Alle vier Jahre steht für die Profi-Mountainbiker*innen der XCO-Disziplin ein ganz besonderes Rennen an: die Olympischen Spiele! Am Sonntag und Montag (28. & 29. Juli) finden im Rahmen der Sommerolympiade in Paris zum achten Mal MTB-Rennen statt. Livestream, Favoriten, deutsche Starter*innen: Wir haben alle aktuellen Informationen.

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Olympia 2024: das ist passiert

Die Mountainbikerennen der olympischen Spiele sind passé. Die beiden Top-Favoriten Tom Pidcock und Pauline Ferrand-Prevot, konnten die Erwartungen erfüllten und rolllten, beide auf Pinarello unterwegs, als Erste über die Ziellinie.

Bei den Damen komplettierten Haley Batten (USA) und Jenny Risveds (Schweden) mit den Plätzen zwei und drei das Podium.

Das Herrenrennen blieb bis zum Schluss spannend und war ein Zweikampf zwischen Victor Koretzky (Frankreich) und Tom Pidcock (UK). Im letzten Streckenabschnitt konnte Pidcock den Franzosen Koretzky überholen und sich die Goldmedaille sichern. Dritter wurde Alan Hatherly (RSA), der als erster Nicht-Europäer Edelmetall in einem olympischen Cross-Country-Rennen gewann.

Die deutschen Fahrer und Fahrerin legten solide Ergebnisse ab, eine Podiumsplatzierung blieb aber in Ferne. Nina Benz konnte bei den Frauen auf einem soliden 16. Platz finishen. Die deutschen Männer, Julian Schelb und Luca Schwarzbauer rollten auf Platz 15 und 16 ins Ziel.

Rückblick

Erstmals wurde 1996 in Atlanta um Olympia-Medaillen im MTB XCO (Cross Country Olympic) gekämpft. Damals gewann der Niederländer Bart Brentjens, den man zuletzt vor allem als Kommentator der Weltcup-Rennen bei Red Bull TV kannte. Damals waren die Racer*innen im US-amerikanischen Bundesstaat Georgia noch auf 26-Zoll-Bikes und mit Felgenbremsen unterwegs. An Bord moderner High-End-Bikes werden 36 Frauen und 36 Männer Ende Juli bei den 33. Olympischen Spielen in Paris antreten.

Wann und wo finden die Rennen statt?

Der Elancourt Hill rund 40 km südwestlich von der Pariser Innenstadt ist mit 231 m der höchste Punkt in der Region Paris und wird Austragungsort der achten olympischen MTB-Wettbewerbe sein. Die Rennen finden am Sonntag, 28. Juli (Frauen) und am Montag, 29. Juli (Herren) jeweils um 14:10 Uhr statt. Die nächstgelegene Stadt Saint-Quentin-en-Yvelines mit rund 230.000 Einwohnern ist zudem Austragungsort der BMX-Wettkämpfe. Zusätzlich ist der Palast von Versailles, eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten rund um Paris, nur wenige km vom Elancourt Hill entfernt. Bei gutem Wetter soll man von dem Hügel bis auf den Eiffelturm blicken können. So dürfte es am Sonntag sein. 26 Grad (Sonntag) bzw. 30° (Montag) sind angesagt, die Strecke dürfte trotz Regen am Samstag an den beiden Renntagen staubtrocken sein.

Wie kann ich die Rennen schauen?

Die Olympischen Sommerspiele gehören neben Fußball-WM, Superbowl und Co auch in Sachen TV-Übertragung und Zuschauerzahlen zu den wichtigsten Sportevents der Welt. Vom 26. Juli bis 11. August wird man im Fernsehen oder online im Livestream die Spiele verfolgen können. Das Cross-Country-Rennen der Damen wird in der ARD in voller Länge im Stream übertragen: Moderator Florian Naß, den viele auch von Tour-de-France-Übertragungen kennen, legt ab 14 Uhr los. [LINK zum Stream]

Außerdem wird das Rennen im Schweizer Fernsehen SRF 2 übertragen. In der Schweiz oder aus Deutschland (mit VPN) kann man im Stream ab 14 Uhr neben Adrian Arnet auch Nino Schurters Teamchef Thomas Frischknecht lauschen. Insights vorprogrammiert! ORF (Österreich) bietet abseits der Berichterstattung aller Disziplinen auf ORF 1 keinen kompletten Online-Livestream an (so auch bei den Herren am Tag darauf). Zu guter Letzt versorgt Pay-TV-Dienstleister Eurosport 2 sowie Discovery+ (ab 13:55 Uhr), die auch alle UCI-Weltcups übertragen, uns mit einem Livestream.

Nachdem am Sonntag die Olympiasiegerin ausgefahren wurde, sind am Montag (29.07.) dann die Männer dran – ebenfalls um 14:10 Uhr. Die beiden öffentlich-rechtlichen Sender wechseln sich mit der Berichterstattung ab – der Stream des Herren-Rennens ist am Montag ab 13:55 online beim ZDF zu verfolgen, kommentiert von Andreas Kürten. [LINK zum Stream]

Auch SRF 2 und Discovery+ sind wieder am Start: SRF 2 startet ab 14 Uhr, erneut mit Adrian Arnet und Thomas Frischknecht als Kommentatoren, Discovery+ legt um 13:50 Uhr los und zeigt ebenfalls das gesamte Rennen im Livestream.

Du bist schon heiß auf die Rennen? Geheim-Tipp: Den Replay des Olympia-Rennens in Tokio 2021 findest du auf der offiziellen Olympia-Webseite.

Der Olympia-Kurs am Elancourt Hill

Laut offizieller Event-Website soll die Location Platz für 15.000 Menschen (davon 2700 auf Sitzplätzen) bieten. Die Strecke wurde vom südafrikanischen Streckenbau-Experten Nick Floros, der auch die Olympia-Tracks von Rio 2016 und Tokio 2021 gestaltet hat, designt und soll "zu 95% existierende Wege" nutzen. Nach den Olympischen Spielen bleibt das Gelände in ähnlicher Form erhalten, soll Mountainbiker sowie Wanderer anlocken und auch für MTB-Rennen genutzt werden.

Rückblick auf 2021: Wie verliefen die Olympia-Rennen in Tokyo?

In der 28-jährigen Geschichte mit acht Austragungen gewannen Schweizer sowie französische Fahrerinnen und Fahrer 16(!) von 42 Medaillen. Und seien wir mal ehrlich: Die Dominanz unserer beiden Nachbarnationen ist ungebrochen – 2021 in Tokyo besetzten die Schweizer Fahrerinnen (Jolanda Neff, Sina Frei, Linda Indergand) das komplette Stockerl! Mathias Flückiger und Nino Schurter (beide Schweizer) fuhren vor drei Jahren in Japan auf die Plätze 2 und 4. Es gewann der Brite Thomas Pidcock – damals noch auf einem ungelabeltem BMC Fourstroke, in Paris wird der Ineos-Grenadiers-Fahrer auf dem neuen Pinarello Dogma XC unterwegs sein.

Geplatzte Hoffnung auf die Titelverteidigung für Jolanda Neff – Sie wird aufgrund von anhaltenden Atemwegsproblemen in Paris leider nicht an den Start gehen. Fairplay: Die Eidgenössin hat dies früh genug bekannt gegeben und so den Platz für Sina Frei freigemacht, die an der Seite von Alessandra Keller um Olympia-Gold kämpfen wird.

MTB Test Event in Paris im September 2023

Anders als die meisten Weltcup-Strecken, welche die Fahrer*innen im Schlaf fahren könnten, wird der Olympia-Track in Paris Ende Juli 2024 von den meisten Startenden im Wettkampf zum ersten Mal unter die Stollen genommen. Zumindest unter Wettkampfbedingungen. Wobei: Am 24.09.2023 fand am Elancourt Hill das MTB Test Event statt! Bei dem Einladungsrennen in Frankreich waren einige der besten Profis und Mitfavorit*innen dabei. Ein französischer Doppelsieg durch Loana Lecomte und Victor Koretzky sorgte für Begeisterung der französischen Fans.

Wer startet bei Olympia?

In der Weltcup-Gesamtwertung 2023 finden sich bei den Herren mit Nino Schurter, Mathias Flückiger und Lars Forster allein in der Top 10 schon drei Schweizer Athleten – doch je nach Anzahl der Weltranglistenpunkte der Nation gibt es nur eine gewisse Anzahl an Startplätzen. Ein sechsseitiges, kaum durchzublickendes PDF-Dokument des Radsportweltverbands UCI gibt Aufschluss darüber, wer zu Olympia darf bzw. wie viele Fahrer*innen die Verbände der Länder nach Paris schicken dürfen.

Die erstplatzierten acht Länder des "UCI Mountain Bike Olympic Qualification Ranking", der Qualifikationszeitraum endete am 26. Mai 2024, dürfen immerhin 2 Athlet*innen nach Paris schicken. Übrigens: Für Olympia qualifiziert sich nie ein/e einzelne/r Athlet*in, sondern das jeweilige Land nominiert für Olympia eine/n oder zwei Fahrer*innen. Für das Frauen- sowie das Männer-Rennen gelten identische Qualifikationsregeln. Am Ende des kaum überblickbaren, strikt geregelten Qualifikationsprozesses stehen 36 Startende pro Rennen (m/w).

Welche deutschen Startende sind in Paris dabei?

Im UCI Mountain Bike Olympic Qualification Ranking, also dem Nationenranking, lag Deutschland am Ende mit 6464 Punkten auf Platz 6 (Herren) und bei den Damen ganz knapp auf Platz 9. Das bedeutet, dass zwei Herren und eine Frau in Paris den Bundesadler auf der Brust tragen werden. Die Wahl des BDR (Bund deutscher Radfahrer) und Bundestrainers fiel neben Nina Benz auf Luca Schwarzbauer und Julian Schelb. Weitere Top-Fahrer wie Lia Schrievers, David List und Maximilian Brandl (beide Lexware), der beim Weltcup in Crans-Montana (SUI) schwer stürzte, zogen "den Kürzeren".

Und wieso? Luca Schwarzbauer bekam vom Verband schon früh in der Olympia-Vorbereitung das Go, ließ er uns im Interview wissen. Die Erfolge der letzten beiden Saisons sprechen für ihn. In Obergessertshausen kürte er sich jüngst zum deutschen XCO-Meister. Julian Schelb konnte seine Form vom Frühjahr bis zum entscheidenden Weltcup in Tschechien sowie in Crans-Montana (Platz 2 und 5!) konstant ausbauen und scheint zurück in der Weltspitze. Der Schlechtwetterspezialist sicherte sich im Mai zudem zwei Medaillen bei der EM in Rumänien. Er hat sich im UCI-Individualranking innerhalb eines halben Jahrs von Platz 101 bis unter die besten 30 Athleten weltweit hochgearbeitet.

Auch Nina Benz gewann in Rumänien eine Medaille: Bronze im Cross-Country! Bei der DM brachte sie jüngst Bronze mit nach Hause. Die Lexware-Fahrerin fuhr 2024 in Nové Město na Moravě (CZ) erstmals in die Top 10, im Val di Sole (IT) landete sie auf dem 13. Rang. Dort wo sie im vergangenen Jahr 11. bei der WM wurde! Beste Aussichten also, um auch in Paris vorne mitzuspielen.

2021 waren die Olympiastarter in Tokio übrigens Max Brandl, er belegte Platz 21, sowie Manuel Fumic (P. 28), der seine aktive Karriere danach beendete und nun Teammanager des Cannondale Factory Racing Teams ist, alle "seine" vier Athlet*innen werden bei Olympia starten. In London 2012 war Fumic Siebter.

Wer sind die Favorit*innen auf Gold?

Unsere Redakteure Lukas Ittenbach und Lukas Hoffmann haben schon Anfang Juni für MB-Ausgabe 08/2024 ihre Tipps abgegeben: "Itte" setzte Evie Richards (GBR) bei den Damen auf den Gold-Slot, "Luki" sieht Puck Pieterse (NEL) vorne. Bei den Herren gehen die Meinungen unserer Cross-Country-Fans erneut auseinander: Während Lukas I. auf Sam Gaze (NZL) tippt, schätzt Lukas H. den französischen Specialized-Piloten Victor Koretzky am stärksten ein.

Natürlich gibt es viele weitere Favoriten auf eine Olympia-Medaille – egal ob im Herren- oder Damen-Rennen. Die aktuell schnellsten Damen: Pauline Ferrand-Prévot (FRA), Anne Terpstra (NED), Jenny Rissveds (SWE), Loana Lecomte (FRA), Haley Batten (USA) und Alessandra Keller (SUI).

Weitere männliche Medaillen-Hoffnungen dürften Titelverteidiger Tom Pidcock (GBR), Ex-Weltmeister Jordan Sarrou (FRA), Alan Hatherly (RSA), Mathias Flückiger (SUI) und natürlich der 10-fache Weltmeister und Olympia-Sieger von 2016 Nino Schurter (SUI) sein. Bei den Männern wird aber auch Luca Schwarzbauer vorne mitspielen, eine Medaille für ihn oder auch Julian ist nicht ausgeschlossen. "Meine Traumvorstellung wäre es natürlich, eine Medaille zu holen", bestätigte Schwarzbauer in unserem Interview.

MTB XCO Olympia in Paris: Kann man zuschauen?

Paris liegt mit dem Auto nur rund sieben Fahrstunden entfernt von unserer Redaktionsheimat Stuttgart. Auch viele andere Deutsche sind insbesondere mit dem Zug recht fix vor Ort. Selbst London 2012 war eine weitere Anreise für alle Fans! Doch kann man beim olympischen XCO-Rennen vor Ort überhaupt dabei sein? Dafür braucht man Tickets, die schon vor Monaten per Lotterie vergeben wurden. Auch wir hatten uns früh in 2023 für die Ticketlotterie angemeldet, konnten uns über diesen Weg aber leider keine Karten sichern. Die Rennen werden aber im Livestream der öffentlich-rechtlichen Sender (s. oben) zu sehen sein.

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Fazit: Olympia Paris 2024

Olympia ist nicht einfach irgendein Event! Das Event begeistert zig Millionen Fans rund um den Globus, bis zu vier Milliarden Zuschauern schauen weltweit insgesamt zu. Und seit 28 Jahren ist auch MTB XCO ein Teil davon. Die MTB-Wettkämpfe bei Olympia Paris 2024 werden fesselnd, actionreich und spannend (auch vor dem Fernseher!) – wir freuen uns darauf. Es bleibt interessant, wer sich die heißbegehrte goldene Medaille am 28. bzw. 29. auf dem Stockerl am Elancourt Hill überziehen darf. Wir drücken natürlich die Daumen für Nina Benz sowie Julian Schelb und Luca Schwarzbauer.  © Bike-X

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