Die Vorreiter beim 5G-Netzausbau kommen aus Asien und den USA: Dort soll die neue Mobilfunkgeneration mit superschnellem Internet spätestens Ende 2019 starten. In Deutschland dauert es mindestens bis 2020 – und selbst dieser Starttermin ist noch ungewiss. Anders als in anderen Regionen der Welt stehen hierzulande nicht die Verbraucher im Mittelpunkt.

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Schon beim Ausbau von 4G, der aktuellen Mobilfunkgeneration, war Deutschland eher langsam: 2010 startete der Ausbau von LTE hierzulande. Norwegen und Schweden etwa waren schon ein Jahr früher dran.

Und auch heute noch hinken wir hinterher: Spitzenreiter bei der Netzabdeckung mit LTE ist Südkorea mit 97 Prozent, gefolgt von Japan mit 94 Prozent und Norwegen mit 92 Prozent, so das Analyse-Unternehmen OpenSignal im Februar 2018.

Deutschland liegt gerade einmal bei 66 Prozent und belegt damit Rang 70 weltweit - zwischen Albanien und Kolumbien. Aber das ist noch nicht alles: Die Deutschen surfen via LTE im Schnitt mit einer Geschwindigkeit von 23 Megabit pro Sekunde (Mbit/s), so die Zahlen von OpenSignal. Zum Vergleich: Bei den Spitzenreitern Singapur, den Niederlanden, Norwegen und Südkorea sind es zwischen 40 und 44 Mbit/s.

Die Deutsche Telekom hat die OpenSignal-Messmethode zwar kritisiert, doch das Statistikportal Statista schrieb zu den Zahlen: "Wer zuverlässig und schnell mobil surfen will, sollte nicht in Deutschland leben."

5G-Anforderungen stehen, nun muss ausgebaut werden

Nun steht die nächste Mobilfunkgeneration in den Startlöchern: 5G wird bis zu tausendmal schneller sein als 4G. Die Internationale Fernmeldeunion hat schon 2016 die technischen Anforderungen für den neuen Standard festgelegt.

Bis zur Markteinführung der ultraschnellen Mobiltechnik muss aber zum Beispiel die Glasfaserinfrastruktur ausgebaut werden: ohne Hochleistungskabel an den Basisstationen kein Hochleistungsfunk. Außerdem müssen mehr Antennen aufgestellt werden.

Aber wann wird 5G weltweit eingeführt, welche Länder sind Spitzenreiter und wer hinkt hinterher?

Japan, Südkorea und die USA sind 5G-Vorreiter

Die 5G-Vorreiter kommen nicht aus Europa. Ganz vorne dabei sind die USA: Sie starten schon Ende 2018 mit zunächst begrenzten 5G-Netzausbauten in wenigen Städten.

Großflächig geht es Anfang 2019 los. "Alle großen Netzbetreiber wie AT&T, Verizon und T-Mobile US haben beschlossen, dass sie sehr schnell am Markt sein wollen", erklärt Volker Held, Head of 5G Development beim finnischen Mobilfunkausrüster Nokia.

Noch können Kunden 5G nicht nutzen: Damit ein Smartphone sich mit dem 5G-Netz verbinden kann, braucht es passende Geräte. Die haben die Hersteller für 2019 versprochen.

Südkoreas 5G-Testlauf während der Olympischen Spiele

Die anderen 5G-Pioniere kommen aus Asien. "Südkorea will ebenfalls vorn mit dabei sein und schnell ein flächendeckendes Netz hochziehen", erläutert Held. Einen ersten 5G-Testlauf gab es bereits bei den Olympischen Winterspielen Anfang 2018 in Pyeongchang – zusammen mit Nokia.

"Wir haben schon bestimmte Anwendungsszenarien gezeigt und etwa hochauflösende Videosignale von an Bobs montierten Kameras mit 5G übertragen", sagt Held. Bereits 2019 wollen die Telekommunikationskonzerne Südkoreas ein flächendeckendes Netz ausbauen, schreibt die "Tagesschau".

Japan und China haben große Pläne

Auch Japan will bei der 5G-Revolution früh mitmischen. "5G-Dienste werden spätestens zu den Olympischen Spielen 2020 [in Tokio; Anmerkung der Redaktion] zur Verfügung stehen", weiß Held.

Tests und die Infrastruktur sind schon so weit fortgeschritten, dass Provider den neuen Netzstandard in urbanen Gegenden bereits 2019 anbieten wollen.

Die Marktforscher von Juniper Research sehen auch Japan und Südkorea als "klare Anführer" in der 5G-Entwicklung. 43 Prozent der weltweiten Verbindungen mit dem neuen Standard werden demnach 2019 in diesen beiden Ländern erfolgen.

China haben die Marktforscher außen vor gelassen, obwohl auch dieses Land große Pläne hat: Der 5G-Start soll spätestens 2020 erfolgen. Das Land will die USA trotzdem noch überholen: China hat nach eigenen Angaben zehnmal so viele 5G-Mobilfunkmasten wie die USA aufgestellt.

2025 könnte die Hälfte aller 5G-Nutzer weltweit in China wohnen, so eine Analyse von CCS Insights.

Skandinavische Länder funken mit

Und wie sieht es mit dem 5G-Ausbau in Europa aus? Verglichen mit den USA und den asiatischen Ländern hinke der Kontinent "leicht hinterher", erklärt Volker Held. "Wir erwarten aber, dass es auch in einigen skandinavischen Ländern sehr schnell gehen wird, zum Beispiel in Finnland."

Dort sowie in Estland ist Elisa der erste Provider weltweit, der Kunden bereits 5G-Verträge anbietet. Die Premierminister von Norwegen, Island, Schweden, Dänemark und Finnland erarbeiteten einen ambitionierten Aktionsplan: Sie wollen "die erste und am besten integrierte 5G-Region der Welt" bilden.

Großbritannien hat die 5G-Frequenzen zwar schon im April 2018 versteigert und die Provider haben mit ersten Feldversuchen begonnen. Eingeführt werden soll der Funkstandard aber frühestens 2020. Frankreich will ebenfalls 2020 eine erste Großstadt mit 5G-Verbindungen ausrüsten.

Deutschland ist kein Vorreiter

Und wo steht Deutschland im Vergleich mit Europa, was 5G angeht? "Im Mittelfeld", sagt Volker Held. "Es ist kein Vorreiter, aber auch kein Nachzügler."

Hierzulande steht im Frühjahr 2019 die Versteigerung der 5G-Funkfrequenzen durch die Bundesnetzagentur an. Anschließend müssen die Provider aber noch die Infrastruktur ausbauen.

Frankreich geht hier einen anderen Weg: Wer die Infrastruktur errichtet, bekommt die Frequenzen und muss sie nicht ersteigern. Wann der Startschuss für 5G in Deutschland dann fällt, hängt von den Netzbetreibern ab.

Es gebe hier nicht den aggressiven Ansatz zur schnellen Markteinführung, sagt Held. Doch das müsse man differenziert betrachten. Denn während die USA die Konsumenten im Blick hätten und ihnen höhere Datenraten anbieten wollten, liege der Schwerpunkt hierzulande bei der Entwicklung neuartiger 5G-Dienste für die Industrie.

Der Experte erklärt: "Es gibt etwa einen großen Feldversuch mit dem Betreiber des Hamburger Hafens, der Deutschen Telekom und uns dazu, wie 5G in einer Hafenumgebung vielseitig eingesetzt werden kann."

5G als Antreiber für Wirtschaftswachstum

Könnte es also wirtschaftliche Risiken für Deutschland geben, wenn der 5G-Ausbau im internationalen Vergleich eher langsamer vorangeht? "Natürlich ist die Telekommunikations-Infrastruktur ein wesentlicher Erfolgsfaktor, wenn es um die Wettbewerbsfähigkeit einer Wirtschaft geht", meint Held.

Daraus könnten zwar Risiken entstehen, doch diese "können nach meiner Einschätzung nicht allein auf 5G bezogen werden. Die Qualität der Netzinfrastruktur insgesamt ist entscheidend." Der neue Netzstandard biete das Potenzial, einen großen Sprung nach vorne zu machen.

"5G wird eine wesentliche Rolle in Feldern wie Industrie 4.0, Logistik und Mobilität spielen, sodass ein zügiger Ausbau des 5G-Netzes volkswirtschaftlich bedeutsam sein wird", sagt der Experte.

Verwendete Quellen:

Transparenzhinweis: WEB.DE und GMX sind Teil der United Internet AG, die sich möglicherweise an der Auktion zur Vergabe der Frequenzen für den neuen Mobilfunkstandard 5G beteiligen wird.



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