In der zweiten Folge von "Beauty & the Nerd" wird gestrippt, gestritten und wieder gestrippt. Das ist so schwer zu ertragen, wie es klingt.

Eine Kritik

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Reality-TV führt Menschen vor, heißt es immer wieder. Es stellt sie bloß, erniedrigt sie, macht sie lächerlich.

Aber was ist eigentlich mit den Zuschauern? Die fragt niemand. Die haben es viel schwerer. Die müssen das Gesehene erst einmal verarbeiten. Bilder, wie ein Autounfall. Und bei ProSiebens neuem Trash-Inferno "The Beauty & the Nerd" gibt es jede Menge davon.

Erfunden wurde das Klischee-Spektakel von Hollywood-Star Ashton Kutcher, der bis 2008 verschüchterte Nerds mit Frauen zusammenbrachte, die diese bis dahin nur von den Motorhauben ihrer Kalender kannten.

Die deutsche Adaption ließ nicht lange auf sich warten. 2011 lösten Jana Ina Zarrella und Monica Ivancan die Probleme ihrer Schützlinge unter dem Titel "Das Model und der Freak" mit einer konformistischen Standard-Frisur und einem Shopping-Besuch bei H&M.

Die Quoten waren mittelmäßig, doch neun Jahre und eine Corona-Pandemie später, ist das Publikum offenbar ausgezehrt genug, dass es bereit ist, alles zu ertragen.

Männliche "Beautys" und weibliche "Nerds"

Die Moderatorinnen sind verschwunden oder haben Besseres zu tun, stattdessen sitzen "Nerds" und "Beautys" zu Zwangspaaren vereint in der für diese Art Show üblichen Luxusvilla fest. Abgeschirmt von der Zivilisation, in beiderseitigem Interesse. Neu ist ebenfalls, dass nun zum ersten Mal weibliche Stubenhocker und männliche Schönlinge teilnehmen.

Das erste Duo dieser Art betritt in Folge zwei das Set von "Beauty & the Nerd". Jenny, die am liebsten Fantasy-Bücher liest und Chris, von Beruf Stripper. Was sonst.

Die Insassen von "Beauty & the Nerd" reagieren so, wie es das Klischee von ihnen erwartet. Die Männer erkennen den "Game of Thrones"-Anhänger um Jennys Hals, die Frauen verfallen in Schockstarre angesichts der prallen Muskeln des Möchtegern-Chippendales. Es wird nicht lange dauern, bis er ihnen einen Kostprobe davon gibt.

Schon kurz darauf erscheint er im Polizeikostüm, schnappt sich "Beauty" Kim und betätigt sich so lange als menschlicher Teppichklopfer, bis nur noch seine geschundenen Weichteile bedeckt sind.

Ein Affront für Kims Nerd-Match Illya. Er stellt seine blondere Hälfte zur Rede. "Es ist nicht so wie es aussieht", verteidigt sich Kim, während sie die Schampusflasche ansetzt. "Meine Ohren, die klingeln", jammert sie. Und nicht nur die am Kopf! "Der hat gestrippt wie ein Wilder, Alter!", stößt sie noch hervor, einen weiteren Schluck aus der Pulle nehmend. Illya ist nicht überzeugt, gibt sich aber für den Moment zufrieden. Er hat schließlich noch einiges vor.

Strippen bis der Arzt kommt

Die "Nerds" sollen an der Pole-Stange strippen. Eine sportliche Betätigung, auf die Illyas Körper nicht vorbereitet ist. Er zerrt sich den Bizeps beim Training, so seine Selbstdiagnose, und verlangt einen Arztbesuch. Zum Wettkampf erscheint er in letzter Minute, "Zerrung", "Muskelfaserriss", Amputation, ist ja auch egal, Hauptsache was mit viel Aua.

Doch er ist ein Mann, Kim schaut zu, also beißt er die Zähne zusammen und schwingt sich an die Stange. Es nützt ihm nichts. Sven hängt sich in Unterhosen kopfüber von der Konstruktion, stiehlt ihm die Show und gewinnt. Die Folge: Er nominiert die Neuzugänge Chris und Jenny als eines von zwei Paaren, das am Ende darüber bangt, ob es die Show verlassen muss.

Die Zeit bis dahin nutzt der Stripper, um sich zu revanchieren. Und da der Drehbuchschreiber von ProSieben nach Folge eins von "Beauty & the Nerd" offenbar untergetaucht ist, muss Chris sich selbst einen teuflischen Racheplan zurechtlegen.

Er schnappt sich kurzerhand Svens Traumgespielin Victoria und reibt sie mit Sonnencreme ein. Und zwar so gründlich, dass sie mit Sicherheit die nächsten 20 Jahre keine Hautrötung mehr fürchten muss. Selbst da, wo gar keine Sonnenstrahlen hinkommen.

Sven kocht vor Wut, liest erst einen Eifersuchts-Ratgeber, hält sich dann die Augen zu und zieht schließlich unter dem immer lauter werdenden Gelächter der beiden von dannen. Das ist definitiv nicht der Beginn einer großen Freundschaft. Oder, wie es Sven ausdrückt: "Ich werde ihn zerficken." Was immer das auch heißen mag.

"Was ist ein Floß, Leute?"

Bis es soweit ist, muss der Zuschauer noch die Challenge der "Beautys" über sich ergehen lassen. Sie sollen ein Floß bauen. Was gar nicht so einfach ist. Vor allem für Emmy, die offensichtlich mehr Zeit in die Optimierung ihres Dekolletés als in ihre Schulbildung investiert hat: "Was ist ein Floß, Leute? Hab ich noch nie gehört!"

Doch auch Kim hat so ihre Probleme mit dieser Aufgabe: "Oh Gott, mein Make-up ist nicht wasserfest!" Offenbar schaut Gott aber kein ProSieben. Das Ergebnis: Malin gewinnt das Spiel und nominiert Samira und Dion, die im Showdown Chris und Jenny nach Hause schicken sollen.

Und der hat es wirklich in sich. Denn wie ließe sich diese unglaubliche Spannung jetzt noch steigern? Mit dem Fallschirm aus 5.000 Metern Höhe auf einer Briefmarke landen? Die ersten 100 Stellen nach dem Komma der Kreiszahl Pi fehlerfrei aufzählen? Nein! Mit einem Quiz, das Fragen stellt wie: "Welches Instrument spielt Lisa Simpson?"

Die Antwort weiß keiner der vier, und so müssen am Ende Samira und Dion die Show verlassen. Ein wenig traurig seien sie schon, sagen sie kurz darauf in die Kamera. Und Dion ergänzt: "Ich werd' jetzt weinen." Der Zuschauer auch. Aber aus ganz anderen Gründen.

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