Geht das schon wieder los! Sie verdrehen zum Start des RTL-Dschungelcamps am Freitagabend die Augen? Dann haben Sie "Ich bin ein Star - holt mich hier raus!" offenbar noch nie angeschaut. Denn elf angebliche Promis dabei zu beobachten, wie sie zwei Wochen lang im Dschungelcamp leiden, ist vor allem eines: absolut unterhaltsam. Vier Gründe, warum Sie das nicht verpassen sollten.

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Zugegeben, ich liebe Trash-TV. Die Zeiten, in denen ich Schund im Fernsehen heimlich konsumiert habe, sind lange vorbei: Ich stehe zu meiner Sucht nach "Bachelor", "Topmodel" und ganz besonders "Ich bin ein Star, holt mich hier raus!" Gerade das Dschungelcamp erfüllt einige der niederträchtigsten Bedürfnisse des Zuschauers und wird deshalb vielfach verteufelt. Doch RTLs Quotengigant ist für mich keinesfalls nur billige Unterhaltung, sondern eine grandiose Weise, mir die Zeit zu vertreiben. Warum?

Authentische Kandidaten

Sie werden oft als Z-Promis verhöhnt, und genau das sind die Dschungelinsassen auch. Da machen die diesjährigen Kandidaten keine Ausnahme. Die meisten kenne ich nicht oder ich habe sie vor zehn Jahren zuletzt im TV gesehen. Auch beliebt: Dritt- bis Fünftplatzierte beschämender Castingshows oder Teilnehmer, die aus anderen Trash-Formaten semi-bekannt sind. Darüber wird sich oft lächerlich gemacht, doch ich glaube, es steckt einiges an Kalkül dahinter. Denn abgesehen davon, dass echte Stars sowieso nie ins Camp ziehen würden (schlicht, weil sie es nicht nötig haben), will die auch keiner sehen! Heidi Klum, die auf der Pritsche thront und ihr hyperprofessionelles Eisköniginnen-Lächeln aufsetzt? Nein, danke.

Kandidaten wie der amtierende Dschungelkönig Joey Heindle ("Let's getty to Rambo!"), aber auch Camp-Kollegin Georgina waren gerade deswegen so unterhaltsam, weil sie absolut unprofessionell und damit so authentisch sind. Dummheit, Falschheit, Arroganz, Zickigkeit, aber auch echte Liebenswürdigkeit kommen spätestens am dritten Tag ans Licht. Und dann gucke ich natürlich weiter: Wie wird sich die Gruppendynamik in den nächsten Tagen verändern? Kündigt sich nicht jetzt schon ein Eklat bei Kandidat XY und Kandidatin AB an?

Exzellente Moderation

Daniel Hartwich hat schon letztes Jahr bewiesen, dass er ein würdiger Nachfolger von Dirk Bach ist und auch mit der bissigen Sonja Zietlow bestens mithalten kann. Zietlow war für mich nie Sympathieträgerin, doch ihren Job beim Dschungelcamp macht sie ausgezeichnet – nicht zuletzt dank genialer Gagschreiber: Die Witze, mit denen Zietlow und Hartwich in niederträchtiger Einigkeit kommentieren, entlocken mir mindestens ein schadenfrohes Grinsen und drücken meist das aus, was ich selbst denke. Die beiden verbünden sich erfolgreich mit dem Zuschauer und befriedigen ein elementares Bedürfnis: Sie lästern so ungeniert, wie ich es mich nur mit der engsten Freundin traue.

Ein Mix der Gefühle

Klar, der Ekelfaktor ist ein grundlegendes Konzept bei "Ich bin ein Star - holt mich hier raus!". Doch der Eindruck, dass einzig schauerhafte Dschungelprüfungen den Unterhaltungswert des RTL-Camps ausmachen, ist falsch. Mittlerweile gibt es für mich als eingefleischten Dschungelcamp-Fan ohnehin nichts, was ich nicht schon gesehen habe. Trotzdem besteht ein gewisser Reiz darin, Menschen bei ihrem inneren Kampf zu beobachten: Wie weit sind sie bereit zu gehen? Man fragt sich unweigerlich, ob man diesen Situationen selbst gewachsen wäre. Ich bin mir bis heute – nach jahrelangem Dschungel-Gucken – nicht im Klaren, für wie viel Geld ich ein riesiges Fischauge oder eine Schale voll lebender Würmer verspeisen würde. Definitiv mehr als die paar Tausend Euro, die die Kandidaten erhalten. Sobald ich an dem Punkt bin, mich in die armen Kerle hineinzuversetzen, stellt sich neben Ekel, Schadenfreude und Lästerlust ausnahmsweise eine noblere Empfindung ein: Mitleid!

Alle reden über das Dschungelcamp

Schon ein bis zwei Wochen, bevor "Ich bin ein Star - holt mich hier raus!" beginnt, startet auch das mediale Trommelfeuer. Genauso lang wird noch nach der Wahl des Dschungelkönigs über die Sendung berichtet. Kaum ein Medium lässt sich das Ereignis entgehen, sogar auf Seriosität bedachte Nachrichtenportale wie "Spiegel Online" rezensieren jede Folge. Und dass man nicht nur in den Kaffeeküchen der Redaktionen über Ekel-Aktionen, Dschungel-Zicken und die Beliebtheit der einzelnen Kandidaten diskutiert, ist klar. Da sollte man mitreden können! Nicht, weil man sich mit diesem Wissen besonders profilieren könnte, sondern einfach, weil es Spaß macht, einmal nicht nur über die Kollegen zu tratschen!

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