Stefan Edberg, Michael Stich oder Pete Sampras: Boris Becker hatte im Laufe seiner Karriere als Tennis-Profi so einige Rivalen. Seine Ex-Frau Lilly Becker hält es in ihrer Trash-TV-Karriere in puncto Gegner bisher übersichtlich. Dafür aber festigt sie ihre Feindschaft mit Sam Dylan an Tag fünf im Dschungel umso mehr.

Christian Vock
Eine Kritik
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"Gutes" Trash-TV, das macht man nicht mal eben so, dafür braucht es schon ein bisschen was. Einen abwechslungsreichen Cast zum Beispiel, am besten eine Mischung aus Netten, Langweilern, Exaltierten, Witzbolden und Leuten, die zur emotionalen Explosion neigen, gerne auch zur grundlosen. Dann braucht man noch irgendeinen Eskalationskatalysator, zum Beispiel Alkohol, oder den Entzug von Nikotin, Essen oder Luxusartikeln.

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Die wichtigste Zutat ist aber: Ziellosigkeit. Denn nichts kann die Kandidaten-Gemüter besser zermürben, als Kollegen, die nicht richtig mithelfen, ein Ziel zu erreichen, das es gar nicht gibt. Ach, ja: Ein bisschen Glück braucht man natürlich auch und wenn all das zusammenkommt, dann ist das Tag fünf im Dschungelcamp.

Respekt? Nur gegen Leistung

Fangen wir an mit der Unterhaltung zwischen Edith Stehfest und Lilly Becker. Die thematisieren nämlich Sam Dylans bisherige drei Fehlschläge, in den Dschungelprüfungen Essen zu erspielen. Lilly Becker findet: "Das war wirklich selfish!" Außerdem sitze Dylan nur herum, spreche nicht mit den anderen und leiste nichts. Damit ist Becker dem Ziel der Ziellosigkeit ganz dicht auf den Fersen, denn was im Camp zu tun oder zu leisten ist, entscheidet: niemand. Nicht einmal Lilly Becker und doch versucht sie es weiter.

"Das ist das ganze Format, dass du das nicht sagst", behauptet Becker über den Titel gebenden Exit-Satz der Show, doch eigentlich geht es ja genau darum, dass man eben schon um Aufgabe bittet. Es ist ja nicht so, dass RTL die Show wegen der Promis macht, sondern wegen der Zuschauer. So oder so: Wir haben bisher die angesprochene Ziellosigkeit, fehlt noch der explosive Cast und hier ist wieder einmal Lilly Becker auf einem guten Weg.

Denn Beckers Einteilung der Nachtwache stößt auf Unbehagen bei Sam und so entzündet sich an dieser Frage ein veritabler Streit. "Das geht so nicht", will sich Sam in die Diskussion einbringen, doch in Windeseile ist Becker an so einem Einwand nicht interessiert: "Shut up!", unterbricht Becker Dylan, der davon nicht angetan ist: "Nein, nicht 'Shut up!' Wie redest du eigentlich mit mir? Hab mal ein bisschen Respekt!" Doch auch an Respekt ist Becker nicht interessiert: "Für dich absolut nicht!"

Was Lilly Becker so über Sam Dylan denkt

Dschungelcamp
Alessia Herren (M.), Sam Dylan und Lilly Becker müssen zur gemeinsamen Dschungelprüfung "Der größte Preis von Murwillumbah" antreten. © RTL

Der Grund für Beckers Antipathie, sie hat es bereits erwähnt, ist Dylans bisherige Performance. Er solle erstmal ein paar Sterne holen, dann würde sich das mit dem Respekt schon irgendwann einstellen. Ja, das Dschungelcamp ist eben kein Sozialstaat, sondern eine Leistungsgesellschaft – zumindest wenn es nach Becker geht. "Es ist respektlos, dass er nichts macht!", echauffiert sich Becker im Einzelinterview und Christian Lindner hätte seine Freude daran.

Das ist doch mal ein Anfang, aber in Becker steckt noch mehr, hier eine kleine Auswahl an Beckers Urteilen über Sam Dylan alleine aus Tag fünf:

  • "Ich mag ihn sowieso nicht, von Anfang nicht. Wie er redet, wie er ist, was er tut, was er macht – er ist nicht mein Typ."
  • "Er nervt mich. Ich mag den Typ gar nicht. Von Anfang nicht."
  • "Er ist einfach mal nichts."
  • "Ich finde es eine Frechheit, wie er sich unterhält."
  • "Er ist eine Schlange. Er ist eine fiese Schlange."
  • "Er kann so viel Make-up tragen, wie er will, er ist und bleibt ugly!"
  • "Er ist ein ekelhafter Junge, sorry."
  • "Denk doch mal nach, Dummie!"
  • "Er ist eine fucking Schlange. Ich hasse ihn, sorry."
  • "Ekelhaft."
  • "Er macht nix, kann nix, tut nix."

Oh, ein Zitat ist doch tatsächlich durchgerutscht: "Ich hab die ganze Zeit positiv über dich gesprochen. Bis gestern." Das sagt Becker zu Sam, bevor die beiden zusammen mit Alessia Herren in die gemeinsame Dschungelprüfung gehen und damit sind wir bei der Zutat Glück. Denn nach Herrens und Dylans Fehlschlag bei der Essensbeschaffung und Beckers anhaltender Kritik daran, nutzt RTL das Abstimmungsergebnis der Zuschauer, um genau diese drei in die nächste Dschungelprüfung zu schicken. Ja, man muss auch mal Glück haben.

Wer ist der Betrüger?

Dschungelcamp
Yeliz Koc offenbart plötzlich, dass sie eine Vape in den Dschungel geschmuggelt hat. © RTL

An Ziellosigkeit, explosivem Cast und Glück können wir also einen Haken machen, fehlt noch der Eskalationskatalysator. Für den greift RTL zu einem Klassiker. Weil die Promis zu viele Regelverstöße begangen haben, werden, bis auf zwei, alle Luxusgegenstände eingesammelt. Das alleine sorgt schon für Diskussionen, die aber in die Verlängerung gehen, weil bei der Abgabe "betrogen" worden sein soll. Die Truppe sucht nun nach dem Betrüger und irgendwann meldet sich Yeliz Koc, sie habe eine Vape, also eine E-Zigarette, ins Camp geschmuggelt: "Ich hat's unter meiner Slipeinlage tatsächlich", schildert Koc den Tathergang.

Doch den Campern dämmert sofort, dass das nicht der erwähnte Betrug gewesen sein kann und so geht die Suche weiter. Aufklärung schafft schließlich RTL selbst und präsentiert das Corpus Delicti: einen Teil von Sam Dylans Make-up-Palette. "Das war keine Absicht! Das ist bei mir rausgefallen aus der Make-up-Palette. Weil das kaputt war", beteuert Dylan seine Unschuld. Allerdings lassen die Video-Aufnahmen auch eine andere Interpretation zu und auch Dylan selbst lässt im Einzelinterview durchscheinen, dass das Make-up vielleicht doch nicht so ganz ohne Absicht "rausgefallen" ist.

Da soll Lilly Becker noch einmal behaupten, Sam Dylan würde im Camp nichts machen. Tatsächlich ist Dylan bis hierhin der Arbeitseifrigste unter all den Trash-TV-Darstellern. Er definiert Leistung nur eben im Sinne des Zuschauers und nicht im Sinne Beckers. Aber so ist das eben mit der Leistungsgesellschaft. Was Leistung ist und was nicht, bestimmt immer der Lauteste. Das ist im Dschungel nicht anders als außerhalb.

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