- Das "Glücksrad" kehrt im Januar auf den TV-Bildschirm zurück.
- Die erste Ausgabe läuft am 26. Januar um 20.15 Uhr bei RTLZWEI mit dem neuen Moderations-Duo Sonya Kraus und Thomas Hermanns.
- Unsere Redaktion hat mit den beiden TV-Stars über die Rückkehr der Kult-Gameshow und über Parität im Fernsehen gesprochen.
Frau Kraus, das "Glücksrad" steht kurz vor seinem TV-Comeback, die ersten Shows wurden bereits abgedreht. Sie waren schon früher als Buchstabenfee mit von der Partie und gehen diesmal als Moderatorin an der Seite von
Also war Thomas Hermanns für Sie ein entscheidender Faktor?
Kraus: Ja, absolut. Da wir uns privat gut kennen, wusste ich, dass Thomas Gameshows liebt. Und das "Glücksrad" ist natürlich die Königin aller Gameshows. Dementsprechend war ich mir sicher, dass es nur gut werden kann.
Herr Hermanns, für Sie ist das "Glücksrad" hingegen Neuland. Warum wollten Sie unbedingt dabei sein?
Thomas Hermanns: Sonya hat das richtig erkannt. Bei mir war es eine Entscheidung aus Leidenschaft, die ziemlich davon getrieben war, dass ich eigentlich nur an diese Wand wollte. Zwar moderiere ich auch gerne den Teil am Rad, aber hauptsächlich ging es mir von vornherein darum, Buchstaben zu drehen, zu modeln und zu klatschen. Ich glaube, das ist mein wahres Talent (lacht). Dafür bin ich im Fernsehen und jetzt darf ich es endlich ausleben - einfach schön sein, attraktiv laufen und das Spiel befeuern.
Ein Mann an der Buchstabenwand wäre früher undenkbar gewesen …
Hermanns: Genau das ist der Punkt. Der Mann am Rad und die schöne Frau an der Wand: Diese Zeiten sind Gott sei Dank vorbei. Es geht nur paritätisch. Zudem machen diese Wechselspiele zwischen Sonya und mir die Show auch spannender. Es passiert viel mehr und das passt deutlich besser zu einer Primetime-Version.
Kraus: Und trotz der neuen Ansätze war für mich sofort wieder alles präsent. Die Generalprobe hätte ich eigentlich gar nicht gebraucht. Ich war wirklich überrascht, dass sich das "Glücksrad" vom Jingle bis zu den Spielregeln so sehr in meine DNA eingenistet hat.
Hermanns: Man konnte buchstäblich beobachten, wie bei Sonya während der Show alle Erinnerungen wieder hochkamen. Sie hätte wirklich keine Generalprobe gebraucht. Es war so, als hätte man sie auf eine Schiene gesetzt und die Lok wäre einfach losgefahren.
Die "schöne Frau", die nur zum Umdrehen der Buchstaben da ist, gibt es so also nicht mehr. Worin entscheidet sich das neue "Glücksrad" darüber hinaus von der damaligen Version? Das "ERNSTL" ist geblieben, nehme ich an …
Hermanns: Natürlich, das "ERNSTL" macht absolut Sinn und ergibt sich ja von selbst. Der größte Unterschied ist die Länge der Show. Da das "Glücksrad" nun zwei Stunden und nicht mehr nur eine halbe Stunde dauert, haben wir viel mehr Luft für unsere Moderationen. Wir machen untereinander viel Quatsch und überraschen das Publikum am Ende sogar mit einem üppigen Kostümwechsel.
Sonya und ich lieben die große Show. Wir sind mehr Abend als Nachmittag. Dennoch ist es auch schön, dass man sich auf einem grundsätzlich so guten Spiel auch ein Stück weit ausruhen kann. Inhaltlich gibt es aber schon die eine oder andere Neuerung: Wir spielen vier Runden mit einer speziellen Schlussrunde, in der die Kandidaten zurückkommen.
Kraus: Hinzu kommt, dass wir mehr Rätsel bieten als früher. Das bedeutet für den Zuschauer auf der Couch, dass er mehr Chancen zum Mitraten hat. Und darauf kommt es der "Glücksrad"-Fangemeinde schließlich an.
Sonya Kraus bleibt Sonya Kraus, wie wir sie aus dem alten "Glücksrad" kennen - wenn auch in einer zeitgemäßeren Rolle. Doch wie werden Sie, Herr Hermanns, in Erscheinung treten? Haben Sie Ambitionen, als neuer Frederic Meisner oder Peter Bond in die TV-Geschichte einzugehen?
Hermanns: An der Wand werde ich zunächst einmal Sonya Kraus challengen. Ich arbeite also mit meiner inneren Sonya, möchte aber auch als Naomi Campbell und Heidi auf der Blumenwiese überzeugen. Am Rad wiederum verhält es sich etwas anders. Ich bin ein großer Brettspiel-Fan und darf jetzt das, was ich zu Hause zwischen der Frikadelle und dem Rotwein machen kann, mit echten Menschen im großen TV-Studio erleben. Für mich mit meinem Faible für Brettspiele ist damit ein Traum in Erfüllung gegangen.
Warum kehren aktuell eigentlich so viele Kultformate ins Fernsehen zurück?
Hermanns: Diese sogenannten Retroshows sind aus meiner Sicht Wohlfühloasen für die Wohnzimmer. Ein Gefühl der Sicherheit in unsicheren Zeiten. Es kommen Erinnerungen an ein Leben hoch, das wir hatten, bevor wir alle mit dem Streamen und YouTuben begannen. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass nicht alles funktioniert hat. Es hängt immer davon ab, ob man ein Format neu belebt oder ob man Retro getreu dem Motto "Früher war alles besser" präsentiert. Letzteres wird meines Erachtens nicht klappen.
Wo hat es Ihrer Ansicht nach gut geklappt?
Hermanns: Bei "TV total" ist es sehr gut gelungen. Dort sitzt mit Sebastian Pufpaff der richtige Moderator am richtigen Tisch. Auch wir versuchen, das "Glücksrad" ins Hier und Jetzt zu bringen.
Kraus: Außerdem ist das Spiel an sich international so bewährt, dass uns das sicherlich in die Karten spielen wird. Welche andere Show kann schon von sich behaupten, seit 1972 in dem hart umkämpften Markt Bestand zu haben? Vom Lizenzgeber wird übrigens ganz streng darauf geachtet, dass diese Marke "Glücksrad" nicht beschädigt wird. Das Konzept muss so eingehalten werden, wie es einst von den Entwicklern erdacht wurde.
Hermanns: Für mich war genau das gleichzeitig der schwierigste Aspekt. Denn ich bekam die Ansage, dass ich die Klappe zu halten habe, wenn gespielt wird. Das geht natürlich gegen meine Natur. Zum Glück hatte ich Sonya an meiner Seite, die mir unmissverständliche Blicke zukommen ließ …
Bei Ihrem großen "Quatsch Comedy Club"-Abschied Ende Dezember lieferten Sie sich noch mit Oliver Pocher ein Duell um die beste Britney-Spears-Imitation. So etwas wird es beim "Glücksrad" nicht geben. Haben Sie sich das wirklich gut überlegt?
Hermanns: Das sind zwei verschiedene Paar Stiefel. Beim "Quatsch Comedy Club" hatte ich das Gefühl, dass ich die Moderation mit knapp 60 an eine jüngere Person übergeben sollte. Beim "Glücksrad" handelte es sich um ein verlockendes Angebot, das ich nicht ablehnen konnte, weil es in mir als Fernsehkind subkutane Begierden hervorrief. Trotzdem laufen beide Sendungen unter einem gewissen Retrogedanken. Schließlich kommt der "Quatsch" zu ProSieben zurück.
Apropos ProSieben: Frau Kraus, ich habe Sie kürzlich bei der "TV total Wok-WM" vermisst. Sie waren dort früher regelmäßig als Co-Moderatorin im Einsatz …
Kraus: Ja, aber ich würde mich heute nicht mehr fünf Stunden lang in den Eiskanal stellen. Diesem Job trauere ich wenig hinterher. Da bin ich mittlerweile doch ein bisschen … wie soll ich es formulieren?
Hermanns: Anspruchsvoll (lacht). Wir achten inzwischen auf beheizte Studios und freundliche Farben um uns herum.
Kraus: Ich kann dem nur zustimmen und muss ergänzend hinzufügen, dass vieles, was in der Fernsehwelt passiert, an mir vorbeigeht.
Auch "Wetten, dass ...?" ist zurück, zumindest für eine Sendung im Jahr. Ist diese Show mit einem Moderator
Hermanns: Ich habe nur die erste Sendung gesehen, und diese habe ich als TV-Happening durchaus gefeiert. Es ist mit Blick auf die Einschaltquote schon irre, wie viele Menschen dieses Bedürfnis nach einem Lagerfeuer-Gefühl im Fernsehen noch haben. Wir müssen uns also schon fragen, welche neuen Shows dieses generationsübergreifende Gefühl überhaupt noch vermitteln. Da fallen mir vielleicht noch "The Voice" oder "The Masked Singer" ein. Im Übrigen habe ich Michelle Hunziker nie als Assistentin, sondern als Co-Moderation empfunden.
Also eine ähnliche Aufteilung wie bei der "Glücksrad"-Neuauflage zwischen Ihnen beiden. Frau Kraus, wie oft hat Ihr Kollege Sie in den Wochen vor der Aufzeichnung angerufen und mit Fragen zu diesem Format gelöchert?
Kraus: Ich sage es mal so: Wir haben uns definitiv regelmäßig ausgetauscht (lacht). Es funktioniert wirklich wunderbar symbiotisch, weil wir eine sehr vertraute Beziehung zueinander pflegen, oft auch nonverbal mit Blicken, so wie bei einem alten Ehepaar. Es hat riesigen Spaß gemacht.
Wie viel Spaß würde es Ihnen bereiten, wenn der Bundeskanzler für eine Promi-Ausgabe ins Studio kommen würde? Immerhin drehte Angela Merkel früher auch am "Glücksrad" …
Hermanns: Ich glaube, dass so etwas heute nicht mehr möglich wäre, weil die Politikerinnen und Politiker heute unter einem zu großen medialen Stress stehen. Würde Olaf Scholz das Wort "Bruttosozialprodukt" an der Buchstabenwand nicht erkennen, wäre das Beben bei Twitter groß. Ich finde es auch viel besser, wenn der Gameshow-spielende Zuschauer auch am Rad stehen darf. "Glücksrad" ist ein demokratisches Spiel für die Mitte der Gesellschaft. Es muss deshalb auch niemand aus dem Dschungel oder aus dem TV-Container vorbeikommen.
Kraus: Die Emotionalität erreicht bei "echten Menschen" zudem ein ganz anderes Level. Prominente können zwar eine gute Show abliefern, aber der Zuschauer sieht viel mehr mit dem Bauch als mit den Augen.
Frau Kraus, vor mehr als einem Jahr wurde bei Ihnen Brustkrebs diagnostiziert. Sie haben die Krankheit öffentlich gemacht und damit auch ein wichtiges Zeichen gesetzt. Wie geht es Ihnen heute und inwiefern werden Sie sich auch in Zukunft im Kampf gegen den Krebs stark machen?
Kraus: Ich bin damit an die Öffentlichkeit gegangen, um zu sagen, dass ich ein Glückskind bin, weil die Krankheit so früh erkannt wurde. Aufgrund dessen habe ich mich entschlossen, dieses Glück weiterzugeben und nicht heimlich im kleinen Kämmerlein den Kampf aufzunehmen. Mir war und ist es ein Bedürfnis, alle - egal ob Frau oder Mann - zu sensibilisieren, immer brav die Vorsorgeuntersuchungen wahrzunehmen.
Das kann Leben retten, so wie es bei mir war. Genau das werde ich auch weiterhin von allen Dächern pfeifen. Ebenso möchte ich mit meinen neuen Aufgaben zeigen, dass eine Erkrankung nicht das Ende sein muss. Die Voraussetzung dafür heißt Früherkennung. Ich darf jetzt das "Glücksrad" genießen. Wie toll ist diese Geschichte?
Ein Glückskind beim "Glücksrad": Besser geht’s doch gar nicht! Vielen Dank für das Interview.
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