- Der Vormarsch der Taliban in Afghanistan hat auch Folgen für Deutschland.
- Staatsminister Michael Roth (SPD) rechnet damit, dass die Zahl der Migranten nun stark ansteigt.
- Omid Nouripour, Außenexperte der Grünen, sorgt sich um die Sicherheitslage in Deutschland.
Der Vormarsch der Taliban in Afghanistan wird nach Ansicht des Staatsministers im Auswärtigen Amt, Michael Roth (SPD), die Europäische Union und Deutschland mit einer stark steigenden Flüchtlingszahl konfrontieren. "Die Zahl der Geflüchteten hat bereits dramatisch zugenommen", sagte Roth der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post".
Roth führte aus, derzeit gebe es am Hindukusch 3,5 Millionen Binnenflüchtlinge, 400.000 allein in diesem Jahr. Der Druck werde nicht nur weiter "massiv" auf die Türkei, Iran und Pakistan wachsen. "Ich bin mir sicher, dass der Migrationsdruck auf die EU und Deutschland aber auch zunehmen wird", sage der Staatsminister.
Rückführung deutscher Staatsbürger geplant
Umso wichtiger sei es, dass das EU-Abkommen mit der Türkei zur Unterstützung der Flüchtlinge vor Ort schnell umgesetzt werde. So habe es bereits im Juni eine Überarbeitung des Abkommens gegeben.
Zugleich sagte Roth den Schutz deutscher Staatsbürger in Afghanistan zu. "Wir werden bis zum Ende des Monats ein bis zwei Charterflüge organisieren, um noch einmal eine größere Anzahl an Menschen nach Deutschland zu bringen", sagte er der "Rheinischen Post".
"Das Land wird nicht zur Ruhe kommen"
Grünen-Außenexperte
Sollten die Taliban die Macht in Afghanistan übernehmen, stehe ihnen erst einmal ein Krieg mit dem Islamischen Staat (IS) bevor, ist der außenpolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion überzeugt. "Beide Gruppen haben sich bislang heftig bekämpft. Das Land wird jedenfalls nicht zur Ruhe kommen."
Grünen-Außenexperte um Sicherheitslage Deutschlands besorgt
Nouripour warnte, nach einer Machtübernahme der Taliban in Afghanistan bekomme auch das Terror-Netzwerk al-Kaida "wieder Oberwasser". Dies hätte "Folgen für unsere Sicherheitslage".
Seit Beginn des vollständigen Abzugs der Nato-Truppen aus Afghanistan haben die Taliban weite Teile des Landes unter ihre Kontrolle gebracht. In den vergangenen Tagen nahmen die Islamisten rund die Hälfte der 34 afghanischen Provinzhauptstädte ein, darunter zuletzt auch die zweitgrößte Stadt Kandahar. Am Freitag standen sie nach Eroberung der Provinzhauptstadt Pul-i-Alam nur noch 50 Kilometer vor Kabul. (afp/mcf)
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