Dekoration. Für die einen macht sie ein Zuhause erst so richtig schön, für die anderen ist sie lediglich eine Ansammlung von Staubfängern. Für Vox ist Dekoration vor allem eines: Fernsehunterhaltung.

Christian Vock
Eine Kritik
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Seit knapp zwei Jahren sucht Designer Guido Maria Kretschmer auf dem Sender "Guidos Deko Queen". Und weil das eben so üblich ist, zeigte Vox am Dienstagabend nun eine Promi-Variante der Show. Eine sehr unaufgeregte, um genau zu sein.

Neue Show "Guidos Deko Queen – Promi Spezial": Die tut nix, die will nur einrichten

"Guidos Deko Queen – Promi Spezial" heißt der Ableger der Show und funktioniert im Grunde genauso wie "Guidos Deko Queen". Und diese Show wiederum funktioniert genauso wie "Shopping Queen" – das Format, mit dem 2012 alles begann. Damals schickt Kretschmer fünf Normalos mit einem Motto in die Klamottenläden ihrer Stadt, um sich mit ein bisschen Bargeld etwas Hübsches zu kaufen. Wer das Motto im Kretschmerschen Sinne und nach dem Geschmack der Konkurrenz am besten erfüllt, gewinnt.

Ein denkbar einfaches Prinzip, das so denkbar einfach ist, dass es mit quasi allem funktionieren könnte und damit wären wir eben bei "Guidos Deko Queen". Hier lässt Kretschmer nicht nach Röcken, Blusen und Schuhen angeln, sondern nach Vasen, Kissen und Vorhängen. Und genau das erwartet am Dienstagabend nun "Let’s Dance"-Tänzerin Renata Lusin, Moderatorin Panagiota Petridou und Schauspielerin Mirja du Mont im ersten "Promi Spezial" der Show.

8 Stunden und 2.500 Euro

Nach dem großen Hallo zeigen die Promis zuerst ihr Zuhause und dann den Raum, den sie umgestalten möchten. Den Anfang macht Renata Lusin. Die 35-Jährige wohnt mit ihrem Mann Valentin in Düsseldorf – allerdings erst seit drei Wochen, in denen sie bisher aber nur sieben Tage zu Hause waren. Dementsprechend übersichtlich sind die 115 Quadratmeter der Eigentumswohnung eingerichtet. Man könnte auch sagen: so gut wie gar nicht.

Da passt die "Deko Queen"-Show ja wie ein sinnfreier Spruch zu einem Wand-Tattoo. "Ich habe noch nicht wirklich meinen Einrichtungsstil gefunden", erklärt Lusin. Positiv gesehen, stehen ihr damit für die Show alle Möglichkeiten offen, um "ihre Linie zu finden". Negativ gesehen, kann man sich so natürlich leicht verzetteln. Denn auch hier haben die Kandidaten nicht alle Zeit der Welt.

Eine Stunde gibt es, um bis zu 1.250 Euro des 2.500-Euro-Budgets für Planung und Online-Shopping zu verwenden. Den Rest des Geldes darf man Tags drauf in acht Stunden für Einrichtungsgegenstände in Offline-Läden verjubeln und dann das Zimmer einrichten. Sieben Stunden lang bekommt man dafür einen Helfer an die Seite gestellt, die letzte Stunde muss man alleine streichen, einrichten und dekorieren.

"Guidos Deko Queen": "Colour up your life!"

Ach ja, ein Motto müssen die Lusins zum Deko-Bummel natürlich auch mitnehmen und hier hat sich Kretschmer Folgendes überlegt: "Colour up your life – dekoriere dein Zimmer in einer aktuellen Trendfarbe!" "Find ich cool", zeigt Valentin zumindest keine Ablehnung und gemeinsam entscheiden sich die Lusins dafür, das Arbeitszimmer in aktuelle Trendfarben zu hüllen. Zudem soll dort auch noch ein Eyecatcher untergebracht werden, in diesem Fall eine violette "Deckelvase".

Und so legen sie los, die Lusins, und gestalten ihr neues Arbeitszimmer in der Trendfarbe "Digital Lavender". Ähnlich läuft es bei Petridou und du Mont. Auch diese beiden bekommen eine Trendfarbe vorgegeben, was vor allem Petridou vor eine Herausforderung stellt. "Ich kenn die Farben Weiß und Schwarz ganz gut", erklärt Petridou ihre Abneigung gegenüber Farben im Allgemeinen und muss nun das Kinderzimmer ihres 300-Quadratmeter-Hauses in Solingen in der Trendfarbe Sundial dekorieren.

Das haut entgegen Petridous Erwartungen auch hin und so darf nun Mirja du Mont die Küche ihrer Hamburger Altbau-Wohnung in der Trendfarbe Verdigris umgestalten. Das macht sie auch brav, kombiniert das Ganze zusätzlich mit der Trendfarbe des Jahres 2019, Koralle, und allerlei Sachen zum Aufhängen und Draufsetzen.

"Guidos Deko Queen": Die Winke-Katze unter den TV-Shows

Guido Maria Kretschmer kommentiert die Bemühungen der Promis und erfüllt damit zwei Aufgaben. Zum einen sorgt er für Unterhaltung durch seine liebevoll-sarkastischen Sprüche. "Nicht so hoch hängen! Bitte, bitte, bitte! Nein, nein, nein! Böse, böse, böse!", untermalt Kretschmer etwa die Bemühungen der Lusins, Bilder aufzuhängen. Gleichzeitig gibt er damit dem Zuschauer die Gelegenheit, den eigenen Geschmack mit der fachlichen Meinung eines Designers abzugleichen.

Den gleichen Effekt erzielen auch die Bewertungen der Konkurrenz, die vor allem vom persönlichen Geschmack getrieben sind. Am Ende glauben die Promis und Kretschmer, dass Mirja du Mont die Sache am besten gemeistert hat. Und da Panagiota Petridou auch den fünften letzten Platz in ihrer fünften Guido-Maria-Kretschmer-Show mit Gelassenheit nimmt, findet nach über zwei Stunden ruhepulsigen Einrichtens das Ganze ein harmonisches Ende.

In Summe ist das Promi-Spezial damit eine unaufgeregte und harmlose Show, die man ohne schlechtes Gewissen vor oder nach einer Herz-OP gucken kann – wahrscheinlich sogar währenddessen. Denn das DIY-Projekt, das jeder Promi abarbeiten muss, sorgt auch nicht gerade für Schweißperlen auf der Stirn und selbst die Farb-Phobie von Panagiota Petridou taugt nur bedingt als eine Art Geschichte. Ist das schlimm? Natürlich nicht. Auch wenn die Show hier und da vielleicht ein bisschen mehr Puls hätte haben dürfen, ist auch die Promi-Variante von "Guidos Deko Queen" ein bisschen wie eine Deko-Winke-Katze: muss man nicht mögen, tut aber niemandem weh.

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