• Die zweite S-Bahn-Stammstrecke in München wird voraussichtlich teurer und später fertig als geplant.
  • Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) sagte ein für Donnerstag geplantes Treffen in Bayern kurzfristig ab.
  • Landesverkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) fordert vom Bund außerdem allgemein mehr Geld für den Nahverkehr.

Mehr Panoramathemen finden Sie hier

Die zweite S-Bahn-Stammstrecke in München wird voraussichtlich teurer und später fertig als geplant. Wie der bayerische Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) bei einer Pressekonferenz am Donnerstag mitteilte, rechnet der Freistaat beim Preisstand von 2021 mit Kosten von bis zu 7,2 Milliarden Euro. Eine Fertigstellung des Projekts werde in einem "Zeitfenster bis 2037" erwartet. Bisher waren rund 3,8 Milliarden Euro und 2028 vorgesehen. Zuvor hatte die "Süddeutsche Zeitung" über die Verzögerung und Preissteigerung berichtet.

Zweite Stammstrecke: Wissing sagte Termin in München ab

Ein für den 30. Juni geplantes Gespräch zwischen Bernreiter, Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP), Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und Katrin Habenschaden (Grüne), Zweite Bürgermeisterin von München, wurde kurzfristig von Wissing abgesagt. Verkehrsminister Bernreiter warf Wissing schlechten Stil vor: Man warte seit dreieinhalb Monaten auf das Treffen und habe dringenden Gesprächsbedarf.

Der FDP-Politiker habe angekündigt, in nächster Zeit keinen Termin in Bayern wahrnehmen zu können, so Bernreiter: "Ich stelle fest: Herr Wissing kneift." Bernreiter forderte vom Bund außerdem mehr Geld für den Erhalt und Ausbau des Nahverkehrs. "Wir erwarten, dass die Deutsche Bahn sowohl ihre Kostenschätzung als auch ihren Zeitplan offenlegt", sagte Bernreiter mit Blick auf den seit längerem schweigsamen Maßnahmenträger.

Oberbürgermeister: Projekt darf kein zweiter BER werden

Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) zeigte sich ebenfalls enttäuscht über die Absage des Bundesverkehrsministers und teilte zu den erwarteten Verzögerungen und Preissteigerungen unter anderem mit: "Sollten sich diese Ankündigungen tatsächlich bewahrheiten, wäre dies für die Münchnerinnen und Münchner und die Menschen in der Region eine inakzeptable Entwicklung. Ich hoffe sehr, dass die zuständigen Projektträger, Bund, Freistaat und Deutsche Bahn, alles daran setzen, dass das größte Infrastrukturprojekt Deutschlands kein zweiter Berliner Flughafen (BER) wird."

Bayern kritisiert Bundesregierung

Eine Sprecherin der Deutschen Bahn sagte am Mittwoch, die DB stehe mit den Projektpartnern im regelmäßigen Austausch. "Das umfasst auch die Zeit- und Kostenpläne des Projekts. Zu der Berichterstattung möchten wir uns nicht äußern." Alle Münchner S-Bahnen müssen auf der 1972 zu den Olympischen Spielen eröffneten Stammstrecke in einem Tunnel die Münchner Innenstadt unterqueren.

Um dieses Nadelöhr zu beseitigen, wird auf rund zehn Kilometern eine zweite Stammstrecke gebaut. Im Oktober 2016 haben der Bund und der Freistaat Bayern die gemeinsame Finanzierung vereinbart. Danach trägt der Bund 60 Prozent der förderfähigen Baukosten. Zugrunde lagen die damals von der Deutschen Bahn errechneten Gesamtkosten von 3,85 Milliarden Euro. (dpa/okb)

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.