Carsten Maschmeyer gehört zum exklusiven Kreis jener sehr prominenten Deutschen, über die wirklich jeder Bescheid zu wissen glaubt. Im Exklusivinterview spricht der Milliardär über seine neue Gründershow "Start Up!", ob er sich eine Zukunft in der Politik vorstellen kann und verrät was es heißt, so reich zu sein.
Schon die Nennung des Namens
Heute ist der 58-Jährige wahlweise der umstrittene Finanz-Guru, der Motivationsbestseller à la "Die Millionsformel" unters Volk bringt, oder der erfolgreiche Investor, der als Geschäftsführer der Maschmeyer Group Millionen in internationale Unternehmensgründungen pumpt.
Er ist die bestens vernetzte Society-Figur, die mit Schauspielerin
Herr Maschmeyer, jeder kennt Ihre Geschichte, aber was viele nicht wissen: Sie waren in Ihrer Jugend Bezirksmeister im Mittel- und Langstreckenlauf. Hätten Sie es auch als Sportler weit bringen können, wenn Sie ernst gemacht hätten?
Carsten Maschmeyer: Für die absolute Spitze hätte es wohl nicht gereicht, dafür waren meine körperlichen Veranlagungen nicht perfekt genug. Aber die mentale Stärke hatte ich. An Willenskraft, Eigenmotivation und Durchhaltevermögen bestand kein Mangel - genau die Eigenschaften, die mir auch als Unternehmer und Gründer später geholfen haben.
Sie wirken sehr fit. Laufen Sie noch viel?
Ja, ich treibe sechsmal die Woche Sport. Ich gehe auch ins Gym oder zum Schwimmen. Zum einen will ich mich gesund halten, zum anderen hilft mir das Training, nach anstrengenden Tagen runterzukommen und abzuschalten. Sport hat für mich etwas Meditatives. Ich finde dabei meistens eine Lösung für ein Problem oder wenigstens eine positive Einstellung, sodass es danach eigentlich kein Problem mehr gibt (lacht). Natürlich muss ich mich manchmal zwingen, nach einem 14-Stunden-Tag noch loszulegen. Aber ich brauche einfach diesen Zyklus aus Anstrengung, Euphorie und der Entspannung danach. Sport tut mir in jeder Hinsicht gut.
Sie haben es täglich mit Existenzgründern aus aller Welt zu tun. Ist auch das eine Art Jungbrunnen?
Das kann man so sagen. Es sind fast nur junge Leute, mit denen ich arbeite, und ich beschäftige mich ja permanent mit der Welt von Morgen: Es geht um Innovation. Gründer, die zu mir kommen, erfinden das, womit wir alle demnächst leben werden. Das ist Zukunftskunde und Erfrischung gleichzeitig.
In Ihrer SAT.1-Sendung legen Sie eine Million Euro als Startkapital für den Sieger auf den Tisch. Sind Sie ein Zocker?
Überhaupt nicht. Mein Naturell scheut eher das Risiko. Ich bin kein Risikomanager sondern ein Chancenmanager und gehe grundsätzlich sehr opportunistisch vor: Bevor ich in ein Unternehmen investiere, schaue ich mir zuerst die Gründerpersönlichkeit und ihre Erfindungsliebe genau an, erst danach beschäftige ich mich eingehend mit der Patentabgrenzung. Außerdem habe ich in Europa und auch in den USA mittlerweile ein so großes Portfolio in den unterschiedlichsten Branchen aufgebaut, dass trotz mancher Fehlgriffe die Gesamtwertsteigerung sehr hoch ist.
Ist das eine Frage von Gespür?
Wahrscheinlich. Es hat sicherlich damit zu tun, dass ich aus sehr einfachen Verhältnissen stamme und daher schon sehr früh lernen musste, mit Geld achtsam umzugehen und ich in vielen tausenden Personalgesprächen und Gründertreffen gelernt habe, Menschen zu beurteilen.
Sie verdienten sich Ihr erstes Geld in der Schule und neben dem Medizinstudium ... Was wäre anders gekommen, wenn Sie eine Million als Starthilfe zur Existenzgründung bekommen hätten?
Vermutlich hätte ich es nicht vergeigt, falls Sie darauf hinauswollen, sondern ich wäre nur noch stärker als Unternehmer gestartet und schneller expandiert. Aber eigentlich sehe ich es immer noch als Vorteil an, dass ich in meiner Jugend nichts hatte, so war ich erfolgshungrig und konnte meine Willenskraft und mein Durchhaltevermögen überdurchschnittlich ausbauen. Dagegen ist ein Kaltstart mit einer Million Euro für manche junge Gründer, die direkt von der Schule kommen oder noch nie gearbeitet und noch keinen Euro verdient haben, nicht förderlich.
Was wollten Sie als Junge vom Leben?
Einfach Erfolg haben. Aber nicht im materiellen Sinne. Durch den Sport habe ich die Erfahrung gemacht, dass es ein sehr befriedigendes Gefühl sein kann, durch Vorbereitung und Training besser, stärker, schneller zu werden, immer weiterzukommen. Dieses Gefühl ist es, was mich antreibt. Wenn ich einem Start-up zum Erfolg verholfen habe, ist das im Grunde ähnlich wie früher ein Sieg in einem eigenen Rennen.
Aber niemand wird Unternehmer aufgrund eines angenehmen Gefühls. Träumten Sie gar nicht von Luxus und Wohlstand?
Nein. Natürlich hatte ich auch wie jeder junge Mensch die üblichen Wünsche. Aber mein großer Traum war die Freiheit - weil ich in wirklich sehr beengten Verhältnissen aufgewachsen bin. Davon wollte ich mich unabhängig machen. Ich wollte nicht mehr, dass ich meine Musik nicht aufdrehen darf, nur weil es in unserer sehr kleinen Wohnung meiner Mutter auf die Nerven ging.
Hörten Sie damals schon die Scorpions, mit denen Sie ja heute befreundet sind?
Ja und ob! Ende der 70er-Jahre, noch vor dem Abitur, bin ich immer mit meinem Fahrrad durch die Stadt gefahren und klebte Konzertplakate auf Bauzäune - da waren auch die Scorpions dabei oder Bands wie Deep Purple. Ich fand den Job toll - denn das waren meine Helden. Später half ich auch beim Konzertaufbau mit. Schwere Arbeit - aber es gab sechs Mark die Stunde. Damals für mich als Schüler viel Geld. Ich lege noch heute jungen Menschen ans Herz: Seid Euch für nichts zu schade. Lernt aus den einfachsten Nebentätigkeiten. In meiner neuen Sendung müssen Challenges gemeistert werden, die zeigen, ob die Gründer bereit sind anzupacken, mal eine Nachtschicht einzulegen oder am Wochenende durchzuarbeiten, wenn Not am Mann ist. Diese Einstellung und Leistungsbereitschaft müssen Gründer haben.
Ihre erste Million hatten Sie mit 24 Jahren verdient. War es eine besondere Herausforderung, das Geld zusammenzuhalten?
Nein, nicht für mich. Ich habe mir nicht viel aus teuren Autos gemacht - obwohl das in diesem Alter oft die größte Versuchung ist. Stattdessen habe ich mein Geld sofort reinvestiert, Mitarbeiter eingestellt, Filialen aufgemacht, immer Expansion, Wachstum und Optimierung als Ziel vor Augen. Ich rate das auch den Gründern heute: dass sie warten sollen, bevor sie sich das erste Ferienhaus oder einen Ferrari zulegen. Wobei ich mit den Leuten lieber über ihre Ideen als über ihr Geld rede - nach dem Motto: "Ihr habt eine einmalige Chance durch euer Talent oder eure Idee - nutzt sie, macht was Großes draus, baut ein riesiges Unternehmen auf!" Wenn man das geschafft hat, ist das ein größeres Glücksgefühl als eine Segeljacht zu besitzen.
Haken wir die Million ab. Sie sind Milliardär! Sie könnten für alle Zeiten faul am Strand liegen! Warum ist es keine Option für Sie, ein Leben als Privatier zu führen?
Weil Passivsein mich nicht glücklich machen würde! Klar lebe ich auf einem hohen Niveau - aber das kann doch nicht alles sein. Erfüllung finde ich nicht im Nichtstun, ich muss immer etwas unternehmen, weil ich durch und durch Unternehmer bin. Ich bin überzeugt: Wenn man mir die Möglichkeit nehmen würde, Start-ups zu unterstützen und Gründer zu fördern, würde meine Lebensfreude und Lebenskraft sinken.
Die Kandidaten in Ihrer Sendung haben außer einer ersten Idee noch nichts: kein Konzept, keine Strukturen und natürlich auch kein Geld. Würden Sie solche Leute im echten Geschäftsleben nicht sofort wieder nach Hause schicken?
Gute Frage, und richtig: Grundsätzlich würde ich nie jemandem, den ich gerade vor ein paar Minuten kennengelernt haben, nur weil er eine gute Idee hat, Geld geben. Ich sage in solchen Fällen, er darf gerne wiederkommen, wenn er Beweise hat, dass sein Geschäftsmodell funktioniert und er die ersten Umsätze und Kunden hat.
Aber in der Sendung ...
Ist das Prinzip etwas anders. Aber auch da wird gesiebt: Ich lernte sehr viele Gründer kennen, denn es gab bei "Start Up! - Wer wird Deutschlands bester Gründer" über 2.000 Bewerber. Und nur mit den 14 aussichtsreichsten Kandidaten begebe ich mich auf eine achtwöchige Gründerreise.
Was passiert in dieser Zeit?
Wir entwickeln Ideen und fördern die Gründer, bringen sie mit Patentanwälten, Industriespezialisten, Designern, Werbern, Experten, die für sie wichtig sind zusammen. Das war sehr intensiv und brachte riesige Fortschritte. Ich erfuhr alles, was ich über das Produktpotenzial und die Gründerpersönlichkeit dahinter gerne wissen wollte, zum Beispiel: Kann sie kommunizieren? Ist sie kreativ? Wie selbstreflektiert und fortbildungsbereit ist der Gründer? Das geht in den zweimonatigen engen Coachings schon tiefer als normalerweise, wenn man bei einem Start-up ein Investment tätigt. Aber das ist mir wichtig, weil wir den Zuschauern die Hintergründe der Arbeit von Gründern und der Herausforderungen von Start-ups näherbringen wollen. Außerdem investiere ich nicht nur, sondern gründe mit dem Gewinner ein Unternehmen.
Von Ihnen stammt der Satz: "Für mich gibt es keine guten Unternehmen, sondern nur gute Unternehmer." Gibt es einen bestimmten Typus von Gründer, bei dem Sie schwach werden?
Es kommt auf die Kombination aus einem ganzen Bündel an Faktoren an. Kreative und kommunikationsstarke Menschen gibt es viele. Hilft nur alles nichts, wenn der Mut fehlt, neue Wege zu gehen, oder das Durchhaltevermögen, wenn es mal schwierig wird. Gute Gründer zeichnet zudem aus, dass sie ein Team führen und gut motivieren können.
Ist es für Sie eine besondere Herausforderung, Ihrer unternehmerischen Tätigkeit vor der Kamera nachzugehen?
Eigentlich nicht. Ich mache den ganzen Tag das, was ich sonst auch mache - dass zehn Kameras dabei sind, war für mich nach einer Stunde vergessen. Ich könnte mich auch gar nicht verstellen und nach Regieanweisung agieren, Sätze aufsagen, die mir jemand aufgeschrieben hat. Das wäre nicht authentisch, würde komisch wirken und wäre deshalb mit mir nicht zu machen. Vor 15 Jahren war ich vielleicht noch nervös vor der Kamera, das bin ich heute kaum noch - was im Sinne einer realistischen und wirklichkeitsnahen Zusammenarbeit mit den Gründern in der Sendung wichtig ist. Ich bin seit über 30 Jahren Unternehmer und habe in dieser Zeit die Fähigkeiten von über 10.000 Menschen gefördert und ihre Talente weiterentwickelt. Als früherer Chef eines MDAX- Unternehmens hatte ich schon genug Fernseherfahrung gesammelt, da hat man kein Lampenfieber mehr, hinzukommt, dass ich schon in über 100 Start-ups investiert habe.
Was ist eigentlich Ihre Intention bei dem Ganzen? Als Milliardär müssen Sie den Fernsehjob nicht machen ...
Ich will etwas fürs Gründertum in Deutschland tun: Innovation fördern, Ideen zur Marktreife führen, junge Leute motivieren, ihre Talente auszuleben und Potenziale zu nutzen. Da es das Leben gut mit mir gemeint hat, möchte ich etwas zurückgeben.
Dass Sie nun in Formaten wie "Start up!" oder "Höhle der Löwen" dabei sind, war Ihnen also ein persönliches Anliegen, weil Sie sich in einer besonderen Verantwortung sehen?
Selbstverständlich fühle ich mich ein Stück mitverantwortlich, wenn es um die Zukunftsfähigkeit und Innovationskraft unseres Landes geht. Und ich habe schon immer die Tendenz, anderen helfen zu wollen, ich coache gerne und teile meine Erfahrungen, mein Wissen und fühle mich wie ein Gründervater. Welcher Vater würde seine Kinder mit ihren Fragen und Problemen allein lassen?
Warum hinkt Deutschland, was den Zuwachs bei den Existenzgründungen angeht, anderen Ländern hinterher? Warum haben wir kein Silicon Valley?
Wir haben grundsätzlich ein sehr gutes Gründerklima und gute Rahmenbedingungen. Aber Gründen hat mit Geisteshaltung, Eigenmotivation und Willenskraft zu tun. Und da ist das alte Problem: In Deutschland hat man Angst, Fehler zu machen, Angst vor dem Scheitern. Im Silicon Valley hingegen ist Scheitern nichts Verwerfliches. Da sagt man sich, wenn man schon zwei Firmengründungen in den Sand gesetzt hat: "Beim dritten Mal schaffe ich's, weil ich jetzt besser weiß, wie es geht!" Zu einer guten Erfindung gehören manchmal tausend Versuche - das wissen wir doch, seit Edison seine Glühlampe entwickelt hat.
Sie sind mit Politikern wie Gerhard Schröder und Christian Wulff befreundet. Liebäugeln Sie damit, selbst eines Tages in die Politik zu gehen?
Überhaupt nicht. Ich würde nie damit klarkommen, dass ich mich bei jedem Thema mit einer Opposition auseinanderzusetzen habe, die, egal was man vorschlägt, dagegen ist. Ich muss mit Teams arbeiten, die an einem Strang ziehen fürs gleiche Ziel, sonst geht doch nichts vorwärts. Noch Fragen? (lacht)
Nur eine: Wie ist es wirklich, reich zu sein?
Das ist schwer zu beantworten - weil ich mich mit materiellem Reichtum nicht viel beschäftige. Ich rede lieber über Erfolg: wie ich meine Unternehmensgruppe aufgebaut habe und über all die Existenzgründer, denen ich auf ihrem Weg geholfen habe. Aber Sie wollen wissen, was mir Geld bedeutet? Für mich ist eine Geldsumme ein Vermögenswert, den man reinvestiert, um noch mehr Geschäft zu fördern. Und wenn man das erfolgreich macht, wächst das Unternehmen und auch das Vermögen. Investition und Wachstum gehören zusammen wie ein Zwillingspaar. Sie definieren den Erfolg.
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