Sie mögen Dating-Shows? Sie hassen aber die ganzen Action-Dates, Fitness-Prolls und Nonsens-Gespräche? Dann dürfte Ihnen "First Dates Hotel" bestens gefallen: Die Show ist der Ableger der gleichnamigen Vorabend-Kuppelshow, nur eben in einer Hotel-Variante. Und die ist fast schon realistisch.
Zu redselig, zu laut, zu dumm, zu arrogant, zu unsympathisch – bei Blind Dates gibt es viele Gründe, warum der Funke zwischen zwei Singles nicht überspringen möchte. Bei Olga liegt der Grund, warum sie Arthur etwas frostig begrüßt, allerdings ganz woanders: "Aber du bist nicht mein Date, oder?"
Olga und Arthur kennen sich bereits
"Nee", antwortet Arthur knapp und das anschließende peinliche Schweigen zeigt, dass die offensichtliche gemeinsame Vergangenheit nicht unbedingt harmonisch war – zumindest nicht das Ende.
Olga ist deshalb froh, dass Arthur nicht ihr Date ist, weil er es nämlich schon einmal war. Die beiden hatten sich bereits bei der Vox-Show "First Date" kennengelernt und wurden tatsächlich ein Paar. Aber am Ende waren es "zwei verschiedene Welten", wie Arthur das Beziehungs-Aus begründet. Nun also treffen sich die beiden bei "First Dates Hotel", dessen erste Folge Vox am Montagabend zeigte, am Hotelpool wieder.
Die Show ist, man muss dafür nicht Sherlock Holmes sein, ein Ableger der Dating-Show "First Dates", spielt aber eben diesmal nicht in einem Restaurant, sondern in einem Hotel. Die Gemengelage ist ansonsten eine ähnliche.
Koch
Warum noch eine Dating-Show?
So weit, so bekannt - da fragt man sich natürlich: Warum noch eine Dating-Show für Deutschland? Diese Frage stellt auch RTL an Gastgeber Roland Trettl in einem eigenen Interview für den Sender.
In der Tat ist es so, dass es sicher nicht zu wenige Dating-Shows in Deutschland gibt. Alleine bei der RTL-Gruppe stapeln sich die Partnervermittlungsformate. Warum also dann noch eine, zumal "First Dates Hotel" lediglich ein Ableger einer bestehenden Show ist?
Da braucht es also eine starke Begründung, doch die fällt bei Roland Trettl ziemlich dürftig aus: "Kein Mensch möchte allein sein und es gibt immer noch unzählige Singles, die die Schnauze voll davon haben." Mit der gleichen Rechtfertigung könnte er auch eine Show über Haarausfall oder Nagelpilz machen. Das will auch kein Mensch und viele Betroffene dürften die Schnauze voll davon haben.
Dabei ist die Antwort, warum es noch eine Dating-Show für Deutschland braucht, viel einfacher: Weil Dating-Shows ganz offenbar funktionieren, zumindest aber "First Dates".
Die Original-Show hat sich am Vorabend etabliert, sodass Vox den Ableger "First Dates Hotel" nun in die Primetime schmeißt. Zusammen mit der Show "Prince Charming", die bisher nur beim RTL-Streamingdienst TVNOW lief und nun im Anschluss an "First Dates Hotel" im TV ausgestrahlt wird, baut sich Vox so einen Dating-Show-Montag, oder die "Vox Date-Night" , wie es beim Sender heißt.
"First Dates Hotel" ist nicht so schlimm, wie andere Formate
Das könnte sich für Vox auszahlen, denn wie "Prince Charming" macht auch "First Dates Hotel" einiges anders als die Konkurrenz. Es braucht hier keine durchgestylte Luxus-Villa in Mexiko, es reicht ein muggeliges Hotel in der Provence mit einem sympathischen Team, das die Kandidaten bei ihrer Suche nach dem oder der Richtigen empathisch begleitet.
Hier werden die Teilnehmer und Teilnehmerinnen auch nicht ausschließlich aus den Fitness-und Nagelstudios der Republik rekrutiert, sondern sind Menschen wie du und ich.
Da gibt es Ralf, 53, Lagerist aus Köln und Isolde, 56, Haushaltshilfe aus Celle und eben nicht den zwanzigsten Personal-Coach namens Kevin. Hier muss niemand seinen Instagram-Account pushen oder sich für eine Teilnahme am Dschungelcamp in Stellung bringen.
Nein, hier geht es behutsamer und gemütlicher zu. Fremdscham gibt es nicht wegen der Kandidaten, sondern wenn es zwischen ihnen peinlich wird. Etwa, als Arthur und seine Verflossene Olga zur gleichen Zeit ein Date im Restaurant haben und die Eifersucht hochkocht: "Sie hat ein Kleid getragen, das kannte ich sehr gut. Das haben wir gemeinsam gekauft." Kurzum: "First Dates Hotel" hat schon fast etwas mit Realität zu tun.
Anzüglichkeiten sind eher die Ausnahme
Trotzdem kommt auch diese Show nicht ganz ohne Anzüglichkeiten aus. Die vorlaute Stine hat für ihr Date Uwe Fragen mitgebracht, die er beantwortet soll. Als er bei "Hund oder Katze?", "Katze" antwortet, verpasst es Stine leider, den Mund zu halten: "Willst du meine Muschi mal streicheln? Ich hab' zwei Stück", kalauert Stine unterhalb des Niveau-Radars. Aber Uwe gefällt's: "Diese Zweideutigkeit ist ja auch ein leichtes Spiel, um bei jemandem was raus zu kitzeln."
Herausgekitzelt wird auch danach noch reichlich. Erst tauscht man sich über die eigenen Zipperlein und das Frührentnerdasein aus, danach wird es ein wenig privater: "Mein letzter Handbetrieb war gestern", verrät beispielsweise Uwe auf Anfrage. Das ist für den einen oder anderen Zuschauer sicher zu offensiv, aber auf keinen Fall so derbe wie in manch anderem Format – und hier eher die Ausnahme, als die Regel.
So hatte es sich nämlich auch Uwe vorgestellt: "Das 'First Dates Hotel' muss mir helfen, damit ich nicht mehr alleine bin. Die sollen mich glücklich machen!" Zumindest beim Zuschauer könnte das klappen.
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