War das der Durchbruch? Mit der vierten Folge von "Ich bin ein Star, lasst mich wieder rein!" kommt tatsächlich endlich so etwas wie Unterhaltung auf. Das kann aber nicht von einem drängenden Problem ablenken: Die Zuschauer wählen Tag für Tag die falschen Kandidaten für das Finale aus.
Die Idee war gut, aber die Welt ist nicht bereit. Vielleicht kann man so das Konzept von "Ich bin ein Star, lasst mich wieder rein!" zusammenfassen. Natürlich, das Sommer-Dschungelcamp, vielerorts schon als Sommerlochcamp bezeichnet, ist ein ziemlich dröger Showentwurf. Viele Rückblenden auf vergangene Staffeln, langweilige Aufgaben für die Prominenten. Doch die Grundidee bleibt genial: Man nehme jeweils drei Kandidaten aus jeder Staffel und lasse sie noch einmal gegeneinander antreten. Und in einem großen Finale den Zuschauer darüber entscheiden, wer im Januar 2016 wieder in den Dschungel soll. Eines hat man dabei aber offensichtlich nicht bedacht: Dass die Zuschauer konsequent die falschen Kandidaten auswählen.
Die vierte Folge von "Ich bin ein Star, lasst mich wieder rein!" bewies das am Montagabend eindrucksvoll. Neben
Kein Platz für Diskussionen
Verändert hat sich der Moderator in den letzten sechs Jahren offenbar nicht. Bei einem der Spiele in Folge vier von "Ich bin Star, lasst mich hier wieder rein!" werden alle drei Prominenten im Gefängnis an einen Lügendetektor angeschlossen. Auf die Frage, ob er noch einmal Pornos drehen würde, sagt Bond nur: "Nicht mit diesen beiden Damen hier." Den Rest der Zeit bemerkt er immer wieder, dass er wirklich mal dringend "Lulu" muss.
Auch die neuen Spiele geht er gewohnt wehleidig an. Mit rudimentärem Werkzeug sollen die drei Kandidaten einen Käfig mit Essen aufsperren. Auf die Aufforderung von Mausi Lugner, er sei doch der Mann, er solle das machen, antwortet Bond: "Ich kann ein Buch schreiben, ich kann singen, ich kann schauspielern." Obwohl der Beweis für diese drei Behauptungen noch aussteht, nötigt ihn Ingrid van Bergen in gewohnt barschem Ton schließlich doch: "Jetzt mach hin, dass du das Ding aufmachst."
Ohne Jammerei geht das bei Bond, Peter Bond, aber natürlich nicht. Schon nach ein paar Versuchen verletzt er sich. "Da kann man sich schnell die Pulsadern aufritzen", sagt er. Und zeigt auf die stumpfe Feile in seiner Hand. Knapp der Lebensgefahr entronnen macht er weiter. Als er es nach gefühlten Stunden endlich geschafft hat, bedenkt er die Damen mit einem: "Ich quäl' mich ab und die Weiber sitzen da." Peter Bond ist eben doch ein Charmeur. Dafür freut er sich auf die Nacht: "Ich hab ja zwei Frauen dabei, da kann es nicht kalt werden." Pornos will er zwar nicht mit ihnen drehen, aber als Heizkissen sind sie ihm zumindest gut genug.
Dieses hin und her zieht sich durch die ganze vierte Folge. Als Ratten den Schlafsaal stürmen und gezählt werden sollen, bleibt Bond einfach liegen und schläft weiter. Danach erklärt er: "WIR haben uns ja ein paar Mal verzählt." Nach dem Gang durch einen Laserschrankenparkour stellt er fest: "Das war wieder eine Bond-like Nummer". Und gibt den Tipp: "Girls, SO müsst ihr es machen." Selbst beim Schlussquiz unter der Schleimdusche stellt er sich in die hinterste Ecke, um möglichst wenig abzukriegen.
Am Ende triumphiert das Mittelmaß
Das ist selbstverständlich alles andere als sympathisch. Bond ist arrogant, ein Chauvi, ein Blender, ein Versager. Und somit der perfekte Kandidat für den Dschungel. Die neunte Staffel krankte vor allem daran, dass alle Kandidaten möglichst wenig auffallen wollten. Nur Walter Freiwald übernahm freiwillig die Rolle Bonds und gab den größenwahnsinnigen Hofnarr. Gewinnen kann man die Show damit natürlich nicht. Wie beim ähnlich gelagerten "Big Brother" triumphiert am Ende meist das etwas sympathischere Mittelmaß.
Das zeigt sich auch am Ende der vierten Ausgabe von "Ich bin ein Star, lasst mich wieder rein!": Sonja Zietlow und Daniel Hartwich fragen kurzerhand vor dem Ende des Telefonvotings die Studiozuschauer nach ihrem Favoriten. Die entscheiden sich fast einstimmig für Ingrid van Bergen. Nicht ganz zu unrecht, hatte die mit ihren bösartigen Kommentaren über Peter Bond doch für einen wesentlich höheren Unterhaltungswert gesorgt als alle Kandidaten in den Tagen zuvor zusammen. Doch die funktionieren natürlich nur mit einer geeigneten Zielscheibe. Das weiß auch van Bergen: "Die Leute haben sich ja über ihn aufgeregt", sagt sie in Richtung Peter Bond. "Er ist ein Depp. Aber er ist eine Farbe." Der Zuschauer sieht das offensichtlich anders. Und so bleiben die Finalisten für Freitag weiterhin farblos, ziemlich farblos.
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