Die E-Mobilität in Deutschland soll Fahrt aufnehmen. Verkehrsminister Andreas Scheuer will Anreize dazu schon in Fahrschulen setzen. Bisherige Beschränkungen bei Führerscheinprüfungen sollen wegfallen. So soll der Automatik-Führerschein attraktiver werden.

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Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) will den Automatik-Führerschein attraktiver machen - auch damit mehr E-Autos in Fahrschulen genutzt werden. Zu möglichen Änderungen liefen derzeit "Vorabstimmungen" auf Arbeitsebene zwischen dem Verkehrsministerium und der EU-Kommission, wie das Ministerium am Donnerstag auf Anfrage mitteilte. Zuvor hatte die "Auto Bild" darüber berichtet.

Automatik-Führerschein soll attraktiver werden

Wer bisher seine Führerscheinprüfung mit einem Automatik-Auto macht, darf kein Auto mit einer manuellen Schaltung fahren - sondern muss eine zusätzliche praktische Prüfung auf einem Auto mit Schaltgetriebe machen. Künftig könnte ein zusätzliches Fahrtraining ausreichen, um mit einem Automatik-Führerschein auch Schalt-Autos fahren zu dürfen.

Für die neue Regelung müsste eine EU-Richtlinie geändert werden. Dem Vernehmen nach wäre es aber auch möglich, dass Deutschland eine Änderung einführt, die dann von der EU "toleriert" wird. Konkret geht es um die Schlüsselzahl 78 im Führerschein - damit dürfen laut ADAC nur Fahrzeuge mit Automatikgetriebe gefahren werden.

Die "Auto Bild" hatte berichtet, die Änderung einer EU-Richtlinie solle den Führerscheinerwerb künftig erleichtern. Eine zweite amtliche Prüfung zu entsprechenden Gebühren solle entfallen. Der Anteil der Automatikfahrzeuge bei Neuwagen ist laut ADAC in den vergangenen zehn Jahren stark gestiegen, und zwar von rund 17 Prozent auf rund 25 Prozent.

Änderung soll Wandel zur E-Mobilität beschleunigen

Mit den Änderungen soll auch der Wandel hin zur E-Mobilität beschleunigt werden. Die Bundesregierung will Elektroautos aus Klimaschutzgründen massiv fördern, die bisher den Marktdurchbruch noch nicht geschafft haben. E-Autos haben ein Automatikgetriebe. Dazu kommt das automatisierte Fahren.

Fahranfänger werden bisher vornehmlich auf Schaltgetriebe-Fahrzeugen ausgebildet, wie es beim Verband Moving International Road Safety Association heißt. Sollte es die Änderungen geben, könnte das Fahrtraining künftig vermehrt auf Automatik-Modellen stattfinden und die Fahrschulen ihre Fuhrparks optimieren. Bisher entschieden sich allerdings viele Fahrschüler gegen eine reine Automatik-Ausbildung.

Scheuer im Dauervorschlagsmodus

Eine Aufwertung des Automatik-Führerscheins ist der nächste Vorstoß Scheuers in den vergangenen Wochen. Erst vor wenigen Tagen hatte der Verkehrsminister eine Reform der Straßenverkehrsordnung angekündigt. So sollen Verkehrssünder künftig härter bestraft werden und die Situation für Radfahrer verbessert werden.

Zudem gibt es Pläne, die Busspur für Fahrgemeinschaften und E-Roller freizugeben. Für diesen Vorstoß erntete Scheuer teils heftige Kritik - genauso wie für einen weiteren Vorschlag Ende Juni: Scheuer wollte das Fahren leichter Motorräder mit einem Auto-Führerschein erlauben. Fahrlehrer, Ärzte und Verkehrsexperten warnten eindringlich vor den Gefahren, die von ungeübten Motorradfahrern ausgehen, und prognostizierten steigende Unfallzahlen. Zustimmung kam hingegen von der FDP und dem Industrie-Verband Motorrad.

Zeitgleich sieht sich Scheuer derzeit mit Vorwürfen konfrontiert, Verträge für die geplatzte Autobahnmaut vorschnell abgeschlossen zu haben. Es stehen mögliche Strafzahlung an die beteiligten Unternehmen in dreistelliger Millionenhöhe im Raum. Derzeit befasst sich auch ein Untersuchungsausschuss mit der Aufarbeitung des Themas und fordert Antworten - vor allem vom Verkehrsminister. (mgb/dpa)

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