Die Top Ten. Das ist bei "Germany's next Topmodel" so etwas wie der Olymp der Fernsehmodels. Ein mystischer, sagenumwobener Ort, das Ziel aller Träume. In Wirklichkeit ist ein Platz unter den besten Zehn natürlich nur so wertvoll wie ein bunter Hosenknopf, aber das Top-Ten-Mysterium hält sich hartnäckig. Theresia allerdings wird es nicht mehr erforschen können.

Christian Vock
Eine Kritik

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Ach, was hat man den Mädchen nicht alles schon erzählt: Geht auf einen Alpengipfel und lasst euch dort bei Wind und Wetter in Fantasiekostümen ablichten bis die Fingerchen blau werden! Springt mit einer Riesenhandtasche vom Dreimeterbrett! Lasst euch mit Schlangen behängen und spielt "sexy Zirkusdompteurin"!

Man kann solche Arbeitsaufträge natürlich dumm, sexistisch, gefährlich, menschenverachtend oder einfach nur gaga finden, das wirklich Tragische daran ist aber, dass die Mädchen von "Germany's next Topmodel" offenbar tatsächlich glauben, dass man nur so herausfinden kann, wer zum Model taugt und wer nicht.

GNTM 2019: Nichts toppt die Top Ten

In Folge zehn hat man an einem weiteren Mythos gearbeitet: die Top Ten. Man weiß nicht, wie es dazu kommen konnte, aber irgendwie hat sich bei "Germany's next Topmodel" der Glaube verfestigt, es sei das Nonplusultra, unter die letzten zehn Mädchen zu kommen. Das ist inzwischen so in den Modelköpfchen drin, dass sogar die Klum selbst daran glaubt: "Diese Woche geht es um alles. Meine Mädchen kämpfen um den Einzug in die Top Ten."

Auch die Mädchen müssen in Folge zehn durchgehend betonen, wie wichtig eine Mitgliedschaft im Top-Ten-Club ist: "Ich will auf jeden Fall in die Top Ten kommen", erklärt Cäcilia ihre Absichten und Vanessa hat sogar das Gefühl, "dass es erst ab den Top Ten so richtig losgeht".

Wie die Mädchen zu solchen Gefühlen kommen, verwundert, schließlich ist es rein technisch gesehen völlig Banane, ob dir die Klum schon bei Platz 37 die Chance streicht, 100.000 Euro zu gewinnen und das neue Gesicht eines Duschgels zu werden, oder erst kurz vor Schluss.

Aber gut. Wem es gelingt, Mädchen dazu zu bringen, für ein Fotoshooting ihre BHs durch Hundewelpen zu ersetzen – im Übrigen eine wenig alltagstaugliche Idee – der schafft es auch, den Kandidatinnen zu erzählen, wie wichtig die Top Ten sind, wo doch von Beginn an die einzige Regel der Show ist, dass eh nur eine gewinnen kann. Also, Hut ab!

"Kennst du diesen John Travalto?"

Doch vor die Top Ten hat der Model-Gott erst einmal einen alten Bekannten gesetzt: Thomas Hayo. Der langjährige und nun ehemalige GNTM-Beauftragte für betreutes Modeln ist mit einer neuen Aufgabe zurück. Er möchte mit den Mädchen einen fiktiven Werbefilm drehen, bei dem es ums Tanzen geht.

Und Thomas Hayo hat sich dafür eine ganz besondere Vorlage ausgesucht: "Da gibt es einen ganz, ganz tollen Film, den ich sehr liebe, weil der spielt nämlich in meiner Heimatstadt New York in den späten Siebzigern und es geht um die Disco-Ära. Der Film heißt 'Saturday Night Fever' mit John Travolta", erklärt Herr Hayo.

Beim Blick in die Gesichter der Mädchen weiß man nicht, was genau davon sie alles nicht kennen: die Siebziger, die Disco-Ära oder "Saturday Night Fever". Lena wird abends jedenfalls ihre Freundin fragen: "Kennst du diesen John Travalto?"

Da das aber für GNTM-Verhältnisse nachgerade normal ist, bringt die Regie auch im Hinblick auf die Entscheidung schon einmal zwei andere Geschichten in Stellung: "Ich bin eher so ein bisschen der Körperklaus", erklärt Theresia die Storyline von Geschichte Nummer eins.

Offenbar merkt man aber, dass Theresias Ungelenkigkeit eine ganze Folge nur sehr wenige Sekunden lang tragen kann und so schwenkt man relativ zügig zu Geschichte Nummer zwei um. Die dreht sich um Simone und ihren Dauerzwist mit den anderen Mädchen.

Simone macht Sachen falsch

Simone kränkelte bereits in der vergangenen Folge mit einem Husten herum, was insbesondere Lena beim Einüben der Choreografie stört. Noch mehr stört Lena dann, dass Simone deshalb zum Arzt geht. Am meisten stört Lena aber, dass Simone mit einer Salbe für ihren Fuß zurückkehrt.

Das darf in der Tat verwundern, liegt aber darin begründet, dass Simone neben dem Husten auch noch von muskulären Problemen gebeutelt wird. Dass die ohnehin schon als "Drama-Queen" verschriene Simone trotz ihrer Wehwehchen die beste Tanzeinlage abliefert, lässt die anderen Damen dann aber vor Wut schäumen. "Es geht mir auf den Sack", fasst wieder Lena die Gemütslage der Mannschaft zusammen.

Simone hingegen ist von der Sammelklage der anderen irritiert: "Wenn ich schon gehe und jemanden angucke, mache ich schon Sachen falsch", erzählt Simone dann abends beim Videochat. Das ist in der Tat eine schwierige Situation für Simone, denn gerade beim Modeln wird viel gegangen und geschaut.

"Ich merke natürlich auch dass es Unstimmigkeiten zwischen Simone und den anderen Mädchen gibt", zeigt sich derweil Heidi Klum top informiert. Beim Entscheidungswalk will die Klum deshalb auch bei den anderen Mädchen für ein bisschen Verständnis für Simone werben: "Sie ist Athletikerin gewesen", geht diese Werbung aber zumindest sprachlich ein bisschen in die Hose.

Theresia wird Theresia zum Verhängnis

Apropos Hose. Beim Entscheidungswalk müssen die Mädchen auf einem riesigen Plattenspieler mit rotierender Schallplatte laufen. Am Ende kommt es zum Showdown zwischen Theresia und Lena und es ist Theresia, die Heidi am besten nicht von sich überzeugen kann. Dass Theresia die einzige war, die den Lauf mit einer Kopie von David Bowies altem Schallplattenaladinhosenanzug absolvieren musste, lässt die Klum aber unerwähnt.

Beide Kandidatinnen nehmen Theresias Ausscheiden jedenfalls tränenreich zur Kenntnis. Theresia ist so sehr enttäuscht, dass sie von Klum eine extra Umarmung einfordert. "Dein größter Fan, der bin immer noch ich", versucht Heidi Theresia zum Abschied zu trösten, obwohl sie wenige Sekunden zuvor noch ihr kleinster Fan war. Wie toll es in den Top Ten ist, muss sich Theresia also nun im Fernsehen angucken.

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