In Moskau wird am heutigen Freitag der Oppositionelle Alexej Nawalny beerdigt. Für die Trauernden wird die Beerdigung und die Trauerfeier zum Spießrutenlauf. Tausende sind gekommen, um sich zu verabschieden.
Erst kam der Sarg mit dem im Straflager gestorbenen Kremlgegner
Während das berühmte Frank-Sinatra-Lied "My way" gespielt wurde, nahmen Angehörige des 47-jährigen Oppositionellen Abschied von ihm am offenen Sarg. Sein Team, das wegen drohender Festnahme im Ausland ist, rang mit den Tränen, als Nawalnys Angehörige den Leichnam küssten.
Der Körper wurde anschließend mit einem Tuch abgedeckt, bevor der Sarg verschlossen und in die Erde gelassen wurde. Tausende Menschen waren auf dem Weg zum Friedhof, um sich von Nawalny zu verabschieden.
Tausende Anhänger nehmen Abschied von Nawalny
Hunderttausende verfolgten die Übertragung. Die Menschen an der Kirche skandierten "Nawalny", "Nawalny", "Nawalny". Einige riefen auch: "Du hattest keine Angst. Und wir haben keine Angst." Zur Trauerfeier kamen auch westliche Botschafter, darunter der Deutsche Alexander Graf Lambsdorff.
Viele warteten mit Blumen in der Hand, um sich von dem Gegner des Kremlchefs
"Wir haben keine Politiker wie ihn mehr und niemand weiß, wann wir wieder welche haben werden", sagte die 55-jährige Maria. Sie empfinde "Angst und Trauer". Der 43-jährige Maxim sagte, er sehe "nichts Illegales daran, sich von einem großen Mann zu verabschieden".
"Russland ohne Putin!", "Putin ist ein Mörder!", "Russland wird frei sein!" und "Nein zum Krieg!" skandierten Menschen im Chor, wie Reporter der Deutschen Presse-Agentur am Freitag berichteten. Sie sprachen angesichts des Großaufgebots an Uniformierten der Sonderpolizei Omon von einer angespannten Atmosphäre.
Angehörige erhalten Leichnam mit Verzögerung
Die Angehörigen hatten den Körper des 47-Jährigen am Morgen in der Leichenhalle in Moskau mit Verzögerung für die Beerdigung erhalten. Nawalnys Leichnam wurde später, dem orthodoxen Ritus entsprechend, in einem offenen Sarg aufgebahrt. Nach der Trauerfeier in der Kirche zu Ehren der Gottesmutterikone "Lindere meine Trauer" im südöstlichen Bezirk Marjino erfolgte die Beerdigung auf dem Borissowskoje-Friedhof.
Nawalny setzt den Machtapparat auch nach seinem Tod in höchste Nervosität. Putins Behörden befürchten, dass Anhänger des Oppositionsführers gegen den Kremlchef protestieren könnten. Kremlsprecher Dmitri Peskow warnte am Freitag, dass jeder Bürger die Verantwortung trage für eine Teilnahme an nicht erlaubten Aktionen auf der Straße. Zugleich antwortete er auf die Frage eines russischen Journalisten, ob der Kreml etwas zum Tod Nawalnys zu sagen habe: "Nein, nichts."
Schwierigkeiten vor Nawalnys Beerdigung
Das Team des prominentesten Widersachers von Russlands Präsident Wladimir Putin hatte nach eigenen Angaben Schwierigkeiten, einen Ort für den Trauergottesdienst zu finden. Zudem weigerten sich demnach mehrere Bestattungsunternehmen, den Leichnam des Oppositionspolitikers zu transportieren.
Nawalnys Witwe hatte am Mittwoch vor möglichen Polizeiaktionen während der Trauerfeier gewarnt. "Ich weiß nicht, ob es eine friedliche Beerdigung wird, oder ob die Polizei Menschen festnehmen wird, die sich von ihm verabschieden wollen", sagte Julia Nawalnaja im Europaparlament.
Nach Angaben der russischen Menschenrechtsgruppe OWD-Info wurden seit Nawalnys Tod bereits 400 Menschen bei Trauerkundgebungen für den Kreml-Kritiker festgenommen.
Putin will sich im Amt bestätigen lassen
Putin will sich in zwei Wochen bei einer Wahl als Präsident im Amt bestätigen lassen. Unterstützer und Angehörige Nawalnys sowie Menschenrechtler werfen Putin vor, er habe den russischen Oppositionsführer in Haft ermorden lassen. Der Kreml weist das zurück.
Nawalny starb am 16. Februar nach Behördenangaben im Straflager mit dem inoffiziellen Namen "Polarwolf" in der sibirischen Arktisregion Jamal. Die Umstände seines Todes sind nicht geklärt. Der durch einen Giftanschlag 2020 und wiederholte Einzelhaft im Lager geschwächte Politiker soll bei einem Rundgang auf dem eisigen Gefängnishof zusammengebrochen und trotz Wiederbelebungsversuchen gestorben sein. Nach Angaben von Nawalnys Team ist im Totenschein von "natürlichen" Ursachen die Rede. (dpa/AFP/tas)
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