Fantasievoll, bunt und laut haben Tausende Briten am Dienstag gegen den Staatsbesuch von Donald Trump protestiert. Der US-Präsident will davon so gut wie nichts mitbekommen haben.
Tausende Demonstranten haben in London ihrem Unmut über den Staatsbesuch von US-Präsident Donald Trump Luft gemacht. Einige Medienberichte waren im Vorfeld von bis zu 250.000 Demonstranten ausgegangen, es gingen aber deutlich weniger Menschen auf die Straße als bei Trumps Besuch im letzten Jahr.
Die Demonstranten ließen am Dienstag einen Ballon in Form eines riesigen Trump-Babys in Windeln in die Luft steigen.
Am Trafalgar Square bauten sie einen knapp fünf Meter großen sprechenden Donald-Trump-Roboter auf, der mit heruntergelassener Hose auf einer Goldtoilette sitzt.
Andere verkauften Klopapier mit Trumps Gesicht darauf oder protestierten mit Schildern, auf denen stand "Trump ist eine Gefahr für die Welt".
Jeremy Corbyn greift Trump an
Zu den Demonstranten sprach am Nachmittag Oppositionsführer Jeremy Corbyn. Bei vielen Themen wie Einwanderung und Klimaschutz nahm er eine gegenteilige Position zu Trump ein.
Vor allem warnte er vor einer Privatisierung des britischen Gesundheitsdienstes NHS im Zuge eines Handelsabkommens mit den USA. "Wir werden bis zum letzten Atemzug für das Prinzip eines Gesundheitssystems kämpfen, das als Menschenrecht für jedermann offen steht, der es benötigt", rief Corbyn der jubelnden Menge zu.
Trump hatte am Dienstagvormittag ein umfangreiches bilaterales Handelsabkommen mit Großbritannien in Aussicht gestellt: "Wir werden es hinkriegen." Auch Großbritanniens Premierministerin
Trump will von Protesten nichts bemerkt haben
Bei einer Pressekonferenz mit May am Nachmittag auf die Proteste angesprochen, sagte Trump, er habe nur einige wenige Demonstranten gesehen, dafür sehr viele Menschen, die begeistert USA-Flaggen geschwenkt hätten. Womöglich seien Berichte über große Demonstrationen "Fake News".
Auf die Frage eines Journalisten nach Corbyn erklärte Trump, der Oppositionsführer sei eine "negative Kraft". Deshalb habe er abgelehnt, als Corbyn ihn um ein Treffen gebeten habe.
Mit Umweltminister Michael Gove vereinbarte Trump hingegen kurzfristig ein Gespräch, wie die britische Nachrichtenagentur PA am Dienstag berichtete. Der Umweltminister gilt als aussichtsreicher Kandidat für das Amt des Premierministers. Insgesamt warfen bereits ein gutes Dutzend Bewerber ihren Hut in den Ring.
Offenbar möchte Trump bei der May-Nachfolge mitreden: Am Montag hatte er Ärger verursacht, weil er - entgegen diplomatischen Gepflogenheiten - für den britischen Ex-Außenminister Boris Johnson als Nachfolger für May geworben hatte.
May hatte Ende Mai ihren Rücktritt als Parteichefin zum 7. Juni angekündigt. Dreimal war sie zuvor mit ihrem Abkommen über den EU-Austritt im Parlament gescheitert. Bis Ende Juli soll sie von ihrem Nachfolger auch als Regierungschefin abgelöst werden. (mcf/dpa/afp)
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