Theresa May war mit großen Hoffnungen nach Brüssel gereist. Doch die EU kommt kommt den Briten in Sachen Brexit nur minimal entgegen. Von der heimischen Presse erntet die Premierministerin vernichtende Kritik.
Es war nicht der erhoffte Befreiungsschlag für
Worüber wird hier gestritten?
Es ist tatsächlich immer noch der sogenannte Backstop - die von der EU verlangte Garantie, dass nach dem Brexit zwischen dem EU-Staat Irland und dem britischen Nordirland keine feste Grenze mit Schlagbäumen und Kontrollen entsteht. Dafür steht im Abkommen über den für März geplanten EU-Austritt eine Sonderregel, die aber bei Brexit-Hardlinern auf Widerstand trifft. Unter anderem deshalb ist die Ratifikation des Vertrags in Gefahr, und May fordert Hilfe der EU, um ein Scheitern abzuwenden.
Die EU hatte deshalb beim Gipfel am Donnerstagabend eine Erklärung beschlossen, dass dieser Backstop nur eine Versicherungspolice sei, die möglichst nie genutzt werden soll und wenn doch, dann nur übergangsweise. Eine echte Befristung, wie von den Brexiteers gefordert, sagte die EU aber nicht zu - das lehnt sie seit jeher ab mit dem Argument, dann funktioniere der Backstop nicht mehr als Notfallgarantie.
Presse: "Demütigung für May"
May begrüßte die Zusagen der EU pflichtgemäß und meinte, sie seien weitreichend wie nie und hätten einen "rechtlichen Status". Doch aus Großbritannien kam ein verheerendes Echo. Britische Kommentatoren sprachen am Freitag von einer Demütigung für May und einem "vernichtenden Schlag" gegen Mays Hoffnungen, das Brexit-Abkommen durchs Unterhaus zu bringen.
May sagte daraufhin, sie sei zuversichtlich, noch mehr EU-Zugeständnisse zu erhalten. "Weitere Klarstellungen sind tatsächlich möglich", betonte sie am Freitagnachmittag. Sie werde in den nächsten Tagen mit ihren EU-Kollegen weitere Gespräche führen.
May forderte mehr Zugeständnisse - EU bleibt hart
Wie angespannt die Atmosphäre war, wurde durch eine von Kameras eingefangene Unterhaltung zwischen May und EU-Kommissionschef
Befremdlicher Auftritt von May
EU-Diplomaten berichteten, Mays Auftritt am Donnerstagabend habe die übrigen 27 Staaten nicht überzeugt, sondern eher befremdet. Zum einen habe die britische Regierungschefin von rechtsverbindlichen Zusicherungen gesprochen, was bei den übrigen Staats- und Regierungschefs als Wunsch nach Nachverhandlungen angekommen sei. Zum anderen habe sie nicht klar definieren können, welche Zusagen die Ratifizierung im britischen Unterhaus wirklich voranbrächte.
Belgiens Regierungschef Charles Michel sagte über Mays Auftritt: "Wir haben kein starkes Signal bekommen, dass das Parlament dies billigen wird." Die Ratifizierung in London sei sehr unsicher. "Es gibt gigantische Zweifel", sagte Michel. Auch der luxemburgische Ministerpräsident Xavier Bettel monierte: "In London ist noch ein bisschen so schwabbelig, wie es wirklich aussehen soll." Der irische Regierungschef Leo Varadkar zeigte sich zufrieden mit dem EU-Beschluss und lehnte Nachverhandlungen nochmals ab.
Abstimmung verschoben
Es gibt auch in Großbritannien Zweifel, ob May noch eine Chance hat, das Abkommen zu ratifizieren. Der Premierministerin sei es offenbar nicht gelungen, entscheidende Änderungen am Brexit-Deal zu erreichen, twitterte der Brexit-Sprecher der oppositionellen Labour-Partei, Keir Starmer. Labour forderte, die diese Woche aufgeschobene Abstimmung über den Brexit-Deal im Parlament solle noch vor Weihnachten stattfinden. Die Regierung will das Votum erst im Januar abhalten. (mss/dpa)
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