Monatelang hat sich RTL Mühe gegeben, eine Trash-TV-Show vom Feinsten auf die Beine zu stellen. Hätte der Sender gewusst, dass stattdessen einfach Maurice Dziwak und eine amtliche Reise-Diarrhoe gereicht hätten, hätte man sich den ganzen Zinnober womöglich gespart. Oder anders formuliert: So lief Tag drei im Dschungelcamp.

Christian Vock
Eine Kritik
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Die gute Nachricht an Tag drei für unsere Dschungelcamper: Wegen der Übertragung des ersten Conference-Championships-Spiels um den Einzug in den Superbowl macht RTL bei "Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!" früher Feierabend. Die schlechte Nachricht für unsere Dschungelcamper: Für sie ändert sich damit gar nichts, sie sind ja ohnehin 24/7 im Einsatz.

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Im Gegenteil: Die Promis müssen sich zwar weiterhin bemühen, vom Schnitt wahrgenommen zu werden, das meiste ihrer Arbeit des Tages wird aber wohl in der Tonne landen. Denn RTL haut an Tag drei bereits nach 40 Minuten in den Sack, damit die Football-Fans zusehen können, ob die Washington Commanders oder die Philadelphia Eagles das Ticket für den Superbowl am 9. Februar lösen.

Pierre Sanoussi-Bliss rechnet mit dem Fernsehen ab

RTL geht mit dieser Sendezeitverkürzung bestmöglich um, lässt Intro und Anmoderation im Schnellgang durchlaufen, damit die Promis noch ein bisschen Zeit haben, ihre Botschaften zu platzieren. In diesem Fall sind das Pierre Sanoussi-Bliss, Maurice Dziwak und Lilly Becker, wobei die Botschaft von Dziwak wohl am dringendsten raus muss. Aber beginnen wir vorne und das ist in diesem Fall mit dem Gespräch zwischen Nina Bott und Pierre Sanoussi-Bliss über die Schauspielerei in TV-Serien.

"Der Alte"-Schauspieler Sanoussi-Bliss beklagt sich bei Bott: "Ich hab mir gerade mal eine Rente von insgesamt 1.100 Euro erarbeitet." Deswegen habe er auch geklagt "rückwirkend durchversichert zu werden." Er habe sich nämlich 18 Jahre lang an einem "Kettenvertrag" von Folge zu Folge entlang hangeln müssen. "Das würde ja kein Postangestellter zwei Jahre mit sich machen lassen." Irgendwann sei auch noch seine Rolle kleiner und die Drehbücher schlechter geworden. "Handwerklich schlecht gemachte Arbeit von den Drehbuchrumpfuschern", so Sanoussi-Bliss’ Urteil.

Auch das heutige Fernsehen bekommt sein Fett weg. Von Diversität könne man im deutschen Fernsehen nicht reden. "Die Werbung ist divers in Deutschland. Einzig die Werbung, der Rest ist alles derselbe Mist geblieben. Das ist Rotz, das ist peinlich und das ist schlimm", findet Sanoussi-Bliss und von hier ist es nur ein Katzensprung zu Maurice Dziwak und anderen schlimmen Körperflüssigkeiten.

Maurice Dziwak ereilt Montezumas Rache – Sam Dylan die von Lilly Becker

Denn an Tag drei bietet Dziwak der Regie einfach mal ein Gespräch über seine Darmtätigkeit an und läutet dieses Gespräch ganz unvermittelt ein: "Schnell, schnell, schnell, Leute!" Den Grund für Dzwiaks Eile erfährt Timur Ülker als Erster: "Ich hab Durchfall, ich schwör!", beichtet Dzwiak und drängt Ülker zum gemeinsamen Aufbruch zum Dschungelklo. Was folgt, sind eine viel zu plastische Beschreibung Dziwaks, was da so aus ihm rauskommt und Szenen, die zum Glück nur Timur Ülker zu sehen bekommt: "Bitte, bitte triff einfach!", wünscht sich Ülker von Dziwak für die Benutzung der Toilette in der Post-Durchfall-Ära.

Was für Dziwak Montezumas Fluch, ist für RTL ein Segen, denn so braucht man für ein paar Minuten Fernsehunterhaltung lediglich eine ordentliche Diarrhoe, zu wenig Toilettenpapier und einen Mann, der bereit ist, darüber zu reden. Springen wir also nun unter dem Stichwort "verkackt" zur nächsten Kurzbotschaft des Abends und für die landen wir zunächst bei Sam Dylan.

Der junge Mann muss nämlich erneut zur Dschungelprüfung. Nachdem er aus der letzten mit null Sternen ins Camp zurückgekehrt ist, nimmt ihn diesmal Lilly Becker ins Gebet, er solle doch bitte auf eine erneute Aufgabe verzichten. Das nimmt sich Dylan auch vor, scheitert aber erneut an Kakerlake, Made und Co. - mit schlimmstmöglichen Folgen. Dass die Gefährten wieder nichts zu essen bekommen, dürfte für Dylan noch zu verkraften sein, nicht aber Beckers Drohung: "Wenn wir morgen auch kein Essen bekommen, dann glaube ich, sage ich wirklich, was ich über ihn denke." Schlimmer als das kann eine Folge "Der Alte" auch nicht sein.

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