Eine Tonbandaufnahme heizt die Debatte über die Trennung von Familien an der Grenze zwischen den USA und Mexiko an. Weinende Kinder rufen nach ihren Eltern – die US-Regierung reagiert kühl und hält an ihrem Kurs fest.
Das harte Vorgehen der Administration von
Nun veröffentlichte die Nichtregierungsorganisation ProPublica eine Audio-Aufnahme, die ihr nach eigenen Angaben von einem Whistleblower zugespielt wurde.
Auf dem Band sind weinende Kinder zu hören, die nach der Trennung auf Spanisch verzweifelt nach ihren Eltern rufen.
Die rund achtminütige Aufnahme soll in einer Einrichtung der US-Einwanderungsbehörde entstanden sein und soll dokumentieren, welche Konsequenzen Trumps Null-Toleranz-Politik an der Grenze zu Mexiko hat.
Im Zuge dieser "Null-Toleranz"-Politik der US-Regierung werden systematisch alle Menschen, die illegal die Grenze überqueren, als Gesetzesbrecher behandelt und festgenommen. Da Kinder nicht mit ihren Eltern inhaftiert werden dürfen, werden die Familien auseinandergerissen.
Trump hatte jüngst betont, dass er die Familientrennungen nicht wolle. "Was passiert, ist so traurig", sagte er. Dabei gibt er den Demokraten die Schuld.
Diese seien für geltende Gesetze verantwortlich, welche die Trennungen vorschrieben. Diese Behauptung ist allerdings nachweislich falsch: Es gibt kein US-Gesetz, das die Behörden zur Trennung von Eltern und Kindern an der Grenze verpflichtet.
2.000 Kinder von ihren Eltern getrennt
In der vergangenen Woche hatte die US-Regierung auf einer Pressekonferenz bestätigt, dass seit dem 19. April knapp 2.000 Kinder von ihren Eltern getrennt wurden. Die Regierung steht dafür heftig in der Kritik. Die Tonspur heizt die Debatte nun weiter an.
Auf Twitter etwa zeigen sich zahlreiche Nutzer geschockt. "Hört euch an, was gerade im Namen von Amerika geschieht", schreibt ein Journalist auf dem Kurznachrichtendienst.
"Das ist nur schwer zu ertragen, aber wir müssen das hören", erklärt eine Sprecherin von ProPublica.
"Mami! Ich will mit Papa mitgehen", ist unter anderem ein kleines Mädchen auf der Aufnahme zu hören, das so heftig weint, dass es kaum Luft holen kann. Ein anderes Mädchen schluchzt: "Ich will nicht von meinem Papa getrennt werden."
Ein weiteres Kind, laut ProPublica sechsjähriges Mädchen bittet die Beamten inständig, ihre Tante anzurufen und erklärt stolz, deren Telefonnummer zu wissen.
Auf der Aufnahme ist zu einem Zeitpunkt ein US-Grenzbeamter zu hören, der vor dem Hintergrund lauten Kinderschluchzens auf Spanisch sagt: "Also, wir haben hier ein regelrechtes Orchester. Das einzige, was fehlt, ist ein Dirigent."
Die auf der Aufnahme zu hörenden Kinder stammen laut ProPublica mehrheitlich aus El Salvador und Guatemala - beides von Gewalt geplagte Länder in Mittelamerika.
Viele Kinder werden nach Angaben demokratischer Abgeordneter in umzäunten Auffanglagern in der Nähe der Grenze festgehalten, die als "Käfige" beschrieben wurden. Heimatschutzministerin Nielsen wies Vorwürfe über eine schlechte Behandlung der Kinder am Montag zurück. Die Kinder würden "gut behandelt", sagte sie in Washington.
Kritik von Melania und der UNO
Donald Trumps Frau
"Frau Trump hasst es zu sehen, wie Kinder von ihrer Familie getrennt werden, und hofft, dass sich die beiden Lager im Kongress endlich auf eine erfolgreiche Einwanderungsreform einigen können", zitierte "CNN" eine Sprecherin von Melania Trump.
Die First Lady der USA glaube daran, "dass wir ein Land sein müssen, in dem alle Gesetze befolgt werden - aber auch ein Land, das mit Herz regiert wird."
Diese Betonung von politischer Empathie wurde als klarer Seitenhieb gegen ihren Mann, US-Präsident Donald Trump, verstanden.
Auch die frühere First Lady Laura Bush kritisierte die Familientrennungen. In einem Beitrag für die "Washington Post" nannte sie die Praxis "grausam" und "unmoralisch".
Kritik kam auch von der UNO. "Kinder dürfen nicht durch die Trennung von ihren Eltern traumatisiert werden", erklärte ein Sprecher von UN-Generalsekretär Antonio Guterres. Menschenrechtskommissar Zeid Ra'ad al-Hussein nannte die Familientrennungen "skrupellos".
Zeid sprach unter Berufung auf den Verband der Kinderärzte in den USA von einem "von der Regierung genehmigten Kindesmissbrauch", der "irreparable Schäden" und "lebenslange Konsequenzen" zur Folge haben könne.
US-Heimatschutzministerin Kirstjen Nielsen bestätigte am Montag unterdessen, dass die Regierung an dem harten Kurs festhalten will. "Wir werden uns nicht dafür entschuldigen, dass wir unseren Job machen", so Nielsen.
Die US-Senatoren Kamala Harris aus Kalifornien sowie Mazie Hirono aus Hawaii forderten Nielsen zum Rücktritt auf, da diese zuvor noch behauptet hatte, an der US-Grenze zu Mexiko würden keine Kinder von ihren Eltern getrennt. (mit Material der afp) © 1&1 Mail & Media/ContentFleet
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