• Der erste Eindruck des "Restaurant bei Tony" in Osnabrück weckt bei Frank Rosin eine böse Vorahnung: "Dreckshöhle ist das hier."
  • Beim Staffelfinale von "Rosins Restaurants" auf Kabel Eins wird der Sternekoch auf eine harte Probe gestellt.
  • Seine Herausforderung: eine unbelehrbare Gastwirtin.

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Liudmila Bickel hat es nicht leicht. Die 35-jährige Russin hat zwei Kinder, ist alleinerziehend und hat von ihrem Ex-Mann auch noch zwei Restaurants übernommen, die wegen der Corona-Pandemie nur den Schuldenberg von ohnehin schon 50.000 Euro weiter steigen lassen.

Für das geschlossene "Restaurant bei Tony" in der Osnabrücker Innenstadt häufen sich monatlich 10.000 Euro an, im kleineren Ableger läuft immerhin der Lieferdienst mit italienischer Küche. Bei Pizza und Pasta kann man eigentlich nichts falsch machen? Oh doch! Denn Liudmila ist Juristin und ging nur ihrem Ex-Mann zuliebe in die Gastronomie.

Der Ex arbeitet jetzt als Paketbote und überließ ihr im September 2020 beide Läden. "Das war ein Horrorjahr", gesteht die Wirtin. "Ich habe hier in Deutschland niemanden außer meinen Kindern." In den Restaurants sieht sie die Zukunft der Kinder, aufgeben kommt deshalb nicht infrage. "Ich bin eine Kämpferin."

Die Todsünden der italienischen Küche

Frank Rosin soll ihr nun helfen. Der hat jedoch schon auf dem Weg zum Lokal ein mulmiges Gefühl: "Ich ahne Schreckliches." Die Einrichtung geht gar nicht: "Alles nur Dreckfänger. Und es riecht auch so." 160 Gerichte stehen auf der schmuddeligen Karte: "Die Bibel hat nicht so viele Seiten wie diese Speisekarte."

In der Küche erwarten ihn ein kaputter Pizzaofen und ein verklebtes Gewürzregal: "Das ist so dreckig, das wird jetzt an meiner Hand kleben bleiben." Der Abstieg ins Warenlager verschärft den Eindruck: "Dreckshöhle ist das hier!" Sogar im Deckel der Tiefkühltruhe hängen alte Spinnweben: "Das habe ich noch nie gesehen!"

Vor dem Testessen entdeckt Frank Rosin gleich mehrere Todsünden der italienischen Küche: Die Pizza wird auf der Karte als Steinofenpizza angepriesen, jedoch auf dem Blech gebacken. Der Belag: zu viel Käse, zu viel Zwiebel. "Da kriege ich so viel Blähungen von. Da kann ich ein Wochenende Ballonreisen von anbieten." Außerdem sind die Nudeln vorgekocht und viel zu weich. Die Spaghetti geben Frank Rosin den Rest: "Ohne Salz gekocht. Von daher schmeckt das jetzt hier wirklich, als wenn das im Spülwasser gekocht wurde."

"Schnell für den Lieferdienst, aber ohne Amore"

Der Koch erkennt das Problem: "Schnell für den Lieferdienst, aber ohne Amore." Liudmila und ihr Hilfskoch Mohamad Imou haben eben beide keine Kochausbildung. Das merken auch die Testesser: "Boah, das sieht ja nicht so lecker aus." Labberiger Pizzaboden, versalzenes Essen, viel zu große Speisekarte. Dafür gibt es nur 2,5 Sterne.

Liudmila steht unter Druck: "Wenn Corona vorbei ist und der Laden wieder auf ist, muss es sofort laufen. Sonst bin ich bald pleite." Rosin muss ihren Schutzpanzer jedoch erst knacken, bevor er helfen kann: "Zeige ruhig auch einmal Schwäche. Wenn du dir das eingestehst, dann wird es dir auch besser gehen." Damit trifft er genau ins Schwarze. Vor den Kameras will die Wirtin keine Schwäche zeigen, also gesteht sie Rosin unter vier Augen: "Mir ist schon klar, dass ich das nicht schaffe mit meinen Kindern. Ich träume nicht."

Klar ist auch: Der große Laden muss weg. Aus dem kleineren Restaurant will Rosin eine Pasta- und Pizza-Trattoria machen. Erleichterung bei Liudmila: "Ich möchte mehr Zeit mit meinen Kindern verbringen. Frank hat mir gezeigt, dass ich die Zukunft für meine Kinder bin und nicht für die Geschäfte."

Fehlt nur noch schmackhaftes Essen. "Dein Nudelwasser hat geschmeckt - da hätte ich Socken drin kochen können", kritisiert Rosin. "Wenn du ein italienisches Lokal führen willst, dann musst du dich da auch reinarbeiten." Er testet das Fachwissen der Wirtin: "Was ist ein Vitello Tonnato? Was ist ein Carpaccio?" Stille. Das bringt den Koch auf die Palme: "Was ich nicht verstehen kann, warum du nicht ins Internet gehst und dich einfach mal für die italienische Küchenkultur interessierst!"

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"Ich glaube nicht, dass es für die Zukunft reicht"

Ausstatter Flo Kogler hat inzwischen die Küche renoviert und neue Geräte eingebaut. In Zukunft sollen echte Steinofenpizza und Antipasti-Teller serviert werden. Frank Rosin appelliert an Liudmila: "Es geht nur darum, dass es lecker ist. Und nicht praktisch." Sein Geheimtipp: "Guter Parmesan ist die halbe Miete."

Am Finaltag verfällt die Wirtin aber zurück in alte Muster. Als Rosin die lieblos geschnittenen Zutaten sieht, rastet er aus: "Das habe ich euch gestern anders gezeigt!" Noch schlimmer: "Warum habt ihr denn Nudeln vorgekocht?" Liudmila ist einfach unbelehrbar. Rosin resigniert: "Schade für die Arbeit, aber irgendwo ist auch die Grenze. Was soll ich machen? Das ist eine erwachsene Frau."

Am Telefon gibt die Wirtin "eine bis eineinhalb Stunden" als Wartezeit an - für einen Lieferservice eine Katastrophe. Die Bewertung der Testesser überrascht hingegen: "Mit dieser wirklich durchschnittlichen Leistung habt ihr hier fünf Sterne bekommen." Rosins Fazit: "Für heute hat es gereicht. Aber ich glaube nicht, dass es für die Zukunft reicht, wenn sie das so weitermacht."  © 1&1 Mail & Media/teleschau

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