aber auch Burdecki hatte in dieser Zeit nicht ihre stärkste Phase. "Also ich wüsste es, aber ich weiß nicht, ob ich’s weiß" (sic!), gestand sie Elton, der von den prominenten Ratefüchsen den Namen des aktuellen deutschen Bundesministers für Gesundheit wissen wollte. Und dann, das Wunder von "Blamieren oder Kassieren"! Völlig aus dem Nichts, während Burdecki und Elton noch die Entwicklung des deutschen Gesundheitssystems zwischen 1964 und 1967 verhandelten und absolut niemand damit rechnete, betätigte Kevin Großkreutz jählings den Buzzer und formulierte klar und deutlich den Namen Karl Lauterbach. So schön! Und dennoch: Die Qualifikationsrunde ging an Burdecki. Großkreutz war raus. Es kann so schnell gehen.

Burdecki freut sich im Finale zu früh

Im Finale musste Burdecki nun gegen die 54-jährige, in Wuppertal lebende Kriminalpolizistin Martina, die sich aus dem Publikum qualifizieren konnte und etwa wusste, dass der Roman "Buddenbrooks" aus der Feder von Thomas Mann stammt, antreten.

Alles deutete auf eine klare Angelegenheit hin, und Martina zog auch tatsächlich gleich davon. Dann Eltons vierte Frage: "Wie heißt die Frau, die im Paradies von der verbotenen Frucht isst?". Burdecki hämmerte aufgewühlt auf den Buzzer ein. "Oh Gott, ist das Eva? Die von Adam?", lautete die zögerliche, aber superkorrekte Antwort der 35-Jährigen, die dann tatsächlich aufholen und zum 5:5 ausgleichen konnte. Eine ultimative Schätzfrage musste her.

"Wie viele Radrennfahrer standen auf der Startliste der Tour de France 2023?", wollte Elton jetzt im großen Finale wissen. Burdecki benötigte noch ein paar grundlegende Informationen, um eine seriöse Schätzung abgeben zu können: "Dafür kann man sich einfach anmelden und mitmachen? Oder muss man hierfür vorher einen Test machen?"

"Da musst du ein, zwei Tage trainieren vorher!", antwortete ihr die Kontrahentin, worauf Burdecki, der sich die Ironie der Kriminalbeamtin, die übrigens 250 Radrennfahrer schätzte, nicht offenbarte, mit "Ah, okay!" reagierte. Burdecki tippte zunächst auf sieben Starter, buchte dann auf 1.000 um, um sich schließlich auf 500 festzulegen.

Während Elton die Antwort verlas, brach Burdecki plötzlich in Jubel aus. "Was? Ich hab gewonnen? Ich hab noch nie etwas gewonnen!", so die Blondine euphorisch. "Ich glaub, Elton ist noch beim Jahr", klärte die Kriminalbeamtin Burdecki auf, die dachte es seien 2023 Tour-de-France-Teilnehmer gewesen. "Auf der Startliste der Tour de France 2023 waren 176 Rennfahrer", spuckte der lachende Elton nun die ganze Antwort aus, die die Kriminalbeamtin um 10.000 Euro reicher machte.

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