Der US-Präsident gibt sich im Kampf gegen das Coronavirus betont unbeeindruckt. Allerdings hakt es im Land an vielen Stellen. Das Virus könnte für Donald Trump daher im Wahlkampf zu einem größeren Problem als seine demokratischen Herausforderer werden.

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Die Ansprache von Donald Trump im Hauptquartier der US-Gesundheitsbehörde Centers for Disease Control and Prevention (CDC) vor knapp einer Woche sollte vor allem eines ausstrahlen: Sicherheit. Die Ausbreitung des Coronavirus in den Vereinigten Staaten sei unter Kontrolle, so die Botschaft des US-Präsidenten.

"Jeder der einen Test wünscht, bekommt einen Test", betonte Trump mehrmals. Doch sein Umgang mit dem Coronavirus könnten ihn im US-Wahlkampf nicht nur etliche Stimmen, sondern sogar den Sieg kosten. Grund dafür sind widersprüchliche und teils irreführende Aussagen im Kampf der US-Regierung gegen das Virus.

US-Gesundheitsbehörde warnte schon lange vor dem Coronavirus

Als die CDC schon vor einer Ausbreitung warnten, erklärte Trump noch, das Virus sei in den USA unter Kontrolle. Dann setzte er sich am Wochenende laut der Nachrichtenagentur AP über die Empfehlung seiner eigenen Gesundheitsexperten hinweg, ältere Bürger vor Flugreisen zu warnen. "Es wird weggehen, bleiben Sie einfach ruhig. Es wird weggehen", erklärte Trump am Dienstag lapidar bei einer Ansprache.

Und auch bei der Aussage zu den angeblich breit verfügbaren Tests war Trump mehr als voreilig. Nach dem Auftritt in der CDC-Zentrale versuchte Gesundheitsminister Alex Azar in den vergangenen Tagen, einige von Trumps Behauptungen geradezubiegen.

Nicht jeder US-Amerikaner werde sich auf das Coronavirus testen lassen können, zitierte die "New York Times" Azar am Rande eines Pressebriefings am Samstag im Weißen Haus. "Es sei denn, es wird von einem Arzt oder einem Beamten des öffentlichen Gesundheitswesens angeordnet." So funktioniere das medizinische System in den Vereinigten Staaten, stellte Azar klar.

Rasanter Anstieg der Coronazahlen in den USA

Wie in anderen Industrieländern, sind auch die Infizierten-Zahlen in den USA zuletzt rasant gestiegen – auf über 1.000 am Mittwoch. 40 der 50 Bundesstaaten haben bereits Coronaerkrankte gemeldet, 12 von ihnen haben laut der US-Nachrichtenseite "Axios" sogar den Notstand ausgerufen: Washington, Kalifornien, New York, Oregon, Kentucky, Maryland, Utah, Colorado, North Carolina, Massachusetts, Florida und Michigan. Insgesamt sind bereits 31 Menschen in den USA an COVID-19 gestorben.

Und, das zeigen offizielle Zahlen, es werden vergleichsweise wenige Menschen getestet: Stand 10. März hatten die USA nur etwa 8.500 Personen überprüft. Großbritannien, das etwa ein Fünftel der Einwohner hat, lag hingegen bei 26.000 Tests, Südkorea sogar bei 210.000.

Zu wenige Coronavirus-Tests

Als ein Problem entpuppt sich die Verfügbarkeit von Testkits, wie die US-Zeitung "Politico" recherchierte. Demnach hatte die Regierung am Freitag zwar 700.000 Coronavirus-Tests verschickt. Das war aber weniger als die Hälfte, als der von Trump ernannte Krisenmanager und Vizepräsident Mike Pence den Krankenhäusern zu dem Zeitpunkt versprochen hatte. Im Kampf gegen die Epidemie will Pence betroffenen Bundesstaaten zwar vier Millionen Testsets liefern lassen. Unklar ist, ob und wie diese überhaupt so schnell hergestellt werden können.

Zudem werden offenbar gar nicht alle Menschen mit Symptomen getestet. So hätten es die Gesundheitsbehörden vergangene Woche abgelehnt, eine erkrankte Krankenschwester aus Kalifornien zu testen, obwohl sie einen vom Virus infizierten Patienten behandelt hatte. Das berichtete die "New York Times".

Aber nicht nur Ärzte kritisieren das Krisenmanagement der Trump-Regierung. Auch Börsen-Experten bezweifeln, dass der US-Präsident die Lage richtig einschätzt. Die US-Regierung verhandelt derzeit mit dem Kongress über ein von Trump in Aussicht gestelltes Maßnahmenpaket zur Eindämmung der wirtschaftlichen Auswirkungen des Virus.

Kornblum: Coronavirus-Krise zeigt Trumps Schwächen

Könnten also nicht die demokratischen Bewerber für die Präsidentschaftswahl, Joe Biden oder Bernie Sanders, sondern vor allem das Coronavirus ein Problem für Trump werden?

"Das könnte passieren, ja", meinte John Kornblum am Mittwoch im Deutschlandfunk. Der Demokrat Kornblum war unter Bill Clinton US-Botschafter in Deutschland. Im Zuge der aktuellen Krise zeige Trump "alle seine Schwächen", erklärte Kornblum. "Er sieht irgendwie das Virus als einen Gegner, der ihn infrage stellt". Der US-Präsident bekämpfe das Virus durch Reden, kritisiert Kornblum. Zugleich glaube Trump aber nicht an die Experten.

"Wir haben im Weißen Haus einen perfekt koordinierten und fein abgestimmten Plan für unsere Attacke auf das Coronavirus", tönte Trump etwa am Sonntag auf Twitter.

Kornblum vergleicht die aktuelle Krise für Trump mit der Situation von George W. Bush nach Hurrikan Katrina im Jahr 2005. Bei dem Sturm kamen damals fast 2.000 Menschen ums Leben, der Sachschaden belief sich auf über hundert Milliarden US-Dollar. Nun könnte die Coronavirus-Krise für Trump ein "riesiger Negativpunkt" sein – wenige Monate vor der US-Präsidentschaftswahl.

Mit Material der AFP.
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