• Straße statt Highlife, Gosse statt Glamour, Parkbank statt Wasserbett: Das ist das Prinzip des RTL-II-Sozialexperiments "Prominent und obdachlos".
  • In der zweiten Ausgabe tauschen mit Zoe Saip, Prinz Alexander von Anhalt und Tobias Wegener wieder drei Prominente für 72 Stunden ihr Luxusleben im Blitzlichtgewitter gegen ein Leben auf der Straße.
  • Deren Umgang im Dschungel der Großstadt? Unterschiedlich.
Eine Kritik

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Die Welt kann schon sehr hart sein. Für Promis ganz besonders. Einige von ihnen schlüpfen doch glatt für ganze 72 Stunden in die Rolle von Obdachlosen und sollen dabei ihre Straßentauglichkeit demonstrieren.

Wie "einsam" diese Erfahrung sein kann, zeigt ein Kamerateam, das den Kandidaten keine Sekunde von der Seite weicht. Die Rede ist vom RTL-II-Format "Prominent und obdachlos", das Glamour gegen Gosse tauscht und die Promis auf die Straße wirft.

Da ist etwa Prinz Alexander von Anhalt, der Adoptivsohn von Schauspielerin Zsa Zsa Gabor und Frédéric Prinz von Anhalt. Er war einst Bergman in Gelsenkirchen und hat es geschafft. Denn heute darf er sich als Ex-Betreiber eines Swingerclubs bezeichnen, dessen Pforten wegen der Pandemie geschlossen werden mussten "Vom Bergmann in die High Society – das kann jeder schaffen", findet der Prinz, der laut eigenen Aussagen richtig vermögend sein soll und ganz gern gegen Obdachlose ätzt.

Das Leben auf der Straße sei der pure Luxus, urteilte der 49-Jährige etwa. "Obdachlose haben von morgens bis abends Zeit", lautet die Begründung des Prinzen, der seine Dekadenz gern zur Schau stellt.

Prinz Alexander auf dem hohen Pfandflaschen-Sammler-Ross

Für 72 Stunden tauscht der Prinz sein Celebrity-Leben gegen die harte Realität auf der Straße. Ohne Geld und Ausweis, nur mit Einkaufswagen, Schlafsack, Isomatte und ein paar Pfandflaschen als Startkapital, geht sein Experiment in die erste Kurve.

"Die Kohle liegt auf der Straße. Man muss nur seinen Arsch bewegen", glaubt der royale Kurzzeit-Clochard, während er eine leere Flasche aus dem Mülleimer fischt. Das erste Pfandgeld investiert er in eine Mahlzeit um 1,43 Euro: Wasser, Toastbrot und etwas Wurst. "Das find ich total geil", konstatiert der Prinz nach beinharten 90 Minuten auf der Straße.

Die erste Nacht verbringt der er in einer Betonecke an einem Bürogebäude. "Das ist wie das Adlon", gibt er vor, sich zu freuen. Doch kurz nach dem Einschlafen taucht ein Wachmann auf, der den Prinzen aufklärt, dass er hier nicht schlafen dürfe. Ob man im "Hotel Adlon" auch immer so gegen 2:30 Uhr in der Nacht das Zimmer wechseln muss?

Tags darauf startet Prinz Alexander Missionierungsversuche. Dem aus Venedig stammenden Claudio gegenüber, der seit Jahrzehnten auf dem Asphalt heimisch ist, moralisiert er, was das Zeug hält. "Du hast Hände, die richtig zupacken können. Obdachlose sind faul", haut der Prinz Claudio um die Ohren, dessen suboptimale Deutschkenntnisse ihn in Argumentationsnot bringen.

Am "Bahnhof Zoo" wird der Prinz mit der örtlichen Drogenszene konfrontiert. Ein Erlebnis, das ihn seine Meinung ein wenig adaptieren lässt. "Das ist Oberhardcore. Hier kommst du nicht mehr raus", urteilt der 49-Jährige, dessen "Jeder kann es schaffen"-These damit leicht ins Wanken gerät. "Von Nacht zu Nacht wurde es doch härter. Das merkst du dann schon in den Knochen", resümiert der Prinz nach 72 Stunden ohne Obdach.

Zoe Saip: "Ich hab Megaschiss hier"

Auch Model und Reality-TV-Protagonistin Zoe Salome Saip "will kennenlernen, wie hart das Leben auf der Straße ist", wie sie sagt. Ihre Maxime für die drei Tage auf Hamburgs Straßen: Auf Obdachlose zugehen und mit ihnen reden!

"Ich find’s traurig, jemanden so zu sehen", sagt Zoe über einen Obdachlosen, der völlig paralysiert auf dem kalten Asphalt liegt. Die 21-Jährige schlägt ihr Nachtlager unter dem Vordach des Gemeindehauses am Hamburger Michel auf – einen Steinwurf von anderen (männlichen) Unterstandslosen entfernt.

"Ich hab Megaschiss hier, ich bin so ein Hosenscheißer", schluchzt sie im Vorfeld ihrer ersten Nacht auf der Straße. "Warum hat sie Angst? Das Kamerateam ist doch bei ihr", stellt jemand auf Twitter eine berechtigte Frage.

Schon am nächsten Tag möchte Zoe das Experiment "Prominent und obdachlos" abbrechen. "Ich kann mir nicht mal vorstellen, morgen noch einmal auf der Straße pennen zu müssen. Wie machen das diejenigen, die jeden Tag hier schlafen müssen?", fragt das Model in die vorgegaukelte Einsamkeit hinein.

Doch aufgeben kann sie irgendwie auch nicht, da Papa - für den Resignation noch nie eine Option war - dann enttäuscht wäre. "Mach’s für dich, damit du siehst, dass du auch sowas durchziehen kannst", rät der Vater ihr - mit dem sie der Sender angesichts ihrer Verzweiflung ausnahmsweise telefonieren lässt.

"Prominent und obachlos": Zoe trifft auf Kaltherzigkeit

Wer Zoe nun doch Sorgen bereitet, sind die anderen Obdachlosen, die sich ihr gegenüber reserviert zeigen und wenig Lust auf eine 21-Jährige mit Kamerateam im Windschatten haben. Auch in Hamburgs berühmten Stadtviertel St. Pauli, wo pure Lebensfreude und ein Dasein im Schatten aufeinandertreffen, macht sie keine guten Erfahrungen.

Als sie sich ein paar Infos von anderen Obdachlosen holen möchte, trifft sie vor allem auf Geschäftssinn. "Dir ist klar, dass das was kostet, ne? Da läuft der Taxameter", bekommt sie von einem Mann zu hören. "Es ist so abartig scheiße, obdachlos zu sein", sagt Zoe. Ihre Nerven? Am Ende.

Nach ihrer letzten unbequemen Nacht auf Hamburgs Straßen startet die 21-jährige Österreicherin einen finalen Versuch, mit Obdachlosen in Kontakt zu treten. "Ich bin kein Sozialarbeiter", schleudert ihr ein Mann entgegen, mit dem sie gerne gegen die Einsamkeit anplaudern würde.

"Meine Erfahrung ist, dass sich Menschen nicht gleich öffnen, wenn man auf sie zugeht. Da muss erst Vertrauen aufgebaut werden", verrät ihr danach ein Sozialarbeiter, den sie im "Café mit Herz" trifft. "Das war vielleicht die härteste Sache, die ich je gemacht habe", befindet Zoe Salome Saip am Ende ihrer 72 Stunden ohne feste Bleibe. Dank ihrem Gespräch mit dem Sozialarbeiter ist sie jedoch versöhnt mit den Obdachlosen, die sie zuvor noch so undankbar fand.

Tobias Wegener trifft auf die Gestrandeten Heiko und "Wolke"

"Ich möchte herausfinden, wie sich das anfühlt, alleine auf der Straße zu sein", offenbart wiederum Influencer und Reality-TV-Protagonist Tobias Wegener am Beginn seines "Straßenauftritts". Der gelernte Maler und Lackierer findet seine erste Nacht "richtig beschissen", schafft es aber – anders als Zoe – sehr wohl, mit anderen in Kontakt zu kommen.

"Die Erfahrungen, die ich gesammelt habe, sind so dramatisch, dass ich sage: Diese Stadt funktioniert nicht", offenbart etwa David, genannt "Wolke", den Tobias auf Leipzigs Straßen kennenlernt.

Der obdachlose Heiko wiederum hat um 9:00 Uhr Früh bereits fünf Biere intus. Der Krebstod seiner Mutter habe ihn zum Abstürzen gebracht, verrät er tränenüberströmt im Leipziger Bürgermeister-Müller-Park. Heiko will den Influencer umarmen. Doch dem geht das zu weit.

Gewalt gegen Obdachlose nimmt zu

Rund 500 Menschen leben in Leipzig auf der Straße. "Wolke", ist einer von ihnen. Seit Jahren nehmen in Deutschland Übergriffe auf Obdachlose zu . Auch "Wolke" war schon mit Gewalt konfrontiert: Sein einstiges "Zuhause" in einem kleinen Waldstück wurde von Fremden verwüstet.

Sein halber Besitz liegt dort noch immer herum. Als Tobias in diesem gewaltigen Chaos zwischen Bäumen alte Fotos von "Wolke" erspäht, die einen ganz anderen Mann zeigen, will er wissen, was seinem neuen Street-Buddy widerfahren sei. Und warum er all seine persönlichen Sachen in diesem Waldstück zurückgelassen habe.

Doch "Wolke" will nicht über seine Vergangenheit reden. Für ihn zählen nur mehr Gegenwart und Zukunft. Letztere sieht für Tobias ein wenig rosiger aus. Sein Experiment ist zu Ende. Nur noch einmal geht er zu Heiko in den Bürgermeister-Müller-Park, um ihm Schlafsack und Isomatte zu schenken.

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