• Deutschland ist in eine tiefe Gaskrise geraten, in dessen Zentrum steht Uniper.
  • Der Energieversorger ist angeschlagen, sogar eine Zerschlagung des Unternehmens wird derzeit diskutiert.
  • Wir erklären, welche Rolle Uniper in der aktuellen Gaskrise spielt und wer hinter dem Konzern steckt.

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Es ist Deutschlands umsatzstärkstes Unternehmen gleich nach Volkswagen. 2021 hatte der Energieriese seinen Umsatz verdreifachen können. Die Rede ist nicht von RWE, Eon oder Vattenfall – sondern von Uniper.

Der Name des Gasimporteurs war bis vor Kurzem der breiten Öffentlichkeit wenig bekannt – doch in der aktuellen Versorgungskrise steht er plötzlich im Zentrum der Aufmerksamkeit. Denn der Konzern ist schwer angeschlagen und wird von Liquiditätsproblemen geplagt. Der Bund will helfen, unklar ist jedoch noch, wie genau. Wir erklären, was und wer hinter Uniper steckt.

Welche Rolle spielt Uniper bei der Gasversorgung in Deutschland?

Uniper ist mit Abstand Deutschlands (und auch Europas) größter Versorger von Gas. Mehr als die Hälfte des fossilen Energieträgers importierte das Unternehmen vor der Krise aus Russland ein. Er spielt eine zentrale Rolle für die deutsche Energieversorgung und beliefert mehr als hundert Stadtwerke und Industriefirmen. In Deutschland betreibt Uniper darüber hinaus mehrere Kohle-, Gas-, Wasser- und Ölkraftwerke sowie Gasspeicher.

Uniper hat rund 11.500 Beschäftigte, davon etwa 5.000 in Deutschland, die Zentrale befindet sich in Düsseldorf. Das Unternehmen wurde 2016 von Eon abgespaltet – bei Eon blieben zukunftsträchtige Geschäfte mit den Netzen, Energie-Dienstleistungen und Ökoenergien, bei Uniper hingegen das Geschäft mit fossilen Energien. Kritiker sprachen von einer "Bad Bank", die Eon durch die Abspaltung loswerden wollte. Im vergangenen Jahr machte der Konzern rund 164 Milliarden Euro Umsatz, wobei er einen Verlust von 4,1 Milliarden Euro einfuhr.

Wem gehört Uniper?

Der Hauptaktionär ist der finnische Energieversorger Fortum, der rund 78 Prozent des Grundkapitals hält und der wiederum zu etwas mehr als 50 Prozent dem finnischen Staat gehört. Der Rest der Aktien befindet sich in Streubesitz.

Warum befindet sich Uniper in der Krise?

Uniper hat so lange und enge Beziehungen nach Russland wie kaum ein zweites deutsches Unternehmen. Die aktuelle Versorgungskrise im Zuge des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine trifft den Energieriesen deshalb schwer.

Insbesondere der russische Staatskonzern Gazprom hat die Gaslieferungen seit Mitte Juni stark gedrosselt, vor allem durch die Pipeline Nord Stream 1 – angeblich wegen Wartungsarbeiten. Seitdem erhält Uniper nur noch 40 Prozent der vereinbarten Mengen, zugleich laufen aber die eigenen Lieferverpflichtungen weiter.

Die Firma muss deshalb teures Gas einkaufen, um die Verträge mit seinen westeuropäischen Kunden bedienen zu können. "Uniper erfährt tägliche Mittelabflüsse im mittleren zweistelligen Millionenbereich – eine Situation, die für uns nicht länger durchhaltbar ist", sagte der Firmenchef Klaus-Dieter Maubach am Freitag vor Journalisten in Düsseldorf. Ginge es weiter wie bisher, könnte der Firma bis zum Jahresende wegen gestiegener Gas-Beschaffungskosten ein Verlust von 10 Milliarden Euro drohen.

Bisher kann Uniper die Mehrkosten bei der Beschaffung nicht an seine Kunden weitergeben, das ändert sich aller Voraussicht nach bald auf Grundlage einer Gesetzesänderung. Der Bundesrat und hat am vergangenen Freitag bereits eine Novelle des Energiesicherungsgesetzes gebilligt.

Wie prekär ist die Situation bei Uniper?

"Wir stehen nicht kurz vor einer Pleite", sagte Manager Maubach. Er zeigte sich zuletzt optimistisch, dass Uniper die derzeitige Schieflage dank der Gesetzesänderung überwinden werde. "Ich habe die Zuversicht, dass sich Uniper stabiliert und einen entscheidenden Beitrag zu einer sicheren Energieversorgung in Deutschland leisten kann."

Wie soll Uniper geholfen werden?

Uniper hat Ende vergangener Woche einen Antrag auf staatliche Stabilisierungsmaßnahmen gestellt. Zugleich verhandeln der Bund, Uniper und der finnischen Großaktionär Fortum. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat Uniper Hilfe zugesagt, Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck zufolge seien bereits erhebliche Bundesmittel zur Stabilisierung der Gaslieferkette auf Ebene der Importeure aufgewendet worden, darunter auch für Uniper.

Habeck will zudem die finnischen Eigentümer in die Pflicht nehmen: "Es gehört ja jemandem, auch jemandem, der solvent ist und der stützen kann", sagte der Grünen-Politiker am Wochenende dem Deutschlandfunk.

Das Problem: Aktuell lehnt die finnische Regierung weitere finanzielle Hilfe durch Fortum ab. Sie sieht es für den Konzern nicht als möglich an, mehr in Uniper zu investieren, wie Europaministerin Tytti Tuppurainen, die auch die finnischen Staatsbeteiligungen beaufsichtigt, der finnischen Nachrichtenagentur STT sagte. Fortum hat seinem deutschen Ableger bereits rund vier Milliarden Euro als Barmittel und nochmal genauso viel als Garantien zu Verfügung gestellt.

Fortum hat stattdessen Freitag eine Restrukturierung Unipers vorgeschlagen – mit dem Ziel, eine Versorgungssicherheitsgesellschaft im Eigentum des Bundes zu gründen. "Wir glauben, dass eine Neuordnung des Geschäftsportfolios von Uniper, also eine Bündelung der systemkritischen deutschen Geschäftsbereiche, die akuten Probleme langfristig am besten lösen kann", sagte Fortum-Finanzchef Bernhard Günther.

Höchstwahrscheinlich läuft es am Ende auf einen Mix der Maßnahmen hinaus: Ein milliardenschwerer Einstieg des Bundes bei Uniper – laut "Handelsblatt" könnten es mehr als 30 Prozent sein – über eine Beteiligung beim Eigenkapital und dazu die Möglichkeit, dass Preissteigerungen beim Gaseinkauf an die Kunden weitergegeben werden dürfen.

An den Umfragen des Meinungsforschungsinstituts Civey kann jeder teilnehmen. In das Ergebnis fließen jedoch nur die Antworten registrierter und verifizierter Nutzer ein. Diese müssen persönliche Daten wie Alter, Wohnort und Geschlecht angeben. Civey nutzt diese Angaben, um eine Stimme gemäß dem Vorkommen der sozioökonomischen Faktoren in der Gesamtbevölkerung zu gewichten. Umfragen des Unternehmens sind deshalb repräsentativ. Mehr Informationen zur Methode finden Sie hier, mehr zum Datenschutz hier.

Welche Folgen hat die Entwicklung für deutsche Gas-Kunden?

Die Bundesregierung werde die Option wählen, die für den deutschen Steuerzahler die beste und günstigste und für die Versorgungssicherheit die sicherste sei, hatte Habeck betont. Oberste Prämisse sei es die Energiesicherheit in Deutschland sicherzustellen – was am Ende auch mit höheren Kosten für die Endverbraucher einhergehen kann.

Mit Material der Deutschen Presse-Agentur.
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